Fußball-Bezirksliga: – Von wegen verstecken und kuschen als Tabellenvorletzter. Das ist für Alessio Paciulli keine Option: „Ich bin heiß auf die letzten vier Spiele vor der Winterpause“, verspricht er den Anhängern des SV Blau-Weiß Murg einen spannenden Herbst und vor allem ganz andere Heimspiele als zuletzt beim 1:2 gegen die SG Mettingen/Krenkingen: „Wir haben in Wittlingen eine Reaktion gezeigt und daran gilt es in den restlichen Spielen anzuschließen.“ Die für Samstag angesetzte Partie gegen den SV Buch fällt aus. Die Gäste baten nach dem plötzlichen Tod eines früheren Aktiven und Torwarttrainers um die Absage. Als Nachholtermin steht vorerst der Samstag, 9. Dezember, zur Debatte.
Alessio Paciulli, der sich im Sommer 2022 zum Wechsel vom FSV Rheinfelden nach Murg entschlossen hatte, weiß genau, dass seine Elf den Erwartungen hinterherläuft: „Natürlich haben wir die Tabelle im Blick. Aber vor uns liegen noch 18 Spiele und jeden Gegner, den wir bisher hatten, sehen wir nochmals wieder. Wir verstecken uns vor keinem Gegner. Die Jungs haben so lang dran gearbeitet, um die Bezirksliga zu erreichen. Und da wollen wir jetzt auch bleiben. Aber – und das ist auch richtig – der Unterschied zur Kreisliga A ist größer als gedacht“, gibt der 26-jährige Mittelfeldspieler zu: „Natürlich fehlen uns die Tore von Jason Cerimi – aber es soll uns keiner abschreiben.“
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Für Paciulli ist die Ausbeute von sechs Punkten aus zwölf Spielen nur die halbe Wahrheit: „Wir haben oft mitgehalten, es aber nicht geschafft, unsere Vorsprünge über die Zeit zu bekommen“, erinnert er an 3:0-Führungen gegen den FC Schönau (Endstand 3:4) und bei der U23 des Nachbarn SV 08 Laufenburg (3:3): „Wenn sowas immer wieder schief geht, passiert etwas in den Köpfen“, hat er Erklärungen für solche Aussetzer, die gegen die SG Mettingen/Krenkingen zur Niederlage führten: „Und was Tore angeht“, so Paciulli mit Blick auf lediglich 14 Treffer: „Francesco Lo Presti weiß genau, wo das Tor steht. Wenn bei ihm der Knoten platzt, dann läuft es ihm garantiert ähnlich gut, wie zuletzt in der Kreisliga A.“

Paciulli nimmt sich selbst nicht aus: „Ich habe mir das Video zig Mal angeschaut. Der Torwart hat sich einfach nicht bewegt. Dabei wollte ich ihn ausgucken und ins andere Eck schießen“, erinnert sich Paciulli ungern an seinen verschossenen Elfmeter gegen die SG Mettingen/Krenkingen: „Letztlich muss ich Yannik Boll zugestehen, dass er mich ausgeguckt hat. Damit hat er mich verunsichert. Deshalb war der Schuss wohl auch so halbherzig.“
Das werde ihm so schnell nicht mehr passieren, verspricht der in Rheinfelden tätige Sachbearbeiter: „Beim nächsten Mal passiert mir das nicht mehr. Dann muss ich mir auch nicht mehr die frechen Scherze unserer Torhüter anhören. Die wollen mich jetzt immer Elfmeter schießen lassen, weil ich angeblich keinen verwandle.“

Verantwortung übernehmen und mit seiner Erfahrung vornweg marschieren, hat sich Alessio Paciulli bei seinem Wechsel nach Murg fest vorgenommen: „Ich kannte Alija Kapidzija und Dioniso Cascio Ingurgio von früher. Sie waren schon der Grund für meinen Abstecher zum SV 08 Laufenburg vor fünf Jahren.“ Allerdings verließ er die Null-Achter schon nach einem halben Jahr, kehrte erst zu seinem Stammverein SV Herten zurück, um dann ab 2020 wieder für den FSV Rheinfelden in der Landesliga zu spielen.
In Rheinfelden sind die Paciullis zu Hause, hier spielte Alessio seit Kindesbeinen Fußball – setzte mit dem Vater und seinem Bruder die Calcio-Tradition in der Familie fort. Sogar seine Partnerin Joline hat er mit dem „Virus“ infiziert: „Als wir uns kennenlernten, hatte sie mit Fußball nichts am Hut. Sie spürte aber schnell, wie wichtig dieser Sport mir ist“, lacht Paciulli: „Man mag es kaum glauben, aber es kommt mittlerweile sogar vor, dass Joline den Fernseher einschaltet und mich ruft, dass das Spiel von Inter Mailand gleich beginnt.“
So ist es kein Wunder, dass die Familie auch gern mit nach Murg fährt, um den Sohn zu supporten. Die Distanz ist kein Hindernis, zumal die Paciullis ihren Alessio bei den Blau-Weißen in guten Händen wissen: „Ich habe ja schon mehrfach den Club gewechselt und fand es immer wichtig, dass dort der eine oder andere Kumpel an meiner Seite spielt“, erzählt er.
„Dass es aber so einfach wird, sich bei einem Verein willkommen zu fühlen, wie hier beim SV Blau-Weiß Murg, hätte ich nicht geglaubt. Die Jungs erzählten immer wieder, dass wir wie eine Familie seien – und das stimmt wirklich. Beim ersten Training kam Gökalp Uyar zu mir, reichte mir die Hand und sagte: Alessio, du gehörst jetzt zu uns“, schwärmt Paciulli und ist froh um Jolines Nachsicht, wenn es nach dem Training mal spät wird: „Natürlich habe ich eine längere Anfahrt, aber wenn wir noch zusammenhocken und ein Spiel schauen oder etwas trinken, verschwinde ich nicht einfach. Dazu gefällt es mir hier viel zu gut.“