In den nächsten drei Jahren soll in Villingen endlich das seit 25 Jahren brachliegende alte Tonhallengelände bebaut werden: Mit einem Hotel, Einzelhandelsflächen, Wohnungen und einem Erweiterungsbau für das Amtsgericht.

Investoren stellen Uferpläne vor
Zur Planung gehört auch, dass das Ufer der Brigach in diesem Bereich für eine öffentliche Nutzung erschlossen werden soll. Die von der Stadt beauftragte Projektentwicklungsgesellschaft Sontowski & Partner (S&P Comnercial Developement GmbH) aus Erlangen stellte ihre Pläne jetzt erstmalig im Technischen Ausschuss vor. Doch die Planung hinterließ bei mehreren Stadträten ein Gefühl der Enttäuschung.
Die Planung von S&P sieht eine Stichstraße vom Kaiserring nach Osten bis ans Brigachufer vor. Diese Erschließungsstraße trennt den Bereich des Hotels an der Bertholdstraße von der nördlich vorgesehenen Wohnbebauung. Am Ende der Sackgasse am Brigachufer, so der Wunsch des Gemeinderates, soll der Uferbereich zum gemütlichen Verweilen und Genießen mit einer Steg-Anlage neu gestaltet werden. Im Idealfall mit einer Gastronomie. Ziel ist es, mehr Erlebnis- und Lebensqualität in der Stadt durch Erschließung des Flussufers zu schaffen.

Steg-Anlage, Ufertreppe und Sitzstufen
Der Vorentwurf wurden jetzt im Ausschuss von den beiden S&P-Projektentwicklern Stephan Meier und Stephan Grob präsentiert. Sie planen am Ufer zwei 28 Quadratmeter große Flächen mit festinstallierten Sitzmöglichkeiten neben dem am Ufer entlanglaufenden Fuß- und Radweg. Diese beiden Teilflächen werden in der Mitte durch eine zum Brigachufer herabführende Treppenanlage getrennt.
Über diesen Treppenabgang wird der Uferbereich der Brigach erreichbar, wo zwei Sitzstufen aus Steinblöcken errichtet werden sollen. Die Stützen der Steganlage werden außerhalb der Mittelwasserlinie der Brigach eingebaut.
Keine Gastronomie an der Brigach geplant
Besonderer Wehrmutstropfen: Die Nutzung der Steg-Anlage durch eine gastronomische Einrichtung im Rahmen der geplanten Bebauung ist nach Feststellung der Stadtverwaltung nicht vorgesehen. Sie sei auch aus verkehrsrechtlicher und gewerberechtlicher Sicht nicht möglich, da hierzu der öffentliche Fuß-und Radweg durch Bedienungspersonal und Kunden gequert werden müsste. Eine sporadische und saisonale, separate Bewirtung sei jedoch denkbar.
Planung „eher ein Feigenblatt“
Vermutlich geht es darum, dass der Investor nicht allzu viel Geld für die Gestaltung des öffentlichen Raums um das Bauvorhaben herum ausgeben möchte. Stadtrat Andreas Flöß (Freie Wähler) machte aus seiner Enttäuschung über diese Planung keinen Hehl. „Wir hätten uns gewünscht, dass wir hier Chance nutzen, mehr Ufer der Brigach zu erschließen.“ In der vorgelegten Fassung erscheine die Erschließung „jetzt eher als Feigenblatt“ für die Gestaltung des öffentlichen Raums. Die Erschließung des Brigachufers verdient nach seiner Meinung „mehr Qualität, und auch mehr Fläche“.

Fläche droht zu verkommen
Viele Großstädte, so Flöß, machten es vor, wie man ein Flußufer attraktiv mit einer Gastronomie erschließen könne. Auch am Bodenseeufer gebe es Beispiele von Bewirtungen über einen Rad- und Fußweg hinweg. Flöß: „Ohne Bewirtung wird dies kein optimaler Platz werden.“ Ähnlich wie bei der Ufererschließung der Brigach vis-à-vis des Villinger Bahnhofes drohe diese Fläche ebenfalls zu verkommen, wenn es keine regelmäßige Nutzung gebe. „Wir hätten uns hier etwas mehr erwartet, das ist nicht viel.“
Weitere Stadträte wie Frank Bonath (FDP) oder Gudrun Furtwängler (CDU) waren gleicher Auffassung wie Flöß. Diskutiert wurde die Möglichkeit, den Sitzbereich am Ufer mithilfe einer mobilen Theke zumindest in den Sommermonaten zu bewirten. Mit Mülleimern und einer ordentlichen Beleuchtung sollte einer Vermüllung und Verwahrlosung des Bereichs vorgebeugt werden, empfahlen mehrere Ratsmitglieder.

Einzig Edgar Schurr (SPD) zeigte sich mit der Planung zufrieden. Angesichts der Lage des geplanten Brigachstegs östlich der Grundstücks-Bebauung dürfte sich die Besucherzahl am Brigachufer in engen Grenzen halten. „Insofern ist dieses Konzept in Ordnung.“
Architekt Olaf Wuttge-Greimel, beratendes Mitglied der Architektenkammer, empfahl dagegen, die geplante kleine Aufenthaltsfläche am Ufersteg nicht noch in der Mitte durch eine Treppe in zwei kleine Bereich zu zerschneiden, sondern die Treppe an den Rand zu verlegen.
Die Planung wird überarbeitet
Baubürgermeister Detlev Bührer versprach, dass die Stadtverwaltung die Kritik und Anregungen für die weitere Ausarbeitung der Planung „mitnehmen“ und demnächst eine überarbeitete Fassung vorlegen werde. Außerdem schlug er einen Ortstermin vor. Einstimmig schloss sich der Ausschuss diesem Vorschlag an.