Claudia Hoffmann und Gerhard Hauser

Es ist ein Thema, das den Bürgern wirklich auf den Nägeln brennt: Die zunehmende Vermüllung der Stadt. Dicht umlagert war der SÜDKURIER-Stand auf dem Villinger Marktplatz am Dienstagvormittag, wo die Redakteure Claudia Hoffmann und Gerhard Hauser im Rahmen der SÜDKURIER-Sommerredaktion hören wollten, was die Doppelstädter zu diesem Thema zu sagen hatten. Zahlreiche Bürger nutzten die Gelegenheit, um ihrem Ärger Luft zu machen, aber auch konstruktive Vorschläge zu unterbreiten, wie mit einfachen Maßnahmen in manchen Fällen durchaus schnell Abhilfe geschaffen werden könnte.

Das könnte Sie auch interessieren

Franz Duffner, der mit seinem Hund Lucky beim SÜDKURIER-Stand vorbeischaute, beklagte die zunehmende Vermüllung nicht nur in der Stadt sondern auch zunehmend in der freien Natur. „Ich bin viel mit dem Hund unterwegs und egal ob ich am Warenberg laufe oder im Wieselsbach-Tal, überfall finde ich Hinterlassenschaften von irgendwelchen Feiern oder Partys“, beklagt er. Er meinte, Strafen wären eine gute Maßnahme, um Müllsünder abzuschrecken. Aber: „Dazu müsste man die Täter auf frischer Tat ertappen.“ Realistisch sei es nicht möglich, all diese Plätze auch spätabends und nachts zu kontrollieren, räumte er ein.

Helga Büchin kam vorbei, um eine Anwohnerin zu loben, die regelmäßig in der Schillerstraße Müll aufsammelt. „Das ist wirklich toll, was diese Frau da leistet“, so Büchin. Sie wohnt in der St. Nepomuk-Straße und hat ihren Balkon zur Schillerstraße hin. So kann sie beobachten, wie viele Autofahrer, die dort parken, einfach ihren Müll auf den kleinen Grünstreifen werfen. „Ein Mülleimer in der Schillerstraße könnte da schon etwas helfen“, meint sie. Ein solches Behältnis fehle hier. Sie habe die Müllfrevler auch schon angesprochen, mit negativen Erfahrungen: „Da wird man meistens nur angeraunzt.“

Regina Kleinbölting berichtet auch etwas positives: Als Anwohnerin in der Rietgasse könne sie erzählen, dass der Spitalgarten sehr ...
Regina Kleinbölting berichtet auch etwas positives: Als Anwohnerin in der Rietgasse könne sie erzählen, dass der Spitalgarten sehr sauber sei, dort werde regelmäßig aufgeräumt und es gebe kaum Müllablagerungen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Regina Kleinbölting kommt mit einem Lob zum SÜDKURIER-Stand: Sie wohnt in der Rietgasse und ist mit der Sauberkeit des Spitalgartens zufrieden. Er werde regelmäßig gereinigt und in der Zwischenzeit gebe es keine Müllberge, die den Garten verunzieren. „Klar liegt mal was rum“, räumt sie ein, aber das sammele sie durchaus auch mal selbst auf.

Gerlinde und Hermann Eckstein wissen seit einer Reise durch Polen: Es geht auch sauberer. Dort würde selbst in großen Städten wie Krakau ...
Gerlinde und Hermann Eckstein wissen seit einer Reise durch Polen: Es geht auch sauberer. Dort würde selbst in großen Städten wie Krakau und Breslau fast keine Kippe auf dem Boden liegen. Redakteurin Claudia Hoffmann notiert ihre Erfahrungen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Gabi Baumann ärgert sich über den Müll entlang der Brigach an der Schwedendammstraße. „Das Bänkle bei der Fischtreppe ist so idyllisch, da sitzt immer jemand, aber es gibt keinen Mülleimer“, beklagt sie. „Da müsste auf jeden Fall ein großer Mülleimer hin“, stimmen ihr Gerlinde und Hermann Eckstein zu, die Anwohner am Warenburgplatz sind. Ihrer Meinung nach würde es helfen, wenn zivile Streifen die Leute ansprechen und auf ihre Müll-Verfehlungen aufmerksam machen würden. Ärgerlich seien auch die vielen Zigarettenkippen vor allem auf Spielplätzen, meint das Ehepaar Eckstein. Sie sind der Meinung, die Stadt müsste dringend mehr tun, um die zunehmende Vermüllung einzudämmen.

Franz Riegger ist 83 Jahre alt und lebt genauso lange in der Färberstraße/Ecke Kapuzinergasse: Jeden Morgen sammelt er dort Müll auf, ...
Franz Riegger ist 83 Jahre alt und lebt genauso lange in der Färberstraße/Ecke Kapuzinergasse: Jeden Morgen sammelt er dort Müll auf, berichtet er Redakteurin Claudia Hoffmann. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Franz Riegger, der 83 Jahre alt ist und seit seiner Geburt in der Färberstraße wohnt, kommt mit dem Rad beim SÜDKURIER-Stand vorbei. Er berichtet, dass er jeden Morgen den Müll in der Färberstraße an der Ecke Kapuzingergasse wegräume. „Da liegt alles rum: Zigarettenschachteln, Kippen, Pizzakartons, Essensreste.“ Er habe sich auch schon beim Bürgeramt beschwert, aber das habe gar nichts gebracht. Vor allem am Sonntag sei es ganz schlimm, weil samstags viele Leute in der Färberstraße unterwegs sind. Wie schon sein Vater pflegt auch Franz Riegger den Brunnen vor seinem Haus. „Wenn der halt mal völlig vermüllt ist, dann lasse ich das verdreckte Wasser ab.“ Strafen könnten schon Abhilfe schaffen, die Frage sei nur, wer die Kontrollen durchführen soll.

