Fußball: – Was ist denn, wenn dann mal was ist? Wer kümmert sich? Wer weiß, wo Hilfe zu bekommen ist? Diese Fragen hat der FC Huttingen charmant gelöst. Seit Mai diesen Jahres gibt es innerhalb des Fußballvereins einen weiteren Verein, den „Hutti e.V.“. Markenzeichen ist „Hutti“, der kleine Otter, den die Kinder aus Huttingen längst in ihr Herz geschlossen haben.
Doch auch „Hutti“ hat die Kinder des Vereins – und nicht nur des Vereins – in sein kleines Otterherz geschlossen. Er ist für sie da, wenn dann wirklich mal was ist. Lena Ammermüller, Schriftführerin und eine der vier Jugendschutz-Beauftragten ist allerdings heilfroh, dass bisher „noch nichts war“, wie die 26-Jährige betont.
„So lang wollen wir nicht warten, sondern pro-aktiv agieren“, umreißt Marco Wenk die Motivation des Clubs, den nächsten Schritt beim Kinder- und Jugendschutz zu gehen: „Wir sind nicht erst seit der Vereinsgründung in dieser Sache aktiv“, erzählt der 31-Jährige aus der Hutti-Geschichte: „Angefangen hat es eigentlich mit der Sorge um die Zukunft des Vereins. Wir wollten neue Kinder für den FC Huttingen gewinnen. Also sind wir raus, auf die Bolzplätze.“
Hutti sichert Zukunft des Vereins
Eine Idee, die fruchtete: „Wir waren am Scheideweg und bangten letztlich um die Zukunft unseres Vereins“, freut sich Michael Frey, Vorsitzender des B-Kreisligisten über die Initiative, die aus dem Verein heraus entstanden sei: „Sie haben bei uns offene Türen eingerannt – und ich bin mächtig stolz auf das schon jetzt Geleistete.“

Ehrenamt, das unbezahlbar ist. Wobei, einen Zwanziger lassen es sich die Huttinger schon kosten, um Marco Wenk und seine Mitstreiter zu unterstützen. Nach wenigen Monaten fließen bei Kassierer Jan Weber die Jahresbeiträge von über 40 fördernden Mitgliedern aufs Konto. Geld, das neben Spenden die zahlreichen Aktionen des Vereins ermöglicht.
Kinder- und Jugendschutz
„Es geht uns ja nicht allein darum, Ansprechpartner für Kinder, Eltern oder Trainern zu sein“, betont Marek Höferlin, der Stellvertreter von Marco Wenk und gleichzeitig Jugendleiter beim FC Huttingen. Rund 140 Kinder und Jugendliche des Vereins spielen in den Mannschaften der SG Rebland: „Wir wollen auch Jugendarbeit abseits des Sportplatzes machen. Herausragend ist dabei unser Bolzplatz-Projekt, das wir vor zwei Jahren ins Leben gerufen haben.“ Dabei, so der 26-Jährige, wolle man einerseits die Kinder mit dem FC Huttingen bekannt machen, aber andererseits auch eine verlässliche Jugendarbeit in den umliegenden Dörfern gestalten.“

So stehen im Herbst drei Bolzplatz-Termine schon fest. In Tannenkirch am 5. Oktober, drei Wochen später geht‘s in Egringen rund und abschließend wird am 16. November in Huttingen „gebolzt“. Termine mit Kindern und Erwachsenen, bei denen nicht nur der Fußball im Fokus steht: „Es geht um Spiel und Spaß, Bewegung und das Miteinander – unabhängig von Geschlecht, Sprache, Hautfarbe oder Nationalität“, umschreibt Lena Ammermüller den Ansatz: „Die Teilnahme ist kostenlos, für Getränke und Essen ist gesorgt. Mitmachen können Kinder ab drei Jahren“, erklärt Marco Wenk, der dann auf dem Bolzplatz nicht selten eine Rasselbande von 40, 50 Kinder um sich hat.
Motto ist das doppelte „Ja“
„Hutti e.V. ist es wichtig, nicht nur die sportliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten“, so Marco Wenk: „Wir wollen beim FC Huttingen einen Schutzraum bieten – für alle Beteiligten.“ So gibt es verpflichtende Verhaltensrichtlinien, an die Trainer, Kinder und auch Eltern gebunden sind. Dabei stehe der gegenseitige Respekt im Mittelpunkt: „Unser Motto ist das doppelte Ja“, erklärt Marek Höferlin: „Hat sich ein Kind beispielsweise weh getan und der Trainer kümmert sich, dann erwarten wir gegenseitige Zustimmung. Also ein „Ja, ich helfe dir“ soll mit einem „Ja, ich möchte, dass du mir hilfst“ beantwortet werden.“

