So sehen sie also aus, die Hände, die einen davor bewahren, mit kaputten, schmerzenden Schuhen durch den Tag zu gehen. Groß und stark sind Wilhelm Feldes Hände.

Seit fast 25 Jahren hat Felde seine kleine Schuhreparaturwerkstatt in der Färberstraße. Dort repariert er Taschen, Rucksäcke – und natürlich Schuhe.

Auch Schlüssel und Uhren werden hier repariert

Dort fräst er Schlüssel, setzt Batterien in Uhren ein und kümmert sich um all die hoffnungslosen Fälle, wenn Schuhe fast auseinanderfallen, „und man gar nicht weiß, was man noch retten kann“, wie er sagt. Oder: „Wenn Sohlen komplett neu gemacht werden müssen.“

Schon die Großväter waren Schuhmacher

Gelernt hat Felde das Handwerk schon in seiner Heimat Kirgistan, wo auch seine beiden Großväter und Brüder Schuhmacher waren. 1990 Jahren kam seine Familie in den Schwarzwald, sagt Felde, der damals gleich bei Mister Minit anheuerte und nach dessen Schließung 1999 sein eigenes Geschäft eröffnet hat.

„Billig-Produkte sind oft nicht recycelbar“

„Ein logischer Schritt“, meint er. Denn: Der Laden in der Färberstraße stand leer, die Zeit und Leidenschaft hatte er. Und bald auch die Maschinen. Die suchte Felde sich alle selbst zusammen. Gebraucht. Nachhaltig natürlich. Schon damals.

Wilhelm Felde bei der Arbeit.
Wilhelm Felde bei der Arbeit. | Bild: Daniela Biehl

Eigentlich ist sein Job nämlich genau das: Ein Auflehnen gegen die moderne Wegwerfgesellschaft, in der alles so günstig angeboten wird, dass Kunden Schuhe oft wegwerfen, weil es ja billige, neue zu kaufen gibt. „Nur: Die Materialien der Billig-Produkte sind oft gar nicht recycelbar.“

Felde mag diesen Kreislauf nicht. „Das ist nicht nachhaltig“, sagt er. Oder: „Lieber das alte Reparieren“. Und er schaut sich den Schuh des älteren Herren an. Die Sohlen sind tatsächlich ziemlich abgelaufen. „Da machen wir neue drauf“.

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Für die Nachhaltigkeit

Es wimmelt in seinem Laden nur so von Kunden und fast könnte man meinen, die Kasse brummt. Eine Frau will neue Batterien für ihre Armbanduhr, eine andere ein paar Bommeln an ihre Schuhe genäht und ein Mann braucht neues, warmes Innenfutter für die Winterschuhe. Felde näht das Futter ein.

Die Sache mit den Preisen

Felde könnte mehr verlangen. Muss er oft auch. Denn: Auch er spürt die gestiegenen Preise. „Der Materialeinkauf hat sich fast verdoppelt. Und oft muss Felde das auch an die Kunden weitergeben. „Aber dann kommt der Moment, wo der ein oder andere Kunde wegbleibt, weil ihm das doch zu teuer ist.“

Immer am Reparieren – auch privat

Weil die Versuchung nahe sei, zu den günstigen Billig-Produkten zu greifen. Felde sagt: „Bei den Preisen müssen Herz und Kopf entscheiden.“ Er macht es lieber so günstig, wie es die Materialkosten noch zulassen. Wie es sich gerade noch rentiert. Der Nachhaltigkeit wegen.

Und so hat er immerhin viel zu tun. „Solang es im Laden nicht leer ist, geht das.“ Wobei Felde ohnehin immer am Reparieren ist. Der 59-Jährige sagt, er kann nicht anders. So war sein Auto noch nie bei einem Mechaniker. Warum auch? „Mache ich selbst“, sagt Felde.

Weil es Leidenschaft ist

Eine Lampe in seinem Laden soll demnächst umgerüstet werden. Auf LED. „Normal müsste man einen Elektriker holen“, weiß er. „Ich mache es selbst. Egal, was es ist.“

So ist er, der Mann dessen Hände einen davor bewahren, mit kaputten oder schmerzenden Schuhen durch den Tag zu gehen.