Die Heimathausgruppe Tennenbronn ist immer für eine Überraschung gut. Seit 15 Jahren bereichert die Gruppe das kulturelle Erscheinungsbild von Tennenbronn. An Ideen fehlt es den Machern der Gruppe nicht.

So auch im Vorfeld zur Vernissage zur Ausstellung „Skulpturen zum Nachdenken“. Hier war Bernhard Fleig als Mitglied der Heimathausgruppe Ideengeber zur Ausstellung. Als Malermeister und Restaurator beschäftigt er sich seit Jahren mit Feldkreuzen und Hauskreuzen aus Tennenbronn und Umgebung. Seine Idee hat dann die in Tennenbronn tätige Bildhauerin Ulrike Balkau aufgenommen. Vor allem hat sie das von Bernhard Fleig angeregte Thema beschäftigt. So sagte sie während der Vernissage: „Ich habe mir sehr viele Gedanken gemacht: Was passt zu den Wunden unserer Zeit und zu Jesus am Kreuz?“ Als exzellente Beobachterin der Zeiten sozialer Spannung und politischer Unruhen samt den dazukommenden Klimakatastrophen und Pandemien schuf sie zehn Charakterköpfe mit im Kopf eingebauten Weckgläsern, in denen sich zum Teil konfuse Gedanken spiegeln.

Geschichten wecken auf

Ulrike Balkau vertraut darauf, dass eben diese Geschichten im Kleinformat die Beobachter und Beobachterinnen aufwecken. Schnell wird dem Betrachter klar: Die Künstlerin möchte eine Botschaft senden. Es sind eben „Entworfene Spiegelbilder unserer Zeit.“

Für Restaurator Bernhard Fleig liegt die Faszination der Christuskorpusse darin, mehr über den Bildhauer und dessen Arbeitsweise zu erfahren. Teilweise handelt es sich um bis zu 200 Jahre alte Darstellungen, die auch durch Witterungseinflüsse gezeichnet sind. Bernhard Fleig zeigt sich demütig im Glauben, wenn er von seinen künstlerischen Erfahrungen spricht. An der einen oder anderen Christusfigur mussten zuerst Holzrestaurationen vorgenommen werden, damit die künstlerisch hochwertige Farbgebung erfolgen konnte. Um diese notwendig gewordenen Restaurationen angehen zu können, hat er einen erfahrenen Schreiner an der Hand. Fleig erklärte die von ihm geleisteten „Renovierungen“ anschaulich an den zahlreich vorhandenen Korpussen. An verschiedenen Beispielen weist Bernhard Fleig auf für den Laien kaum sichtbare Hinweise hin, welche die Christusdarstellungen unterscheiden. Möglicherweise auch eine Anregung, künftig Feldkreuzen in anderer Sichtweise entgegen zu treten.

Schrambergs Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sprach bei der Vernissage von Charakterköpfen, die sich mit Christuskörpern aus dem 18. und 19. Jahrhundert treffen. Dabei bedankte sie sich, dass beide Künstler „zum aktiven Leben einladen.“ Auch Hausherr Pfarrer Harald Dörflinger zeigt sich begeistert von der Ausstellung. So sagte er: „Nur wenn ich mich mit der Vergangenheit beschäftigt habe, kann ich mich mit der Zukunft bewegen.“ Gleichzeitigt stellte Dörflinger fest: „Die Ausstellung ist eine Würdigung des Pfarrsaals.“ Es seien teilweise kritische, durchaus religiöse Darstellungen vorhanden: „Man spürt, was die Skulptur ausdrücken soll.“

Vor dem Ausstellungsrundgang erklärte Ulrike Balkau: „Kunst kann dekorativ und unterhaltsam sein, aber auch kritisch und provokant.“ Beim Rundgang erfuhren die Besucher, dass die Charakterköpfe mit Bildhauermörtel entstanden sind. Um die verschiedenen farbigen Effekte zu erzielen, verwendet Balkau Kupfer, Eisen und Säure. Derart behandelt, oxidieren die Köpfe in interessanten Farbtönen.

Musikalisch begleitet wurde die Vernissage durch die Brüder Niklas und Silvan Broghammer am Klavier und an der Posaune.