Der Platz im kleinen Saal des Familienzentrums der Villinger Petrusgemeinde wird am Donnerstagabend, 13. April, schnell knapp. Rund 50 Zuhörer sind zu diesem Abend der Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“ gekommen.
Nicht jeder bekommt einen Sitzplatz. Die Kirchengemeinde stellte den Raum für die Veranstaltung zur Verfügung. Allen voran sind politische Mandatsträger und auch ein Vertreter des Regierungspräsidiums zum Austausch über die Positionen der Bürgerinitiative geladen.
OB Jürgen Roth ist nicht dabei
Oberbürgermeister Jürgen Roth fehlt an diesem Abend. Er hat seine Teilnahme zum großen Bedauern der Initiative abgesagt, aber als Vertreterin der Stadtverwaltung Anna Benner, im Rathaus zuständig für Öffentlichkeitsbeteiligung, geschickt.
Gemeinderat diskutiert am 26. April
Am Mittwoch, 26. April, werde der Lückenschluss auf der Tagesordnung des Stadtrates stehen. Am Montag, 8. Mai, wird Oberbürgermeister Jürgen Roth im Bereich Haslach/Wöschhalde zu einem Quartiersrundgang laden und dabei mit interessierten Bürgern auch die geplante Strecke des Lückenschlusses ablaufen. Zudem werde es auch in den anderen betroffenen Ortschaften Treffen geben. „Er möchte sich ihre Sorgen und Bedenken anhören, aber zunächst den dritten Runden Tisch des Regierungspräsidiums abwarten“, so Anna Benner.
An den runden Tischen des Regierungspräsidiums ist neben anderen Bürgerinitiativen, Verbänden und Gemeindeverwaltungen auch die Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“ mit einem Vertreter dabei. Zwei Treffen fanden bereits statt. Ein drittes wird es, ebenfalls am Mittwoch, 26. April, geben.
Straßenbau soll verhindert werden
Die Bürgerinitiative macht sich bei diesen Runden Tischen, wie auch darüber hinaus, dafür stark, den geplanten Straßenneubau in jeglicher Form zu verhindern. Sie ist ein loser Zusammenschluss rund 15 aktiver Bürger. „Weitere etwa 15 unterstützen uns regelmäßig“, so Thomas Schumacher, ein Sprecher der Initiative, die sich darüber hinaus als Fürsprecher der 6000 bis 7000 Bewohner der Wohngebiete Haslach und Wöschhalde beim Thema Nordzubringer bezeichnet.
Petition hat schon 700 Unterstützer
Eine Onlinepetition der Initiative gegen den Nordzubringer hätten bislang 700 Personen unterschrieben. Weitere rund 300 sprächen sich auf Unterschriftenlisten gegen den Bau aus, so war am Mittwochabend zu vernehmen.

Vier Kernthemen
Die Themen, die Anton Karle, Peter Sachse und Thomas Schumacher bei ihrer Präsentation dann aufgriffen, waren die Verkehrszahlen, der Sanierungsfall des Bisswurm-Areals, die prognostizierten Kosten des Baus und das Naherholungsgebiet Guggenbühl.
Im Ergebnis formuliert die Bürgerinitiative „Nordzubringer Nein Danke“ drei Forderungen: Sie basieren unter anderem auf dem massiven Zweifel der Initiative an vorliegenden Zahlen. So könne man beispielsweise die ermittelten Fahrzeugzahlen oder auch die Ergebnisse der Sanierung des Bisswurm Areals nicht nachvollziehen, war am Donnerstagabend zu vernehmen. Man erhalte auch nicht zu allen Grundlagen der Aussagen des Regierungspräsidiums Zugang. Man bekomme auf Nachfragen keine Antworten.
Eindeutiges Meinungsbild
Bei den zu dem Abend gekommenen Unterstützern der Bürgerinitiative ist das Meinungsbild eindeutig: Der Nordzubringer darf nicht kommen. Dabei möchte der eine oder andere auch nicht nur bei der Willensbekundung bleiben. Markus Biermann beispielsweise schlägt vor, eine Verkehrszählung zu übernehmen.

Mehr Verkehr auf die Schiene
Elisabeth Pflüger möchte keine Straße für Lastwagen auf dem Weg von Holland in die Schweiz vor der eigenen Haustüre haben. „Die gehören auf die Bahn“, fordert sie. Klaus-Dieter Haas möchte die Auseinandersetzung um das Projekt nicht mit den Befürwortern, sondern vielmehr den Entscheidungsträgern führen. „Alles andere bringt sowieso nichts“, sagt er.

Robert Springmann, für die Bürgerinitiative Pro Mönchweiler auch bei den Runden Tischen dabei, fordert statt dem Bau neuer Straßen den Bau neuer Radwege. Um den Umstieg zu schaffen müsse der innerstädtische und der Kurzstreckenverkehr deutlich reduziert werden.

Anders sieht es bei den politischen Mandatsträgern aus. Hier hören sich die Aussagen etwas moderater an.
Schurr hofft auf ein Zeichen nach Berlin
Nicola Schurr, SPD Stadt- und Kreisrat, betont, eine eigene Verkehrszählung könnte nicht rechtssicher sein. An die Bürger der Wohngebiete Haslach und Wöschhalde gerichtet sagt er: „Es wäre schön, wenn die 6000 Bürger bei einem Protest dastehen würden. Das wäre ein Zeichen nach Berlin.“
Die Trasse solle abgesteckt werden
Obereschachs Ortsvorsteher und bis vor kurzem Fraktionsvorsitzender der CDU im Stadtrat, Klaus Martin, schlägt vor, den Verlauf der Trasse abzustecken. So könne jeder sehen, wie nahe er tatsächlich an die Stadtteile rücke. Auch könne man der Initiative die fehlenden Informationen zur Verfügung stellen. Das seien ja keine Geheimnisse, so Klaus Martin.

Landtagsabgeordnete Martina Braun (Grüne) lobt die Einbindung der Beteiligten durch das Regierungspräsidium. Stadträtin Ulrike Merkle (Grüne) führt aus, sie befinde sich noch im Prozess der Meinungsbildung und sei darüber hinaus froh, dass es bei den Grünen keinen Fraktionszwang gebe.