Löchrige Socken? Ab damit in den Restmüll. Der ölige Lappen, mit dem das Fahrrad poliert wurde? Gleich hinterher. Moment, das geht doch jetzt gar nicht mehr? Alte Textilien dürfen doch seit dem 1. Januar 2025 nicht mehr in die Restmülltonne, oder wie war das doch gleich?

Die neue Altkleiderverordnung, zum neuen Jahr in ganz Deutschland in Kraft getreten, sorgt vielerorts für Verwirrung.

Richtlinie existiert schon seit 17 Jahren

Fakt ist: Bereits seit dem Jahr 2008 gibt es die Richtlinie des Europäischen Parlaments über Abfallentsorgung. Sie besagt, dass die Mitgliedsstaaten der EU Maßnahmen zur „Förderung eines qualitativ hochwertigen Recyclings“ ergreifen müssen: Abfälle wie Papier, Metall, Kunststoffen und Glas müssen demnach getrennt werden. Seit dem 1. Januar 2025 gilt das laut Artikel 11 Absatz 1 der Richtlinie auch für Textilien.

Martin Fetscher leitet seit 2012 das Abfallwirtschaftsamt im Landkreis.
Martin Fetscher leitet seit 2012 das Abfallwirtschaftsamt im Landkreis. | Bild: Göbel, Nathalie

Und wohin nun mit löchrigen Socken, wenn nicht in den Restmüll? Will die wirklich noch jemand verwerten?

Ganz so sei diese Richtlinie nicht zu verstehen, sagt Martin Fetscher. Er leitet das Abfallwirtschaftsamt im Schwarzwald-Baar-Kreis seit dem Jahr 2012. Das von der EU geforderte qualitativ hochwertige Recycling werde in der Region bereits seit Langem praktiziert, betont er.

Andere EU-Staaten, wie beispielsweise Rumänien, seien noch nicht so weit, was den Aufbau von Recyclingkreisläufen angehe. Das wiederum soll die neue Richtlinie fördern und vorantreiben.

So funktioniert das Altkleider-Recycling in der Region

Im Schwarzwald-Baar-Kreis läuft der Recyclingprozess von Alttextilien so ab: „Als Abfallwirtschaftsbetrieb müssen wir die Entsorgungsleistung – also das Sammeln und Verwerten – ausschreiben“, erklärt Fetscher.

Anschließend erhalte ein geeignetes Unternehmen den Zuschlag für die Leistung. Aktuell ist das die Firma Tex-Aid mit Sitz in Darmstadt.

Altkleidercontainer in der Villinger Pontarlierstraße. Die blauen Container im Kreis werden von gemeinnützigen Organisationen ...
Altkleidercontainer in der Villinger Pontarlierstraße. Die blauen Container im Kreis werden von gemeinnützigen Organisationen aufgestellt, hier sind es die Pfadfinder St. Georg Villingen-Schwenningen. | Bild: Göbel, Nathalie

Was passiert anschließend mit den Altkleidern? Sie werden in Sortierbetrieben verarbeitet, sagt Martin Fetscher: Hosen, Jacken, Sommer, Winter, Frauen, Männer – und nach Markt.

Premiumware gehe an Second-Hand-Läden in ganz Mitteleuropa. Dort erziele man die höchsten Erlöse.

Qualität ist das entscheidende Merkmal

Je nach Qualität der Kleidung liege der Wiederverwendungsgrad bei 50 bis 80 Prozent. „Im Grunde vermarkten die Entsorgungsunternehmen die Textilien für uns und der Kreis bekommt die Erlöse“, erklärt Fetscher. Weitere große Märkte seien Osteuropa und Übersee.

Auch gemeinnützige Organisationen sammeln

Außerdem stehen an vielen Stellen im Kreis die blauen Container, die von karitativen Organisationen aus der Region wie den Pfadfindern aufgestellt werden. Auch die hier gesammelten Textilien gehen an Verwerter.

„Die Alttextilverwertung lebt von hoher Qualität.“
Martin Fetscher, Leiter des Abfallwirtschaftsamtes

Die Ausgabe der Kleider an bedürftige Personen spiele eine eher untergeordnete Rolle, sagt Martin Fetscher. An erster Stelle stehe die Vermarktung. Die gemeinnützigen Organisationen würden mit den Erlösen wiederum ihre Arbeit finanzieren.

Fetscher betont: „Die Alttextilverwertung lebt von hoher Qualität.“ Ein ölverschmierter Lappen im Altkleiderbehälter: Der könne die ganze Containerfüllung verschmutzen und unbrauchbar machen.

Bloße Lumpen sollen weiter in den Restmüll

Völlig zerschlissene und vor allem verdreckte Kleidung – also im Prinzip Lumpen – gehörten deshalb auch weiterhin in den Restmüll.

„In dem Moment, in dem der Textilverwerter die Sachen an die Restmüllverbrennung geben muss, entstehen hohe Kosten“, sagt der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes.

Das könnte Sie auch interessieren

Ohnehin sei mit Alttextilien im Moment nicht viel zu verdienen. „Seit dem 1. Dezember bekommen wir keine Erlöse mehr, sondern bezahlen für Dienstleistung und Entsorgung.“

Jetzt muss der Kreis drauflegen

Bisher habe man mit den Erlösen aus der Textilverwertung noch die Abfallgebühren senken können – jetzt nicht mehr. „Zu besten Zeiten gab es bis zu 400 Euro pro Tonne, jetzt sind wir bei der Zuzahlung angelangt.“