„Ich bin immer überrascht, wer hier zum Waschen kommt“, sagt Ali Ünal. Er ist einer der drei Betreiber des SB-Waschsalons Fresh ‘n‘ Clean in Bad Dürrheim. Der Kurort hat damit schon zwei derartige Geschäfte, die häufiger in Großstädten vorkommen. Die Tür geht auf. Kunden erzählen, was sie zum Waschgang bewegt hat.

Der Reisende
Aus ein paar Tüten holt Marcel Musch seine Kleidung heraus. Mit einem Schwung landet alles in einer der vier Maschinen für maximal sieben Kilogramm. „Ich habe gerade keine Möglichkeit zu Hause zu waschen, weil ich bald umziehe“, sagt der Alpirsbacher zu seinem Motiv. Im Juli werde er eine neue Arbeit antreten.
Musch ordert das Waschmittel für die Maschine an dem Automaten. Hier hat er auch die Einstellungen für den Waschgang getätigt und bezahlt – Münzen und Bankkarte werden angenommen.

Während die Wäsche in der Maschine ihre Runden zieht, erzählt der Alpirsbacher von seiner Neuorientierung. Er sei viel gereist und habe einige Firmen besucht, um die passende Stelle für sich zu finden – mit Erfolg und einem strahlenden Lächeln.
Etwa eine Stunde werde der Alpirsbacher im Waschsalon verbringen, bis seine Kleidung sauber und getrocknet ist – genug Zeit für spannende Gespräche mit anderen Menschen vor Ort. Jeder hat eine Geschichte, weshalb der Waschsalon aufgesucht wird.
Die Kosmetikerin
Mit einer Ladung voller Handtücher tritt Dilan Kamis ein. Die Kosmetikerin hat ihr Studio ganz in der Nähe. Dort falle nach den Behandlungen immer viel Wäsche an. „Zuhause habe ich eine kleine Maschine. Da müsste ich zweimal waschen“, sagt Kamis. Viel Zeit spare sie im Waschsalon, den ihr Vater Ali Ünal mitbetreibt.
Die vielen Handtücher wirft Kamis in die größte der insgesamt fünf Maschinen. 15 Kilogramm passen hinein. In 30 Minuten wird sie die saubere Wäsche in den großen Trockner werfen – für ebenfalls eine halbe Stunde. „Das geht hier alles viel schneller“, sagt die Kosmetikerin.
Der gleichen Meinung ist auch Marcel Musch. Er nutze die Wartezeit gerne für Einkäufe oder zum Eisessen an diesem sonnigen Junitag. Zu den Waschkosten von Fresh ‘n‘ Clean sagte der Kunde: „Es ist nicht viel teurer als es bei mir zu Hause war.“
Die Passanten
An dem Salon in der Luisenstraße 6 in Bad Dürrheim laufen immer wieder Menschen vorbei. Viele zieht es am Freitagmorgen auf den Markt, darunter Lieselotte Kieninger. Auf die Frage nach ihrer Meinung zum Waschsalon antwortet die Einheimische: „Der liegt sehr zentral. Viele Wohnungen, Kliniken und das Kurhaus sind in der Nähe.“

Ihre Tochter Natalie Weißhaar ergänzt: „Das kommt den Menschen zugute, die sich keine eigene Waschmaschine leisten können, oder hier im Urlaub ihre Kleidung auffrischen möchten.“
Gut findet auch Karlheinz Speicher den Waschsalon für Gäste in Bad Dürrheim. Der Einheimische selbst habe das Angebot aber bisher nicht wahrgenommen. „Wir haben eine Maschine zu Hause“, ergänzt seine Frau. Beide könnten sich dennoch vorstellen, einmal große Decken im Salon zu waschen. Dort sind entsprechende Kapazitäten gegeben.

Die Betreiber
„Hier ist immer was los“, sagt Ali Ünal. Der Mitbetreiber hebt Freitage und Samstage hervor, die in der Regel am stärksten besucht seien. Seit der Eröffnung im Februar staunen auch seine zwei Kollegen über die Vielfalt der Kunden. „Es kommen eigentlich alle – privat oder gewerblich. Bei uns waschen Menschen aus den Hotels, der Altenpflege, dem Kurhaus und natürlich einige Urlauber“, sagt Mitbetreiber Alexander Bilsing.
Vor allem der Campingplatz in der Nähe sei der primäre Grund für den Salon, ergänzt Kollege Cengiz Kavakaya. Zudem gingen Jugendliche ein und aus, um sich Snacks an einem weiteren Automaten zu besorgen.
„Wir haben festgestellt, dass das Wetter einen Einfluss hat. Wenn es trocken ist, kommen mehr Leute“, sagt Bilsing. Er und seine Kollegen möchten die Jahreszeiten abwarten und schauen, wie sich das Geschäft entwickelt. Sie seien aktuell froh, dass ihr Angebot angenommen wird. Weitere Salons haben die drei nach eigenen Angaben bereits in Planung.