„Mal sitzt eine Mama mit ihrer Krabbelgruppe dort, mal jemand anderes mit Abstand nebenan. Das ist schön zu sehen“, sagt Mirella Fanelli, die das Café „Einfach andersch“ betreibt. Mit ihrer selbst ernannten pinken Knutschkugel steht sie täglich sie vor dem Franziskaner in der Villinger Rietgasse und verkauft, Kaffee, Waffeln und Würstchen. Für sie steht fest: „Wir halten durch.“

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Sie sagt das, obwohl die Zeit keine leichte ist. „Als es Click&Collect gab, lief es noch gut“, sagt sie weiter. Seit Montag aber sind die Geschäfte in der Innenstadt wieder ganz zu. Und das merkt auch Fanelli. Ihre Knutschkugel bleibt aber auch deswegen offen, um den Arbeitenden in der Innenstadt eine Anlaufstelle zu bieten. „Zu uns kommen die Älteren genau so wie die Jungen. Samstags sind vor allem die betagteren Menschen da. Von ihnen sind die meisten schon geimpft. Es ist wichtig, dass sie wissen, wo sie hingehen können. Dann unterhalten wir uns ein wenig. Das ist schön“, sagt die Unternehmerin.

Mirella Fanelli in ihrer Knutschkugel.
Mirella Fanelli in ihrer Knutschkugel. | Bild: Matthias Jundt

Aber auch jüngere Menschen finden immer wieder den Weg zur Knutschkugel. Fanelli: „Von denen halten sich alle an die Regeln. Sie halten Abstand, tragen ihre Masken und sind wirklich diszipliniert.“ Zur finanziellen Lage sagt die „Einfach andersch“-Chefin: „Wir haben die Hilfen des Staates erhalten. Und jedes Würstchen, das ich verkaufe, lohnt sich.“ Für Fanelli steht fest, dass es weiter lieber Einschränkungen gibt, als das Menschen sterben. Nur für einen Tag überlegt sie, ob sie die Knutschkugel nicht öffnet: „Wenn am 9. Mai die Querdenker-Demo stattfinden sollte, weiß ich noch nicht, ob ich dann aufmache. Ich habe im Dezember mal einen Kunden gebeten, die Bratwurst nicht an der Knutschkugel zu essen, sondern etwas weiter wegzugehen. Der hat beschimpfte mich zuerst und warf die Wurst dann auf mich.“ Getroffen hat er aber nicht.

Rudi Fürst-Maschek betreibt das Café am Riettor. Ohne seine Stammkunden könnte er einpacken.
Rudi Fürst-Maschek betreibt das Café am Riettor. Ohne seine Stammkunden könnte er einpacken. | Bild: Matthias Jundt

So etwas hat Rudi Fürst-Maschek noch nicht erlebt. Er betreibt das Café am Riettor. Am Anfang der Schließungen, am 1. November, wollte er sein Café nicht offen lassen. Er wollte verhindern, dass sich Menschentrauben um seinen Laden bilden. „Irgendwann mussten wir aber aus finanziellen Gründen öffnen“, sagt er. Seither bietet er vor allem Kaffee-Getränke, Brezeln und Gebäck zum Mitnehmen an – und wird das auch künftig tun.

Die Öffnung führe natürlich auch dazu, dass Menschen eher zusammenkommen. An seinen Türen und Fenstern weist der Unternehmer darauf hin, dass Kunden ein Verweilverbot haben und sich zum Verzehr der Getränke und Speisen mindestens 50 Meter vom Gebäude entfernen müssen. Fürst-Maschek: „Daran halten sich auch die meisten.“

Bei gutem Wetter lohne es sich, das Geschäft zu öffnen: „Wenn es regnet dagegen nicht. Dann lege ich eher drauf. Es ist aber wichtig, dass wir den Kunden zeigen, dass wir da sind“, sagt der Chef des Cafés am Riettor. Die Kunden, fährt er fort, sind vor allem Stammkunden. Ohne die sähe es nicht gut aus. Laufkundschaft gebe es dagegen kaum mehr. Die finanziellen Hilfen des Staates aus dem vergangenen Jahr habe er erhalten, auf die von diesem warte er noch.

Klaus Fehrenbach betreibt das Café Villa in der Färberstraße. Finanziell lohne sich der Betrieb nicht, es gehe aber um das Miteinander.
Klaus Fehrenbach betreibt das Café Villa in der Färberstraße. Finanziell lohne sich der Betrieb nicht, es gehe aber um das Miteinander. | Bild: Matthias Jundt

Anders sieht das bei Klaus Fehrenbach aus. Der Chef des Café Villa in der Färberstraße hat die allesamt Finanzspritzen erhalten. Einen Verlust macht er dennoch jeden Monat. Dennoch sagt er: „Ich bin ein sehr positiver Mensch. Man muss die Situation jetzt eben so annehmen, wie sie ist.“ Für ihn ist das Offenlassen des Café auch ein Zeichen an die Kunden, dass man da ist. „Die Gastronomie fehlt auch den Menschen. Sie suchen den Austausch und den Kontakt zu anderen“, sagt Fehrenbach. Er glaubt deshalb auch, dass sich die Situation in seiner Branche verbessern wird, wenn sich die Pandemie-Lage beruhigt. Auch er weist mit kleinen Schildern darauf hin, dass Kunden sich nicht am Café-Gebäude aufhalten dürfen. „Kontrollieren kann ich das aber nicht. Ich müsste dafür einen seperaten Mitarbeiter einstellen, wenn ich das machen wollen würde. Der Andrang ist aber ohnehin nicht so groß. Das ist auch gar nicht notwendig.“

Andreas Pfaff ist der Besitzer des Gasthauses Rebstock in Villingen.
Andreas Pfaff ist der Besitzer des Gasthauses Rebstock in Villingen. | Bild: Matthias Jundt

Einen Andrang, ob groß oder klein, wird es beim „Rebstock“ in der Niederen Straße in den kommenden Wochen keinen geben. „Ich mache erst wieder bei einer Inzidenz unter 100 auf, vorher lohnt sich das nicht“, sagt Chef Andreas Pfaff. Der Grund: „Ich verkaufe vor allem alkoholische Getränke wie Bier oder Schorle. Kaffeegtränke laufen bei mir eher nebenbei. Und weil man nun keinen Alkohol in der Öffentlichkeit trinken darf, lohnt sich eine Öffnung für mich finanziell nicht“, so Pfaff weiter.

Seine Stammkunden hat er am Sonntag per WhatsApp darüber informiert. In der Nachricht heißt es nach der Begründung: „Wir danken Euch für die großartige Unterstützung der vergangenen Wochen und werden wieder für Euch da sein, sobald es die Verordnung zulässt.“