Vöhrenbach – Ein außergewöhnliches Abenteuer liegt hinter Sieglinde und Reinhard Kaltenbach aus Hammereisenbach: In 159 Tagen durchquerten sie Deutschland von Sylt bis Oberstdorf, eine Strecke von 3382 Kilometern entlang des Nord-Süd-Trails (NST). Eigentlich wollten die Kaltenbachs zum zweiten Mal in den USA den Appalachian Trail erwandern. Dieser Plan konnte jedoch aufgrund der Corona-Pandemie nicht umgesetzt werden, weshalb sie sich dafür entschieden, den NST in Deutschland zu bewältigen.

Die Reise begann im Mai 2021 – eine Zeit, geprägt von Einschränkungen und Herausforderungen. „Man läuft, schläft und isst“, beschreibt Sieglinde Kaltenbach den Alltag auf dem Trail, woraufhin Reinhard Kaltenbach ergänzt: „Manchmal läuft man sogar zwölf Stunden.“ Grenzenlose Ausdauer war gefragt, denn nicht nur die Weglängen forderten das Ehepaar, auch gesundheitliche Probleme zwangen sie kurzzeitig zu einer Unterbrechung der Wanderung. „Ich habe es rechtzeitig bemerkt und bin nicht über die Grenze des Machbaren hinausgegangen“, berichtet Reinhard Kaltenbach über seine Verletzung.

Die abwechslungsreiche Kulturlandschaft und der intensive Kontakt zu den Menschen in Deutschland hätten sich von ihren bisherigen Wandererfahrungen in den USA unterschieden, da sie dort eher auf unbewohnten Strecken unterwegs waren. Trotz der ständigen Herausforderungen, wie regnerischen Tagen und schlammigen Wegen, blieben die Kaltenbachs optimistisch. „Ein gutes Zelt ist wichtig, sowie eine Taschenlampe und viel Wasser“, betont Sieglinde Kaltenbach. Selbst das unbeständige Wetter am Bodensee konnte dem Durchhaltevermögen des Paares nichts anhaben. Die gefährlichen Bergwege im Allgäu wurden sicher bewältigt, was in einer Fülle an beeindruckenden Fotografien von Blumen und Tierbeobachtungen resultierte.

Mehr Zeit seit der Rente

Während dieser 159 Tage unterwegs hätten sie auch Zeit zum Nachdenken gehabt, so die Kaltenbachs – über alte Zeiten und die begrenzten Möglichkeiten, die sie zuvor während ihrer beruflichen Karriere hatten: „Früher waren unsere Wanderungen eher kurz. Es war schwierig, als berufstätige Personen mit Familie so lange unterwegs zu sein.“

„Einmal pro Woche haben wir in einem Hotel, oder auf einem Campingplatz angehalten, um zu duschen oder unsere Wäsche zu waschen“, erklärt Reinhard Kaltenbach. Corona wäre während dieser Zeit ein ständiger Begleiter gewesen, der sie zwang, sich regelmäßig testen zu lassen. Nicht nur für ihre eigene Sicherheit, sondern auch die anderer.

Trotz der vielen Hindernisse und Widrigkeiten blicken die Kaltenbachs auf eine einzigartige und bereichernde Erfahrung zurück. Ihr Durchhaltevermögen und ihre Leidenschaft für die Natur und das Wandern hätten sie an ihr Ziel geführt. Einer Sache sind sie sich sicher: Diese intensive Wanderung wird nicht ihre letzte gewesen sein.