Rudi Röhlich klagt über Ratten in der Goldgrubengasse.
Rudi Röhlich klagt über Ratten in der Goldgrubengasse. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Rudi Röhlich als Anwohner in der Goldgrubengasse klagt über zunehmende Probleme mit Ratten. „Viele gelbe Säcke sind falsch befüllt, zum Teil sogar mit Essensresten, bleiben dann liegen und keiner kümmert sich mehr darum.“ Das locke die Nager an. Edeltraud Zimmermann, die oft durch die kleine Gasse läuft, bestätigt die Aussagen von Röhlich: „Das ist wirklich eklig dort.“ Zum Teil werden die Ratten sogar von Autos überfahren und liegen auf der Straße. Rudi Röhlich fordert Konsequenzen, wenn ein gelber Sack nicht mitgenommen wird. Die Müllabfuhr wisse ja, vor welchem Gebäude er liegt, dann müsse man halt die Bewohner dort anschreiben und auffordern, den Sack anderweitig zu entsorgen. Auch könnten hier Strafen vielleicht Abhilfe schaffen.

Karlheinz Frey fordert Konsequenzen an Glas- und Kleidercontainern, die ständig vermüllt sind.
Karlheinz Frey fordert Konsequenzen an Glas- und Kleidercontainern, die ständig vermüllt sind. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Karlheinz Frey schimpft über die „Riesensauerei“ an den Glas- und Kleidercontainern in der Schwenninger Burgstraße. Er hat schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, um dagegen vorzugehen, bereits Anzeige gegen unbekannt erstattet. Passiert ist bisher nichts. Dabei räumen die Technischen Dienste an einem Tag auf, am nächsten steht wieder alles voll: Sofa, ein Wasserbett, Müll werden neben den Containern abgelagert. Er kann sich vorstellen, dass man dort eine Wildkamera anbringt, falls die Container nicht abgebaut werden.

Rudolf Reim bietet eine saubere Stadtführung an und will mit den Teilnehmern Müll sammeln. Vielleicht geht ja auch OB Jürgen Roth mit ...
Rudolf Reim bietet eine saubere Stadtführung an und will mit den Teilnehmern Müll sammeln. Vielleicht geht ja auch OB Jürgen Roth mit und überprüft direkt vor Ort seine Eignung als Stadtführer. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Rudolf Reim, einst Sprecher des unterlegenen OB-Kandidaten Jörg Röber, hat gleich eine ganze Liste von Vorschlägen mitgebracht. Er will nicht nur als Stadtführer eine Führung saubere Stadt ins Leben rufen (siehe Kasten), sondern kann sich vorstellen, dass für die Aktion saubere Landschaft auch Unternehmen eingeladen werden. Regelmäßig könnten sich unter dem Motto „Schwätze und Mache“ in Wohnquartieren Gruppen zum Großreinemachen oder Ploggen treffen. Ploggen ist eine Bewegung aus Schweden, deren Teilnehmer joggend Müll sammeln. Müllsündern könnte die Stadtverwaltung mit Wildkameras auf die Spur kommen.

VS-Bürger äußern sich zum Thema Müll Video: Hans-Jürgen Götz
Bei der SÜDKURIER-Sommerredaktion berichtet Kleinunternehmer Johannes Meyer Redakteur Gerhard Hauser von seinen Problemen.
Bei der SÜDKURIER-Sommerredaktion berichtet Kleinunternehmer Johannes Meyer Redakteur Gerhard Hauser von seinen Problemen. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Johannes Meyer betreut als Alleinunternehmer 35 Gräber auf dem Friedhof. Ihm ist aufgefallen, dass dort die Grünstreifen nicht mehr so sorgfältig wie noch vor wenigen Jahren gemäht werden. Wenn dann Gras stehenbleibe, verfange sich darin Abfall und Plastik. Das sei ärgerlich, würde da besser gearbeitet werden, läge auch weniger Müll auf dem Friedhof herum.

Bernhard Scherer ist der Meinung, ohne härtere Strafen geht es nicht.
Bernhard Scherer ist der Meinung, ohne härtere Strafen geht es nicht. | Bild: Hans-Juergen Goetz

Bernhard Scherer findet, dass es ohne härtere Strafen nicht geht. Er beklagt vor allem die üble Verschmutzung am Eisweiher. Fünf Euro Bußgeld für eine weggeworfene Kippe oder eine stehengelassene Flasche bringe aus seiner Sicht nichts, es müssten mindestens 50 Euro sein. Auch er kritisiert die Verschmutzung um die Glas- und Kleidercontainer in der Sebastian-Kneipp-Straße. Vielleicht könne eine Videokamera Umweltsünder abschrecken.

VS-Bürger äußern sich zum Thema Müll Video: Hans-Jürgen Götz