Eigentlich wollte Linus Mutter im kommenden Sommer sein Abitur machen. Der 18-jährige Schüler eines Gymnasiums im Südschwarzwald ist ein sehr guter Schüler. Doch ein Jahr vor dem Schulabschluss wurde er zu einer Zwangspause gezwungen. Seit September hat er ein neues Herz. Zur Reha kam er nach der Transplantation in die Nachsorgeklinik in Tannheim.
Doch, warum braucht ein junger Mann ein neues Herz?
Linus kam schon mit einem Herzfehler zur Welt. Beide Vorhöfe ließen ihr Blut zum größten Teil in die linke Pumpkammer (linker Ventrikel) fließen. Die rechte Pumpkammer hatte sich kaum ausgebildet. Fachlich nennt sich dieser Herzfehler „Double Inlet Left Venticle“.
Dreimal wurde Linus deshalb operiert. Das erste Mal im Alter von zehn Tagen, das letzte Mal mit drei Jahren. Kinderherzchirurgen legten einen Umgehungskreislauf an. Auf diese Weise wurde der Herzfehler korrigiert.
„Nach den Operationen ging es mir gut“, erzählt Linus. Erst mal habe alles prima funktioniert.
Im Alter von 15 Jahren, im Frühjahr 2020, entwickelte der Körper des Jugendlichen aber ein sogenanntes Eiweißverlustsyndrom (PLE). Das ist eine schwerwiegende Erkrankung, die sich infolge eines solchen Herzfehlers entwickeln kann.
Den größten Teil des Eiweißes, das Linus zu sich nahm, hat er über den Darm wieder ausgeschieden. Diesen Proteinverlust kann der Körper auf Dauer nicht kompensieren. Zwar funktionierte das Herz von Linus eigentlich weiter ganz gut, doch die Behandlung mit Cortison und eine sogenannte Fettdiät zeigte wenig Erfolg.

In Folge des Proteinverlusts begann sein Körper nach einem dreiviertel Jahr Wasser einzulagern. Dabei schwollen zum Beispiel bei längerem Stehen oder Sitzen seine Beine stark an. „Mal ging es mir ein bisschen besser, mal schlechter“, erinnert sich Linus. Sport war nur noch sehr eingeschränkt möglich.
Trotzdem hatte Linus noch den großen Vorsatz sein Abitur zu machen.
Doch dann begann sich Wasser im Spalt zwischen der Lunge und den Rippen einzulagern. Drei Tage vor den Sommerferien musste Linus ins Krankenhaus. Es wurde eine Drainage gelegt. Vier bis fünf Liter Wasser hatten sich angesammelt.
Die Ärzte hatten die große Befürchtung, dass sich die Wassereinlagerung nun immer wieder wiederholen könnte. Das Wasser im Körper könnte diesem quasi die Luft zum Atmen nehmen.
Deswegen kam als letzte Möglichkeit eine Herztransplantation zur Sprache. Nur so, so waren sich die Ärzte sicher, könnte man das Problem noch in den Griff bekommen.
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Die notwendigen Untersuchungen wurden eingeleitet und obwohl Linus zu diesem Zeitpunkt bereits über 16 Jahren war, wurde eine Möglichkeit gefunden ihn als gleich einem Kind und damit mit hoher Dringlichkeit für eine notwendige Transplantation zu listen. Linus hat das Datum noch genau im Kopf. „Am 27. August erfolgte die Listung“, erzählt er.
Das Ende der Sommerferien nahte und Linus wollte weiter zur Schule gehen.
Dann, am 15. September abends spät, gegen 22 Uhr, läutete sein Handy. Am Telefon war eine Ärztin des Freiburger Klinikums, die ihm mitteilte, dass ein Spenderherz gefunden sei.
Dann ging alles ganz schnell. Linus entschied sich, die Transplantation jetzt vornehmen zu lassen. „Solch eine Möglichkeit erhält man vermutlich nur einmal“, war er sich bewusst. Er nahm sich vor zu kämpfen.
Noch nachts fuhr die Familie in die Klinik. Auf fünf Uhr morgens war die Operation angesetzt.
Linus war bereits im Operationssaal und sein Brustkorb geöffnet, als das neue Herz noch vor der Transplantation seinen Dienst versagte.
Von dieser Hiobsbotschaft bekam der Jugendliche erstmal nichts mit. Man hielt ihn im Tiefschlaf, in der Hoffnung auf ein weiteres Spenderherz.
Nur zwei Tage später geschah das, was man getrost als Wunder bezeichnen kann: Ein zweites Spenderherz war gefunden. Am 17. September stand die nächste Operation an.
Diesmal lief die Transplantation gut. Nach sechs Wochen konnte Linus die Klinik verlassen.

In der Nachsorgeklinik Tannheim erhielt der Jugendliche einen Akutplatz für seine Reha. Ende November konnte er damit starten.
In der Jungen Reha der Nachsorgeklinik, einer speziellen Reha Gruppe für junge Erwachsene, trainiert Linus jetzt vor allem seine Muskulatur und die Ausdauer.
Von den neuen Trainingsgeräten, die aus Mitteln der SÜDKURIER Spendenaktion im vergangenen Jahr angeschafft werden konnten, ist er richtig begeistert. „Die sind super“, freut er sich. Überhaupt sei das Angebot in Tannheim toll, sagt Linus. Da sei wirklich für jeden etwas dabei, er sei bestens versorgt und für daheim bekomme er ebenfalls wichtige Anleitungen und Tipps.
Das neue Herz ist für ihn eine wesentliche Lebensverbesserung. Seine positive Einstellung trägt dazu wesentlich bei. Ski- und Rad fahren stehen auf der Wunschliste.
Über sein neues Herz freut sich Linus riesig. „Wow, jetzt habe ich ein neues Herz. Das passiert ja auch nicht alle Tage“, formuliert er seine Gedanken. Nun kann er mit der jüngeren Schwester 2024 das Abitur machen.
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