Stefan Heimpel

Wo soll die Vöhrenbacher Grundschule künftig untergebracht werden? Diese Frage stellt eine Interessengemeinschaft Altes Schulhaus Vöhrenbach (IG) an Bürgermeister Robert Strumberger. Offensichtlich sei im Gemeinderat bereits beschlossen, die Josef-Hebting-Schule – nach dem Auslaufen der Werkrealschule in wenigen Jahren eine reine Grundschule – komplett im neuen Schulhaus unterzubringen und das alte Schulhaus anderweitig zu verwenden.

Ehemalige Lehrerinnen rufen Interessengemeinschaft ins Leben

Die Interessengemeinschaft, die von den ehemaligen Lehrerinnen Karin Willmann und Cornelia Bruder ins Leben gerufen und auch weitergeführt wird, fordert dagegen, unbefangen zu prüfen, ob die Grundschule nicht auch in dem alten, traditionsreichen Vöhrenbacher Schulhaus untergebracht werden könne. Im Städtle sei allgemein die Meinung verbreitet, dass man die Schule im alten Schulhaus lassen sollte.

Der Gemeinderat hat offensichtlich bereits beschlossen, dass die Josef-Hebting-Schule nach dem Auslaufen der Werkrealschule komplett in ...
Der Gemeinderat hat offensichtlich bereits beschlossen, dass die Josef-Hebting-Schule nach dem Auslaufen der Werkrealschule komplett in das neue Schulhaus umzieht. | Bild: Jürgen Liebau

Entscheidung im Gemeinderat bereits gefallen

Vor allem kritisieren die Interessengemeinschaft und auch andere Bürger, dass über diese Entscheidung nicht informiert wurde. Es sei offensichtlich so gut wie niemandem bekannt, dass hier bereits eine Entscheidung gefallen sei. Mancher Bürger fühle sich durch diesen in der Öffentlichkeit unbekannten Beschluss „vor den Kopf gestoßen“. Vor dieser Entscheidung seien scheinbar nur Rektor Tim Lutz und der Planer vom Gemeinderat gehört worden.

Nur Schuldirektor umfassend informiert?

Auch Gremien wie Elternbeirat oder Lehrerkollegium ebenso wie die Öffentlichkeit seien an dieser Entscheidung nicht beteiligt gewesen. Umfassend informiert worden sei nur der Rektor.

Bürgerbeteiligung eingefordert

Dabei sollte man nach Meinung der Interessengemeinschaft und auch vieler Bürger vor einer solchen wichtigen Entscheidung zumindest die Bürger hören oder gar direkt an der Entscheidung, beispielsweise mit einer Bürgerversammlung, beteiligen.

Unzufrieden mit der Antwort von Bürgermeister Strumberger

Mit ihrem Anliegen wandten sie sich am 9. Juli an Bürgermeister Robert Strumberger, am 23. August erhielten sie nun eine Antwort, die für sie aber nicht befriedigend ist. Darin erläutert Strumberger, dass die Beschlüsse des Gemeinderats zur „Sanierung und weiteren Nutzung des neuen Schulgebäudes bereits erfolgt sind“, und dass dies bereits im Haushaltsplan 2019 berücksichtigt wurde.

Zuschüsse für Bauarbeiten sind bereits genehmigt

Auch Zuschüsse wurden bereits genehmigt, die bei einer Neuorientierung wieder neu beantragt werden müssten. Der Bürgermeister verwies außerdem auf eine Gemeinderatssitzung, in der der Sachverhalt rechtzeitig bekannt gegeben worden sei.

Von einer Standortfrage sei nie die Rede gewesen

Dies wollte die Interessengemeinschaft allerdings so nicht stehen lassen. In den Tagesordnungen sei zwar immer wieder von der Sanierung der Schule die Rede gewesen, aber niemals von der Standortfrage altes oder neues Schulhaus. Auch bei den Beschlüssen aus dem Gemeinderat sei dies nie berichtet worden.

130 Unterschriften in kürzester Zeit gesammelt

Ihrem Schreiben an den Bürgermeister hatten die Antragsteller eine Unterschriftenliste zugunsten des alten Schulhauses mit 130 Unterschriften beigefügt. Das Interesse in der Öffentlichkeit sei sehr groß, so die IG-Sprecherinnen, Cornelia Bruder und Karin Willmann. Die Unterschriften seien in kürzester Zeit zusammengekommen. Durchweg sei gefordert worden, die Schule im alten Schulhaus zu belassen. Auch viele ehemalige Lehrer und das gesamte aktuelle Kollegium der Schule (außer Rektor Tim Lutz) hätten unterschrieben.

