Marga Schubert

„Dies Johr isch alles weng anderscht“ – beim Jungfereobed. Wie immer die Jungfere spritzig, witzig, frech und charmant – doch einfach anderscht. Denn, so informierte Prinzessin Kiri Lauterbach die Gäste im Saal, „will wieder eine der Jungfere uff d‘Rentnerbank nuff – ihr wissed‘s jo scho: d‘Margot hört uff“.

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Mit Herzblut, Engagement und Fleiß, habe sie sich eingesetzt, mit all ihrer Kraft, und für die Jungfere ganz viel g‘schafft. „Dank Dir sin mir Jungfere hit, wa mir sind“, denn: „Bei Deine Auftritt hät‘s im Publikum immer g‘funkt, Du wurdesch mehr und mehr zum Programm-Höhepunkt“. Traurige Mienen, die Jungfere wollen es kaum glauben, „auch Werner, Margots lieber Ma, tritt jetzt mit ihre de Jungfere-Rückzug a“ – als Dank gibts noch ein gemeinsames G‘schenkle. Und nicht nur das. Die Prinzessin erhebt Margot kraft ihres Amtes in den Stand der „Ehren-Oberjungfer“. Margot, zum ersten Mal sprachlos, bringt gerade noch ein leises, doch großes „Danke“ heraus und ein „das war‘s wohl“, schluckt kräftig und blinzelt verdächtig mit feuchten Augen.

Mit Riesenschritten stürmen sechs „Jungfere“ aus den Vorstandsetagen der großen VS-Narrenvereine durch den Saal , angeführt ...
Mit Riesenschritten stürmen sechs „Jungfere“ aus den Vorstandsetagen der großen VS-Narrenvereine durch den Saal , angeführt von „Jungfer Anselm“, um Oberjungfer Margot gebührend zu verabschieden. | Bild: Wohlgemuth, Simone

„Doch der Poschte der Oberjungfer bleibt natürlich nit frei, ab nächscht Johr wird Evi Blaser unsre Oberjungfer sei“, verkündet die Prinzessin gerade noch freudig – und wird gleich unterbrochen, von sechs energischen „Jungfere“ aus den Chefetagen der großen VS-Narrenvereine, die auf die Bühne stürmen.

Salut der Jüngsten der Jungfere (Ulrike Degen und Nicole Frey) für die scheidende Oberjungfer.
Salut der Jüngsten der Jungfere (Ulrike Degen und Nicole Frey) für die scheidende Oberjungfer. | Bild: Wohlgemuth, Simone

„Immer, wo es epps Außergwöhnlichs giet, rucke mir a“, meint forsch „Jungfer“ Anselm (Säger) von der historischen Zunft, begleitet von Dominik Schaaf von den Katzen, Meik Gildner von den Hexen, Günther Reichenberger von den Glonkis, Lutz Mälzer und Florian Schütze von der Schwenninger Zunft. Und mit Narri, Narro, Rhabarber, Hex, Hex und Miau, ehren sie Margot als ganz „b‘sundere Frau“, Denn: Die ka besser strähle, ohne Sorge, als manch Narro am Mentigmorge“. Und deshalb: „Zu ihrem Abschied, do mond mir Fraue na“. Die Damen im Saal begrüßen diese Jungfere-Abteilung begeistert.

Die Operndiva, (Evi Blaser) trifft auch die höchsten Töne mit Bravour. Doch später will sie lieber im Politik-Topf jubilieren.
Die Operndiva, (Evi Blaser) trifft auch die höchsten Töne mit Bravour. Doch später will sie lieber im Politik-Topf jubilieren. | Bild: Wohlgemuth, Simone

Nach dem Dank an die Technik und vor allem auch an Jungfer Brigitte Bausch, welche die Jungfere kunstvoll frisiert, schminkt und vor allem all ihre glänzenden Kostüme schneidert, und alle auch das Jahr über sorgfältig aufbewahrt. Großen Dank auch an Souffleuse Elke Fischer, die der Jungfere-Textsicherheit immer wieder Nachhilfeunterricht gibt.

S‘Buurewieb (Kiri Lauterbach) und Oberschwester Rabiata (Heike Görlacher), ein Duo, das die Lachmuskeln strapaziert.
S‘Buurewieb (Kiri Lauterbach) und Oberschwester Rabiata (Heike Görlacher), ein Duo, das die Lachmuskeln strapaziert. | Bild: Wohlgemuth, Simone

Natürlich lassen die Jungfere ihre Margot nicht so ohne weiteres aufs Rentnerbänkle.. Ein Best-off-Margot-Programm ist das Mindeste, da sind die Jungfere eigen: So serviern sie den Cocktail „Margot pur“, mit besten Zutaten aus vergangenen Jahren. Sie plündeten zunächst in der Jungfere-Kleiderkammer mit „Margots Klamotte, bevor sie no gar dond vermotte“.

