Nach fünf Jahren in der deutschen Eliteliga musste der StTV Singen, für den es über viele Jahre nur die Richtung „aufwärts“ gab, im vergangenen Jahr den Abstieg in die Zweitklassigkeit hinnehmen.
Doch in der laufenden Runde überzeugten Julian Weller & Co. derart, dass nun noch ein letzter Schritt zur Rückkehr der Hegauer in die 1. Bundesliga fehlt. Am kommenden Samstag ist es so weit:
Das Aufstiegsduell in Oberhausen gegen den Meister der 2. Bundesliga Nord, den MTV Ludwigsburg, entscheidet über den Aufstieg in die höchste deutsche Turnliga.
Und hier hofft man beim StTV Singen auf die Scorerpunkte des 17-jährigen Pfullendorfers Maximilian Glaeser. Schließlich hat der Schüler im letzten Wettkampf der 2. Bundesliga die meisten Scorer-Punkte für Singen geholt und war auch zuvor schon eine feste Größe bei den Singenern.
Und das, obwohl er sein Lieblingsgerät, den Boden, wegen Rückenproblemen aktuell gar nicht turnen kann. Im Frühjahr musste er eine Zeitlang ganz aussetzen, er verzichtete auch auf die Junioren-Europameisterschaften, um wieder völlig sorgenfrei turnen zu können.
Zwar sind die Rückenbeschwerden kleiner geworden, doch ganz weg sind sie nicht. Immerhin glänzt er an seinem zweiten Paradegerät, dem Sprung.
Schon früh versuchte sich der junge Maximilian in unterschiedlichen Sportarten, war Handballer, spielte Tennis, Reiten war auch dabei, ebenso Fußball. Doch am Ende entschied er sich fürs Turnen.
„Das hat Spaß gemacht!“, überrascht der Pfullendorfer all jene, für die Reck und Barren im Schulsport Gute-Laune-Bremsen waren. Und er erklärt: „Ich kann schnell Sachen umsetzen und weiß bei den Übungen, was ich mache, denn ich habe ein ganz gutes Körpergefühl!“
Und dann sei es auch cool, durch die Luft zu fliegen wie bei der Tkatschow-Grätsche, bei der die Asse hoch über die in 2,55 Meter Höhe befindliche Reckstange schweben, der Schwerkraft mit Dynamik und Kraft trotzend.
Sprung in den deutschen U17-Kader
Der ehemalige Singener Turner Christian Dehm entdeckte den jungen Maximilian und förderte ihn gemeinsam mit seiner Mutter Ute. Zunächst ging es dann nach Markdorf zum Turnen, dann nach Schaffhausen, wo sich erste größere Erfolge einstellten – im Jahr 2018 wurde er in seiner Altersklasse Dritter bei den Schweizer Titelkämpfen.
Danach gelang der Sprung in den deutschen U17-Kader, verbunden mit dem Umzug nach Stuttgart – Sportinternat und Training im Kunstturnforum unter Trainer Andreas Andergassen, einst mehrfacher deutscher Meister. Und eben auch der Schritt zum StTV Singen.

„In der 2. Bundesliga zählt Maxi zu den Leistungsträgern in unserer Mannschaft. Er ergänzt gerade am Sprung die Qualität in der Mannschaft erstklassig!“, ist StTV-Coach Axel Leitenmair froh, das Talent aus dem nahen Pfullendorf in seinen Reihen zu wissen.
Und er blickt auch schon nach vorne: „Um in der 1. Bundesliga ein führender Leistungsträger zu sein und eventuell beim Sprung zur absoluten nationalen Elite zu gehören oder gar auch international top zu sein, muss er noch hart arbeiten und seine Schwierigkeiten in den Übungen aufstocken. Dann aber sehe ich ein riesiges Potenzial in ihm.“
Olympia im Blick
Für den nächsten Schritt, den Wettkampf um den Bundesliga-Aufstieg in Oberhausen, prognostiziert Glaeser: „Das wird schwer gegen Ludwigsburg!“ Doch sein Blick geht auch schon weiter nach vorne.
Im kommenden Jahr hofft er, in den deutschen Perspektivkader der Aktiven aufsteigen zu können. Und längerfristig? Da stehen 2028 die Olympischen Spiele in Los Angeles auf dem Programm!
Ein Ziel, für das es sich zu trainieren lohnt. Zunächst aber gilt es für den 1,70 Meter großen Sportler, für den wie für viele Turner das Pferd die schwerste Hürde ist, in Oberhausen gegen Ludwigsburg zu punkten und mit dem StTV Singen in die 1. Bundesliga zurückzukehren.