St. Georgen Der Posaunenchor St. Georgen feierte sein 120-jähriges Bestehen mit einem feierlichen Konzert in der Lorenzkirche. Dabei wurde die Historie des Vereins geschickt in das Programm eingewoben.

Gleich drei gute Gründe gab es für einen Besuch in der Lorenzkirche am Sonntagnachmittag. Die Zuhörer erlebten eines von insgesamt 99 Konzerten für die Stiftung Badischer Posaunenarbeit. Diese Stiftung, so erläuterte Landesposaunenwart Heiko Petersen im Vorabgespräch mit dem SÜDKURIER, unterstützt die Arbeit der Posaunenchöre der Evangelischen Landeskirche in Zeiten immer knapper werdender Kirchenmittel.

Zwar leiden die Posaunenchöre, wie viele andere Vereine, unter Nachwuchssorgen. „Aber es kommen dennoch immer wieder Erwachsene, die entweder wieder einsteigen oder auch jene, die ganz neu ein Instrument lernen wollen“, wie Petersen sagt.

Der zweite Grund für den Konzertbesuch war das Bezirksbläserwochenende der Posaunenchöre des Bezirks Schwarzwald. Als die rund 40 Musikerinnen und Musiker aus Posaunenchören aus Königsfeld, Weiler, Hornberg, Schiltach, Villingen, Dauchingen, Bad Dürrheim, Donaueschingen sowie natürlich Peterzell und dem Jubelverein St. Georgen ihre Instrumente erklingen ließen, formte sich ein wohliger Klangkörper, der die Kirche erfüllte.

Der Hauptgrund für das Konzertereignis aber war natürlich das 120-jährige Bestehen des Posaunenchors St. Georgen. Dessen musikalische Leiterin Helga Reinbold und Chormusikerin Heike Obergfell brachten den rund 150 Zuhörern den Werdegang des Posaunenchors im bildhaften Vergleich mit einem Tannenbaum näher. Demnach wurde der Grundstein für den Chor im Jahr 1905 von einigen jungen Männern aus dem Schwarzwälder Missionsverein „Jünglings- und Männerverein“ unter Prediger Johannes Blum gelegt. Erste Instrumente wurden durch eine Spendenaktion beschafft.

Im Ersten Weltkrieg kam die Vereinstätigkeit ab 1914 zum Erliegen. Alle Bläser wurden eingezogen, sechs von ihnen und der damalige Chorleiter kehrten nicht mehr aus dem Krieg zurück. Im christlichen Glauben tief verwurzelt, wurde nach Kriegsende ein Neuanfang gewagt. Schon bald hatte der Chor 20 Mitglieder. Doch mit dem Zweiten Weltkrieg wiederholte sich das Elend. Doch wie ein stattlicher Baum, zu dem der Posaunenchor St. Georgen in den mittlerweile rund 30 Jahren geworden ist, trotzte der Chor dem Kriegssturm und erfüllte die wichtige Aufgabe, den Menschen musikalisch Trost zu spenden.

Seit 1928 erfreut der Posaunenchor an Heiligabend zahlreiche Zuhörer mit seinem beliebten Weihnachtsliederblasen. Die Tradition wird bis heute erfolgreich fortgeführt. In dem Zusammenhang erzählte Helga Reinbold eine Anekdote. Um zu verhindern, dass die Instrumente während des Weihnachtsliederblasens bei Minusgraden einfrieren, behalfen sich die Musiker einst, in dem sie Schnaps in die Instrumente kippten, die das Einfrieren verhindern sollten. Das klappte ganz gut. Als die Musiker einen Tag später in der Lorenzkirche den Weihnachtsgottesdienst feierlich mitgestalteten, erfüllte noch eine Restalkoholfahne aus den Instrumenten den Kirchenraum.

In seinem Jubiläumsjahr erwies sich der Posaunenchor klangstark und selbstbewusst. Das Zusammenspiel und der musikalische Dialog zwischen den Bläsern im Altarraum und der Kirchenorgel, die von Bezirkskantor Thomas Haverkamp gespielt wurde, war ein Hörerlebnis. Mit festlichen Melodien aus unterschiedlichen Epochen vom 17. bis ins 21. Jahrhundert zeigten die Bläser eine große Bandbreite, die die Zuhörer nach dem Schlussakkord mit einem begeisterten Applaus sowohl für die musikalische Darbietung als auch für die wohlgewählten Worte belohnten.