Mit ihrem Ballmotto „Back in Time“ hat die Villinger Hexenzunft den Nerv des Publikums getroffen. Das durfte in mehr oder weniger lange zurückliegenden Jugendzeiten schwelgen.
Es gibt wohl kein Jahrzehnt, das die Menschen so geprägt hat, an das sich viele gerne erinnern und das sich wohl ebenso viele zurückwünschen wie die 80er-Jahre. Und die Hexenzunft erfüllte den Besuchern diesen Wunsch für einen Abend mit einem tiefen Griff in die Retrokiste.
Die 80er-Jahre, das war die Zeit von Fernsehserien wie „Baywatch“ und „Knight Rider“, Tanzfilmen wie „Dirty Dancing“ und „Flashdance“, alles tanzte Discofox, die Musik dazu lieferte „Moden Talking“ und die Mode war schrill. Und genau dahin, ins Jahr 1984, beamte sich eine Villinger Hexe aus Versehen. Was dann geschah, war ein Wiedersehen mit bekannten, beliebten und auch kuriosen Gestalten.

Die Zunftchefs Meik Gildner und Slobodan Vesovic ließen es sich nicht nehmen, in bester Baywatch-Manier mit rotem Badedress und blonder Perücke (Vesovic) das Publikum zu begrüßen.
Die innere Zeitreise der Hexenballgäste lief auf Hochtouren bei den „aktuellen Schlagzeilen“ zur Schließung des „ZK Modehauses“ und dem Meistertitel des VfB Stuttgart. Das Publikum konnte mit der Villinger Hexe (Nicolas Herbst) mitfühlen, die einen Saba-Fernseher entdeckte, in der Disco „Lollipop“ abtanzte und auf junge Musiker traf, die schon als Buben von einer großen Karriere träumten. Der Name ließ aufhorchen: Die Jungs hießen Dörr, und sind heute große Namen in der lokalen Musikszene, nicht nur an der Fasnet.
Natürlich kam die Musik nicht zu kurz. Die Redsocks/Tanzkäpsele, das Männer- und das Damenballett tanzten zu 80er Jahre-Musik. Tolle Showeinlagen präsentieren die „Reversis“ und die „Sarabellos“. Das gefiel dem Publikum, ebenso wie die Soloeinlage von Nicolas Herbst, der den Münchner Freiheit-Hit „Ohne Dich“ performte und die Zuschauer mitriss.
Grade als der Ritt zurück in die Vergangenheit begann, der Hexe zu gefallen – wann schließlich kann man einem einfallslosen Filmregisseur eine Science-Fiction-Story erzählen, die später als „Star Wars“ zum Kinohit wird – tauchte die Zeitpolizei auf, so etwas wie der kommunale Zeitordnungsdienst. Offensichtlich angelehnt an eine früher real existierende Persönlichkeit aus der Villinger Verwaltung („ich will die Ausweise sehen“) waren die beiden Zeitordnungshüter der Zeitreisehexe auf den Fersen. Und brachten diese letztendlich wieder zurück ins Jahr 2025.

Neben der Hauptgeschichte, die sich als roter Faden durch den Abend zog, gab es immer wieder musikalische Einlagen, die an die 80er-Jahre erinnerten. Als blondgelockte „Angel oft the 80‘s“ hauten Alex Köppe und Dennis Viebrans ein Discofox-Medley raus. Die Hexenband gab sich rockig und performte mit „He-xe, was hast du mit diesem Narren gemacht“ eine Liebesgeschichte zwischen einer Villinger Hexe, die einem Narro den Kopf verdreht, angelehnt an einen Westernhagensong.
In gleich fünffacher Ausführung erschien plötzlich der Star der Kindheit, Knight Rider, auf der Bühne. Hinter Sonnenbrille und Lockenmähne in Lederjacke verbarg sich die Boygroup, die zunächst musikalisch beteuerte, für die Fasnet alles zu geben, um mit einem Best-of-Medley einige ihrer besten Fasnetshits anzustimmen. Kein knaller war auch der aktuelle, umgedichtete Partykracher „Wär‘ ich ein Musiker, wäre ich ein Bierbub beim Trommlerzug, und mein Lieblingstier wäre der Zapfhahn“.
Das Programm endete mit der finalen Botschaft, „dass wir im Herzen für immer jung sein werden“, zu dessen musikalischer Untermalung „Forever young“ sich die Akteure zum Finale auf der Bühne versammelten. Das Publikum genoss die närrische Zeitreise und fühlte sich 40 Jahre jünger. Und tanzte auch auf der After-Show-Party den ein oder anderen Discofox.