„Highway to Hell“ oder besser „Heimweg zu hell“, für die Jungfere Maike Bicker (rechts) und Heike Görlacher als ...
„Highway to Hell“ oder besser „Heimweg zu hell“, für die Jungfere Maike Bicker (rechts) und Heike Görlacher als Rockstars ist es abends oder am frühen Morgen immer zu hell für den Heimweg. | Bild: Wohlgemuth, Simone
  • Anno 2002: Raus kam aus dem Schrank, es ist keine Morgana Fata, es ist die Oberschwester Rabiata (Heike Görlacher). Wie die Oberjungfer vor knapp 20 Jahren mit viel Biss, meistert die neue Rabiata die Rolle im Kreißsaal mit genau so viel Schmiss. Doch wer nun dachte, die Oberjungfer würde das Programm bereits vom Rentnerbänkle aus genießen, hat sich getäuscht. Noch ist sie im Amt, kommt als Putzfrau angeschlichen, „loschoret“ aus dem Fenster des Putzgeschwaders und tratscht: „Häsch ghört, d‘Margot hört uff. Doch besser jetzt als z‘schpot, i ha scho denkt, dass die gar nimme goht“.
Kölle Alaaf – die Jungfere gehen fremd, wollen zum Kölner Karneval. Auf den Spuren des „Trömmelche“ Prinz, Jungfrau ...
Kölle Alaaf – die Jungfere gehen fremd, wollen zum Kölner Karneval. Auf den Spuren des „Trömmelche“ Prinz, Jungfrau und Bauer. Im Vordergrund, Prinz Kiri Lauterbach, gefolgt von Jungfrau Heike Görlacher und Bauer Evi Blaser. | Bild: Wohlgemuth, Simone
  • Anno 2011: s‘Buurewieb us Schonach, links hinterm Wald, mit „Bollehuet mit oem Bolle, was zeigt den jungfräuliche Stand – so rein sexuell sah sie nämlich noch kein Land. Kiri Lauterbach als Buurewieb jammert: „Jetzt goht d‘Margot und ihre Bäuerin hätt immer no koen Ma“. Und prompt kommt Margots Stimme aus der Tiefe ganz kess: „Vielleicht könnt mer de Moser Thomas aktiviere, i schwätz kon Dreck, no wär au der vu dä Stroß‘ emol weg“.
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  • Anno 2016: S‘Hennefidle (Maike Bicker) gackert verzweifelt, und die Buurefrau prompt: „Ich han ihre gsait, dass ich se kill, wenn se ko Ei meh lege will“.
  • Anno 2008: Die Balletteuse Clothilde (Uli Degen) ist rassig und wilde, und ganz schön verwegen. „Jo wer suecht jetzt do en Maa? Ich mich vor Männer doch kaum noch rette ka“.
  • Anno 2013: Das „Next-Topf-Model“ (Nicole Frey), ebenfalls eine Paraderolle von Oberjungfer Margot, liefern sich mit der Balletteuse ein Schönheits-Duell.
  • Anno 2007 und 2012: Margots Operndiva – sie ist die beste Primadonna der Welt, bei der sogar der Dobmaier in Ohnmacht fällt. Doch Jungfer Evi als Diva, das gefällt ihr so nicht, sie ist lieber Miss Molli und greift tief in den politischen Topf. Da fühlt sie sich wohler. Von Politik und Werbung, da werde man nur verseckelt, die öffentlich-rechtlichen Programme hätten, statt die Wahrheit zu vermelden, die Hosen voll – „und die Privaten senden das was drin ist“, meint sie lakonisch. Zum Dünnschichtasphalt bekam OB Jürgen Roth eine Rüge und merkte gar spät, „dass es hier nit unkompliziert-praktisch“ geht.
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Die späten Mädchen – sie sind „seit viele Johre dra, und sueched en tolle Ma“. Doch sie sind anspruchsvoll verschmähen sogar Trump, den Präsidenten der USA. „Mit welled doch kon Ma, der unterm gelbe Pony nit recht denke ka“. Da ziehen sie schon den Harem des Sultans vor und essen abends Kuchen am Stammtisch der Eunuchen. Ein „Potpurri alter Schlussnummern“ ließ die Jungfere im Saal verzückt zurückdenken. Aus dem legendären Hit „Highway to Hell“ von AC/DC wird schnell der „Heimweg zu hell“, der die Jungfere beim Fest, ob abends oder am frühen Morgen, am Nachhausegehen hindert. Zu „Super Trooper und Apfelsinen im Haar bis zur Schwarzwaldmarie“, die Jungfere singen gerne mit.

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Ein Abschied von Oberjungfer Margot ohne ihre Lieblingsrolle, die „Queen von Engeland“ – undenkbar. Und so zieht sie würdevoll ein, begleitet mit stehenden Ovationen und „Good save the Queen“. Den seltsamen Dialekt hat sie „gebuffelt“, und hat sich gewöhnt an den Villinger Slang. Mit Enkel Harry und Sohn Charly-Boy hat sie so ihre Sorgen. Ihre Kinder seien alle „nit schee“, so klagt sie, auch Camilla nicht, des „Glächter, wär die us Schwenninge, kennt mer sage, die wär no vum letzschte Hagelschade“.

„Wenn et Trömmelche jeht“

Zum guten Schluss, man glaubt es kaum, die Jungfere „welled nach Kölle“ zum Kölner Karneval. Und „wenn dann et Trömmelche jeht“, dann stond mer au alle parat, Kölle alaaf“. Trömmelsche? Aber hallo, und sie sahen schnell ein: Dann doch lieber die Glonkitrommel, den Kater und „das giizig Morbili mit de Brezel dabei – au wenn sie vum letztsche Johr isch“. Und schon sind die Jungfere beim temperamentvollen „Hau de Katz de Schwanz ab“. Dann der letzte Akt: Die Jungfere verabschieden ihre Oberjungfer Margot mit dem alten Bill Ramsey – nein, sie ist keine „Zuckerpuppe in der Bauchtanztruppe, von der ganz Marokko spricht“, sondern die

Superpuppe in der Jungferetruppe

…von der ganz Villingen spricht „Du bisch a Superpuppe i de Jungferetruppe, doch jetzt gibsch älles ab, gosch uffs Rentnerbänkle nab. Margot, oh Margot, statt Dir, gibts jetzt nur noch Kür, doch für über 30 supertolle Jungfere-Jahre, von uns allen Dank dafür“.