Vorbereitungen für Bürgerbegehren

Die IG fordert nun Einsicht in die Akten, wann und wo diese Standortfrage öffentlich beraten und der Beschluss vom Gemeinderat gefasst worden sei. Gleichzeitig ist der IG klar, dass entsprechende Entscheidungen schnell gefällt werden müssen. Daher werden bereits Vorbereitungen für ein Bürgerbegehren zwecks Bürgerentscheid zugunsten des alten Schulhauses getroffen. Bruder und Willmann betonen, dass sie jederzeit zu Gesprächen bereit und für gute Argumente aufgeschlossen seien. Die bisher vorgebrachten Argumente überzeugen sie allerdings nicht.

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Die wichtigsten Argumente beider Seiten

Sowohl die Interessengemeinschaft als auch die Stadtverwaltung bringen Argumente für und gegen die weitere Nutzung des alten Schulgebäudes der Josef-Hebting-Schule vor. Wir stellen an dieser Stelle auszugsweise die Argumente der beiden Seiten vor.

  • Stadtverwaltung: Bürgermeister Robert Strumberger schreibt in seiner Stellungnahme, dass beide Schulgebäude sanierungsbedürftig seien. Bei den Planungen muss auf jeden Fall der Raumbedarf berücksichtigt werden. Die Politik tendiere hier zur „gebundenen Ganztagsgrundschule“, bei der die Kinder für mindestens drei Tage zur Ganztagsbetreuung angemeldet werden müssen. Dafür müssten – wenn die Politik so entscheide – entsprechende Räume, eine Mensa und eine Küche vorgehalten werden. Für die Grundschule selbst wären auch für die acht möglichen Klassen genügend Räume vorhanden. Für den weiteren Platzbedarf der Betreuung müsste aber das städtische Archiv und auch Vereine ausgegliedert werden. Das Foyer der Festhalle sei aus praktischen Gründen wegen der unabhängigen Nutzung der Halle beispielsweise nicht als Mensa geeignet. Der notwendige Platz könnte nur mit einem Erweiterungsbau des Gebäudes Richtung Hartplatz bereitgestellt werden. Wenn man das neue Schulhaus nicht nutzt, müsste dieses für viel Geld zurückgebaut werden, wobei gleichzeitig die Sporthalle erhalten bleiben muss. Die Stadt stellt sich daher eine andere Nutzung für die alte Schule vor – bei steigendem Bedarf etwa wieder für Kindergartenplätze, oder für Büro- oder Wohnräume, oder auch durch die Hochschule Furtwangen.
  • Interessengemeinschaft: Sie argumentiert, dass das alte Schulgebäude über ausreichend Flächen für eine Grundschule mit allen Nebenräumen auch bei Ganztagsbetreuung verfüge. Auch der Neubau der Schule verfüge nicht über die entsprechenden Räume wie Mensa und Küche, das Ganze könnte nur mit einem massiven Umbau, der fast einem Neubau gleiche, erreicht werden. Aktuell seien nur noch zwei Vereine im alten Schulhaus aktiv, der Gesangverein Concordia und der Harmonikaverein. Diese könnten dann alternativ sicherlich Räume im neuen Schulhaus nutzen. In den beiden Obergeschossen seien genügend Klassenzimmer vorhanden, im Erdgeschoss seien dann auch problemlos entsprechende Nebenräume wie Lehrerzimmer und Ähnliches unterzubringen. Auch wenn eine Hälfte des Kellergeschosses vom Archiv genutzt wird, könnte in der anderen Hälfte (der früheren Kochschule) beispielsweise problemlos eine Mensa untergebracht werden. Und nicht zuletzt gebe es ein riesiges Dachgeschoss, das man bei Bedarf ebenfalls einer Nutzung zuführen könnte. Es sei es daher kein Problem, das alte Schulhaus ohne Erweiterungsbau künftig wieder als die Vöhrenbacher Schule nutzen zu können, damit auch die Kinder in die gleiche Schule gehen könnten wie bereits Eltern und Großeltern.