Tennenbronn – Wenn die Ichbe-Hexen eines können dann ist das: Feiern – und zwar bereits seit 1985. Da bestätigte Reinhard Günter in seinem neuen Job als Ansager während des mit 55 närrischen Gruppen besetzten Jubiläumsumzugs zum 40-jährigen Bestehen der Ichbe-Hexen in der Bürgervereinigung Eichbach, bekannt auch als „Tal der Gesetzlosen“, was Günter freimütig den zahlreichen Besuchern an der Hauptstraße erklärte.

Alles hat um 1978 mit der Gründung der Bürgervereinigung Eichbach begonnen. Die Bürgervereinigung verstand es, legendäre Fasnetsbälle im Gasthaus Löwen zu feiern. Federführend daran beteiligt war der Vater von Reinhard Günter, besser bekannt im Dorf als „Häbber“. Es gehörte einfach dazu, dass sich Eichbacher Bürger an Fasnacht in das närrische Treiben einklinkten. Einer dieser Höhepunkte war dann das Pferd, welches nicht im Flur, sondern mit seinem Besitzer Günter Seger den Weg durch die Wirtschaft genommen hat, unter den skeptischen Blicken von Löwenwirt Fritz Wöhrle und den überraschten Gästen.

Musikalisch unterstützt wurden die Eichbacher Akteure durch die Tennenbronner Tanzkapelle Rouletts. Es war bei jeder Fasnetsveranstaltung sicher, dass irgendein Hingucker von Häbber geboten wurde. Nach der 1985 erfolgten Gründung der Ichbe-Hexen durch acht fasnetbegeisterte Eichbacher, hat sich inzwischen der Verein auf über 80 aktive Hexen erweitert. Mit über 200 Mitgliedern ist die Bürgervereinigung nicht nur eine aktive Gruppe im Dorf. Ein großes Lob erfahren die Eichbacher seit Jahren an den beiden Metalacker-Musiktagen, beim Dorffest und beim Weihnachtsmarkt.

Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal ist der Ichbacher Narrenmarsch. Es gehört zur Tradition, dass die vorausschreitende Blaskapelle aus dem Dorf den Marsch entlang der Umzugsstrecke intoniert. Heuer hatte die „Harmonie Tennenbronn“ unter ihrem Dirigenten Thomas Wößner die Ehre, den Zug anzuführen. Einmal mehr standen die Ichbe-Hexen im Wetterglück. Strahlender Sonnenschein rückte die Häser der rund 2500 Umzugsteilnehmer ins rechte Licht. Mindestens 1500 Zuschauer säumten die Bürgersteige. Darunter viele in närrischer Kleidung.

Die Stimmung auf und neben der Umzugsstrecke war ausgelassen. So mancher bekam eine Ladung Konfetti, Stroh oder Daunenfedern über den Kopf und in den Kragen gesteckt. Nicht allen hat das gefallen, doch die unmittelbare Nachbarschaft war froh, dass dieser Spuk an ihm oder ihr vorübergegangen ist. So manche Hexenzunft zog mit einer qualmenden Rauchsäule durch das Dorf. Von Weitem gut anzusehen, beim Vorüberziehen zum Teil eine stinkende Angelegenheit. Dann gibt es an der Umzugsstrecke genügend weibliche Opfer, welche einfach mit vereinten Kräften weggetragen wurden, um in den am Traktor angehängten Hexenwagen zu verschwinden. Nach einer längeren Wegstrecke wurden die eingefangenen Frauen um gestylt entlassen.

Dass die Hexenzünfte auch artistische Hochleistungen vorführen, ist bekannt. Nicht selten werden diese Blickfänge mit einer Pyramide abgeschlossen, bei der der Oberste meterhoch auf den Schultern der Kameraden steht und die Arme in die Höhe reckt. Besondere Beachtung fanden die Hexen mit ihren Kinderwagen. Oft haben die Kleinsten den Umzug verschlafen.

Die Hexen hatten den Narrenruf der jeweiligen Zünfte auf den Umzugsflyer gedruckt, damit jeder passend antworten kann. So wechselten viele gebackene Mäuse der Katzenzunft Hardt den oder die Eigentümerin am Straßenrand. Der Bonbonregen fiel entsprechend gut aus und die Kinder bückten sich rasch nach den begehrten Süßigkeiten.

Immer wieder ließen Hexen auch ihrer Fantasie freien Lauf. Dann kamen die dicken Malstifte zum Einsatz. Die Gesichter der Auserkorenen dienten als Leinwand. Es gilt als Ehrensache, solcherart die Aufmerksamkeit zu erlangen. Das Wegwischen der Bemalung darf nicht vor Umzugsende geschehen.