Tennenbronn Einen Einblick in die seit 2017 laufende Umwandlung von Nadel- zu Mischwald bekam der Ortschaftsrat Tennenbronn bei einer Besichtigung der Gehölze beim Baugebiet Bergacker. Laut Revierförster Jürgen Obergfell denke man dabei eher an Laub- denn an Nadelholz, es gebe aber in dem Bereich verschiedene Arten mit unterschiedlichen Ansprüchen, die einen interessanten Mischwald ergäben.

Obergfell ist seit zehn Jahren Revierförster und begann 2017 mit der Waldumwandlung. Ausgangspunkt war die Forsteinrichtung 2016, die von geschlossenem bis lockerem Fichtenbaumholz und Naturverjüngungsvorrat auf zehn Prozent der Fläche sprach. Seitdem habe man den Bestand zweimal durchforstet, auf 0,2 Hektar Tannenvorbau erstellt, als nächste Gehölzgeneration unter bestehenden Bäumen. Die Tanne sei geeignet, so der Förster, da sie mit Beschattung relativ gut klarkomme und zügig wachse. Nötig sei aber ein Schutz gegen Rehe, da diese Tannenknospen lieben. Ohne Verbissschutz-Igel könne der Zuwachs eines Jahres verloren gehen. Bei sehr dichtem Bodenbewuchs sei der Schutz auch verzichtbar, weil Rehe dann nicht mehr herankämen. Zudem wolle man in gewissem Maße einen Konkurrenzdruck zwischen eng stehenden Bäumen, um schöne, gerade Stämme zu erhalten. Die ebenfalls nachgepflanzten Fichten sind laut Obergfell Flachwurzler. Tannen seien als Tiefwurzler resistenter gegen Stürme und Trockenheit.

Die Situation in Tennenbronn auf 1000 bis 1200 Metern könne man nicht mit dem Rheintal vergleichen, verdeutlichte der Förster und stellte klar: Vor Ort könne man mit Nadelbäumen noch gut arbeiten. Zu den im Gebiet gewachsenen Stechpalmen erklärte Obergfell, dass deren Samen möglicherweise von Vögeln hergebracht wurden.

Ein Stück weiter hangabwärts musste ab 2018 wegen Stürmen und Käferbefall mindestens die zweieinhalbfache Menge der geplanten Holzmenge geerntet werden. Hier wäre die Pflanzung von Tanne oder Buche aussichtslos gewesen, da der schützende Schirm fehle, so Obergfell. Die stattdessen gepflanzte Eiche und Kirsche kämen mit diesen Bedingungen besser klar. Auch hier sei Schutz nötig, nicht nur gegen Verbiss, sondern auch gegen das „Fegen“, das Reiben des Rotwilds mit dem Geweih an den Stämmen. Der Schutzmantel sei auch eine Art Mini-Gewächshaus, Nachteile aber das verwendete Plastik und der Preis von vier bis fünf Euro pro Stück. Man arbeite an biologisch abbaubarem Schutz.

In einem dritten Gebiet herrscht die aus Nordamerika stammende Douglasie vor, die laut Obergfell im Klimawandel ebenfalls eine wichtige Rolle spielen wird. Sie wurzelt sehr stabil, verträgt weder Staunässe noch Kälte, wächst aber deutlich schneller als Eichen und wird um 15 bis 20 Prozent besser bezahlt als Fichten. Douglasie sei sehr empfindlich gegen besagtes Fegen, werde aber deutlich weniger verbissen als Tanne. Man habe sich 2017 bewusst entschieden, Mischwald zu schaffen, wolle Fichten aber nicht komplett weghaben, so Obergfell. Wichtig sei ein waldangepasster Rehwildbestand, auf der Fläche der Jagdgenossenschaften würden jährlich 160 Tiere geschossen, auf der Gesamtfläche 200.