Die Schulen sind weiterhin geschlossen, die Eltern pendeln in vielen Fällen zwischen Arbeitsleben und dem Schulunterricht in den eigenen vier Wänden. Eine für alle Beteiligten extrem herausfordernde Situation. Jörg Westermann, der geschäftsführende Schulleiter in St. Georgen, hat im Gemeinderat nun über die aktuelle Situation der Bildungseinrichtungen gesprochen.

„Lufthansa bekommt Milliarden“

In seinen Bericht, der in normalen Zeiten eher unspektakulär ist, hatte Westermann in diesem Jahr einige heikle Botschaften verpackt. Seine Zusammenfassung zur Corona-Pandemie: „Es muss etwas passieren.“ Er wurde auch deutlich in Richtung der politischen Entscheidungsträger: „So lange die Lufthansa Milliardenhilfen erhält, dürfen Fördermittel für Schüler nicht fehlen.“

Durch das, was derzeit in den Schulen passiert, oder eben nicht passiert, entstünden erhebliche Bildungslücken. Die müssen aufgearbeitet werden, es braucht ein Konzept. „Homeschooling geht auf Dauer einfach nicht“, sagte der Schulleiter. Vorstellbar sei für Westermann beispielsweise, zusätzliche Angebote zu schaffen. Schließlich bringe Corona den Schulalltag nun bereits ein ganzes Jahr durcheinander.

Von einem Konzept, das stellte Westermann klar, sei er nicht überzeugt: „Als Pädagoge halte ich persönlich nichts davon, wenn es heißt, es können alle versetzt werden.“ Denn das führe in den weiteren Schritten zu Problemen, beispielsweise dann, wenn das Kind in folgenden Klassen nicht mehr mithalten kann. Es sei schon vorgekommen, dass Eltern zu ihm gekommen sind und gefragt haben, ob das Kind die Klasse nicht wiederholen könnte.

„Papa liegt noch im Bett“

Im laufenden Betrieb steige gerade die Nachfrage nach Notbetreuung, auch weil die Voraussetzungen dafür weniger streng sind, als noch im vergangenen Frühjahr zur Zeit der ersten Schulschließung. Das funktioniere gut, auch um bei bestimmten Schülern die Bildungslücken nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Es komme aber auch zu Fällen, in denen die Notbetreuung aus Bequemlichkeit genutzt wird und eben nicht aus der Not heraus. „Da erzählt das Kind dann, dass der Papa noch zu Hause schläft“, sagte Westermann.

Das könnte Sie auch interessieren

In die Notbetreuung eingebunden seien die Schulsozialarbeiter, die laut Westermann ein wichtiger Baustein im Schulbetrieb seien. Sie unterstützen am Bildungszentrum, der Rupertsberg- und der Robert-Gerwig-Schule. Sie werden derzeit von Kommune (zwei Drittel) und Land bezahlt. Westermann wünschte sich, und appellierte an die Gemeinderäte, die zusätzlich im Kreistag sitzen, ein stärkeres Engagement des Landkreises. Wünschenswert wäre aus Sicht des Schulleiters eine Finanzierung zu je einem Drittel.

Probleme kommen noch

Lobend erwähnte Jörg Westermann die Zusammenarbeit im St. Georgener Schulnetzwerk. Das erleichtere vieles, vor allem bei den Absprachen. Beispielsweise beim Wechsel von einer Schule auf die andere. Das passiere beispielsweise, wenn Kinder auf der Realschule merken, dass sie lieber den Hauptschulabschluss machen wollen. Und den machen sie dann häufig an der Robert-Gerwig-Schule. Ebenfalls eine große Rolle spielen Zuzüge. Insgesamt kommen so im Laufe eines Schuljahres zwei Klassen hinzu, die in Sachen Personal- und Raumbedarf erst im folgenden Schuljahr ausreichend berücksichtigt werden.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch dieses Problem erscheint klein. Das größte, die Corona-Pandemie, müsse man zunächst in den Griff bekommen und ein Konzept erarbeiten. Denn eines, da ist sich Westermann sicher, ist unumgänglich: „Dieses Corona wird uns in vielen Bereichen noch um die Ohren fliegen.“