Ladenschließungen, Umsatzrückgänge, Kurzarbeit – die St. Georgener Händler wurden von der Corona-Pandemie ordentlich durchgeschüttelt. Trotzdem haben alle den Lockdown überstanden. Der SÜDKURIER hat mit dem Vorsitzenden des Handels- und Gewerbevereins St. Georgen gesprochen. Claudius Fichter hält die Schließungen rückblickend nicht für den richtigen Weg.

Zusammenhalt gestärkt

„Es war falsch, im Lockdown die Läden zu schließen“, sagt Fichter. Der St. Georgener HGV-Mann ist damit auch auf einer Linie mit dem Bundesgesundheitsminister, der Anfang September sagte: „Man würde mit dem Wissen heute, das kann ich ihnen sagen, keine Friseure mehr schließen und keinen Einzelhandel mehr schließen.“ Claudius Fichter ist aber positiv gestimmt und sagt auch, dass die Extremsituation den Zusammenhalt gestärkt und sich gezeigt habe, wo die Stärken des örtlichen Handels liegen.

„Bin alleine im Laden gestanden“

Die Läden von Claudius Fichter selbst sind ein gutes Beispiel für das, was viele seiner HGV-Kollegen durchgemacht haben. „Mein Umsatz ist im April um 80 Prozent eingebrochen“, sagt er. Aus diesem Grund habe er auch das Mittel der Kurzarbeit für seine Mitarbeiter anwenden müssen. „Ich bin in dieser Zeit alleine im Laden gestanden“, sagt der HGV-Vorsitzende. Und er ergänzt: „Ich glaube, dass alle Händler in St. Georgen ziemlich am Limit waren.“ Fichter hat die Krise überstanden, investiert derzeit in die Modernisierung seines Ladens in der Gerwigstraße.

Claudius Fichter, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins St. Georgen.
Claudius Fichter, Vorsitzender des Handels- und Gewerbevereins St. Georgen. | Bild: Ganter, Patrick

An die Grenze gebracht wurden viele der inhabergeführten St. Georgener Geschäfte durch den Lockdown, der die Innenstädte leergefegt hat. Und trotz allem, so glaubt Claudius Fichter, habe der Handel in der Bergstadt einige entscheidende Vorteile gehabt. Einer davon: „St. Georgen hat eine überschaubare Größe.“ Die Menschen hätten es vermieden, wegzufahren. Zudem sei die Kundschaft meist sehr treu, weil vielfach schon seit Jahren mit den Einzelhändlern persönlich bekannt. „Es gab kaum jemanden, vor allem von der älteren Kundschaft, der seinen Termin abgesagt hat“, meint der Optiker. Und selbst wenn das in der Hochphase der Pandemie jemand getan hat, dann habe er sich sogar entschuldigt.

Standortvorteil Kleinstadt

Zudem sei auch ein Faktor gewesen, dass viele der Ladenlokale im Eigentum ihrer Betreiber sind. „Und selbst wenn, dann sind die Mieten in St. Georgen meist auch überschaubar“, sagt Fichter. Hier hätten Stundungen geholfen, die auch bei den Steuern wichtig waren. „Ich glaube, dass Händler in großen Städten mehr zu knabbern hatten“, sagt der HGV-Vorsitzende. Wenn ganze Einkaufsstraßen verwaist sind und die Mieten hoch, dann wird es schneller eng, wenn die Einnahmen ausbleiben.

Die Zukunft des Bergstadt-Einzelhandels

Hamsterkäufe gehörten ebenfalls zu den Einkaufsphänomenen zu anfangs der Corona-Krise. Hier ein fast leeres Mehlregal im Supermarkt. Ein ...
Hamsterkäufe gehörten ebenfalls zu den Einkaufsphänomenen zu anfangs der Corona-Krise. Hier ein fast leeres Mehlregal im Supermarkt. Ein Bild aus dem März. | Bild: Rolf Hohl