Es war ein großes Thema der Fasnacht 2025 in Villingen-Schwenningen: die Sicherheit. Umfangreiche Maßnahmen sollten Amokfahrten wie die in Mannheim am 3. März mit zwei Toten oder Anschläge verhindern. Das ist der Stadt und den Zünften gelungen.
Aber wie geht es jetzt weiter? Der Aufwand für die Absperrungen mit Bussen, Polizeiautos und sogar Baggern war immens. Die auffälligen Barrieren prägten das Bild beim Weg der Narren in die beiden Innenstädte Villingen-Schwenningens.
„Das war hervorragende Teamarbeit“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Roth im Gespräch am Morgen des Aschermittwoch. Die Zusammenarbeit der Zünfte, der Polizei und der Rettungsdienste habe gut geklappt. „Schon morgens um 5.30 Uhr haben die TDVS-Mitarbeiter Absperrungen aufgebaut. Super!“
Das kostet das Sicherheitskonzept
Zum Blockieren der Straßen wurden zusätzlich Busse und Fahrzeuge einer Gartenbaufirma verwendet. „Von denen haben wir ein großzügiges Angebot erhalten“, sagt Roth.
Eine Rechnung werde die Stadt dennoch erhalten – für die Fahrer. Die standen nämlich die ganze Zeit über bereit, um die rollenden Absperrungen bei Bedarf zur Seite zu fahren.
Die Mehrkosten für das komplette Sicherheitskonzept für Villingen und Schwenningen beziffert Roth mit 55.000 Euro. Wäre es da nicht sinnvoll, Absperranlagen wie Poller fest zu installieren?
„Das prüft Ralf Glück, der Leiter des Ordnungsamtes, bereits“, sagt Jürgen Roth. Konkrete Zahlen gebe es noch nicht, da verschiedene Vorgehensweisen infrage kämen. „Aber wir sind da schnell im siebenstelligen Bereich“, sagt Oberbürgermeister.
Bei Absperrungen ist einiges zu beachten
Besagte Poller kann sich auch Roth für die Villinger Innenstadt vorstellen. Aber: Die werden nicht gerade billig, denn sie sollen auch Lastwagen aufhalten können.
„Ein ordentliches Teil ist wie ein Eisberg“, sagt Roth. „Der Großteil ist unterirdisch verbaut.“ Und Rettungskräfte sollen die Möglichkeit haben, die Poller im Einsatzfall versenken zu können, um freie Fahrt zu haben.
Außerdem gehe nicht nur um die Villingen Fasnet, sondern auch um die in Schwenningen, die dortige Kulturnacht und zahlreiche weitere Großveranstaltungen.
Deshalb tendiert Roth eher zu mobilen Absperrgittern. Bestimmte Arten davon könnten ebenfalls Lastwagen stoppen. Aber auch diese Lösung sei nicht gerade billig und benötige Personal für Auf- und Abbau.
„Wir werden das Thema solcher Sicherheitsteile auf jeden Fall angehen, es muss aber nicht alles sofort sein“, sagt Roth. „Wir werden da strategisch vorgehen.“ Das heißt, zunächst werde das bestehende Sicherheitskonzept von Zuggesellschaft, Bürgeramt und Polizei weiter verbessert.
Wie kommt das Sicherheitskonzept an?
Den Anwohnern sei durch das Abriegeln der Innenstädte einiges abverlangt worden. Dennoch habe es großes Verständnis für die Maßnahmen gegeben. Von Einzelfällen abgesehen, bei denen sich Autofahrer darüber geärgert hätten, dass sie nicht raus konnten.
Von Besuchern und Zünften habe er die Rückmeldung bekommen, dass die Maßnahmen ihnen ein sicheres Gefühl beim Feiern gegeben habe. Für Oberbürgermeister Jürgen Roth lautet daher das Fazit: „Ich bin total glücklich, dass alles gut lief.“
Sicherheitsrelevante Vorfälle an der Fasnet
Was die Narrozunft vom Sicherheitsaufwand hält
Anselm Säger von der historischen Narrozunft zeigt sich im Gespräch bestens im Bilde über die verschiedenen Absperrtechniken. Hat er bei seiner Wahl zum Zunftmeister gedacht, dass er sich mal intensiv mit dieser Thematik auseinandersetzen muss? „Nein, ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich dieses Wissen benötigen werde“, sagt er.
Angefangen habe alles mit der Loveparade 2010 in Duisburg. Damals waren bei einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben gekommen. „Das hat eine Lawine losgetreten“, sagt Säger. „Und jedes Jahr und mit jedem Anschlag wurden die Anforderungen an die Veranstalter verschärft.“
Zahl der Teilnehmer wächst ständig
Zudem seien immer mehr Menschen bei der Fasnet in Villingen dabei – Hästräger und Zuschauer. Den größeren Massen müssen man dann gerecht werden.
Dabei stehen die Planer vor einem grundsätzlichen Problem: „Wir müssen die Fluchwege frei halten und zugleich dafür sorgen, dass von der anderen Seite niemand hereinkommt“, erklärt der Zunftmeister. Mittlerweile sei es ein Riesenaufwand und es gehe um einen Batzen Geld.

„Es ist schlimm genug, dass wir das alles machen müssen, aber es ist auch richtig“, findet Säger. Die Narren und die Gäste hätten sich alle gut und sicher gefühlt.
Stadtmauer heute wieder nützlich
Und: „Die Stadt war autofrei.“ Das habe allen gut getan, unter anderem auch der Stadtreinigung. „Und wer hätte gedacht, dass unsere Stadtmauer heute noch dabei nützlich ist, die Innenstadt zu schützen?“
Welche Lösung die Narren für sinnvoll halten
Schutzpoller als Absperrung würden die Narren durchaus befürworten. „Wir müssen das Invest aber natürlich ins Verhältnis setzen.“ Auch mobiles Absperrmaterial sei kostenintensiv, ließe sich aber bei verschiedenen Veranstaltungen einsetzen.
Das Sicherheitskonzept zur Fasnet 2025 findet er jedenfalls sehr gut. „Wir konnten eine schöne Fasnet feiern und es gab so wenige Zwischenfälle wie lange nicht“, sagt Anselm Säger.