In der heute doch sensibel gewordenen Gesellschaft sei es wichtig, dass Grenzen klar gesetzt sind: „Das beginnt beim Umgangston auf und neben dem Platz, aber auch in der Kabine“, so Marco Wenk und zitiert aus dem Verhaltenskodex: „Unsere Trainer verlassen beispielsweise die Umkleideräume, wenn sich die Kinder umziehen.“ Ganz oben stehe die Vorbildfunktion, die sich auch darin zeige, dass gegnerische Mannschaften vor einem Spiel begrüßt werden.

Und wenn dann doch einmal etwas ist? Dann sollen die Betroffenen vertrauensvolle und offene Ansprechpartner haben: „Uns ist daran gelegen, dass die Kinder und Jugendlichen bei uns so etwas wie eine zweite Familie haben“, erklärt Lena Ammermüller. Die 26-Jährige steht gemeinsam mit Verena Eyhorn, Dominik Brändlin und Marco Wenk als kompetente Ansprechpartnerin im Verein zur Verfügung – wenn eben wirklich einmal „etwas ist“. Sie nehmen regelmäßig an Schulungen des Jugendreferats im Landkreises Lörrach teil: „Dieses Wissen verwenden wir dann wiederum bei der Weiterbildung unserer Trainer“, so Ammermüller.

Sollten tatsächlich Probleme auftauchen, auch außerhalb des Fußballvereins, bieten die Ehrenamtlichen von Hutti nicht nur eine sensible und vertrauliche interne Aufarbeitung. Sie wissen durch ihre Zertifizierung „Stark für den Kinderschutz“ Mittel und Wege für die Betroffenen, vermitteln professionelle Ansprechpartner beim Kinderschutzbund Schopfheim oder dem Jugendreferat des Landkreises.
Wichtig sei, das nötige Vertrauen zu vermitteln: „Letztlich sind nicht nur wir von Hutti gefordert“, so Marek Höferlin: „Alle im Verein sollten hinschauen und nicht wegsehen, wenn uns etwas im Verhalten von Kindern oder Erwachsenen auffällt. Wir sind dann der erste Ansprechpartner.“

Eine Aufgabe, die für die jungen Sportlerinnen und Sportler des Vereins weniger eine Belastung ist, sondern vielmehr eine Freude: „Wir werden oft von Eltern angesprochen, die begeistert von diesem Engagement sind und genau deshalb ihre Kinder mit einem guten Gefühl zum FC Huttingen schicken“, ist Vorsitzender Michael Frey stolz auf seine jungen Mitstreiter, die bei ihm offene Türen eingerannt haben.
Beispiel für andere Vereine
Das Engagement von Hutti e.V. strahlt längst über die Grenzen des Vereins hinaus. Für Katharina Keßler, Vorsitzende des Fußballbezirks Hochrhein, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass sich die Vereine mit dem Thema Kinder- und Jugendschutz beschäftigen: „Ich finde, dass der FC Huttingen einen tollen Weg gefunden hat, mit diesem Thema umzugehen.“ Als besonders gelungen findet Keßler die Idee, den Kinder das Konzept mit einem Comic um den Otter „Hutti“ näher zu bringen: „Für Vereine, die bisher nichts zu dem Thema gemacht haben, ist die Umsetzung des FC Huttingen ein tolles Beispiel.“
Offen für Fragen der Clubs sind die Macher von „Hutti“ offen: „Wir bieten viele Infos auf unserer Internetseite, freuen uns aber auch über eine direkte Kontaktaufnahme“, bieten Marco Wenk und sein Team vereinsübergreifende Hilfeleistung an. Schließlich begeistert das Erfolgsprojekt des FC Huttingen nicht nur die Kinder des eigenen Vereins: „Beim Grümpelturnier des FC Huttingen ist unsere Hutti-Hüpfburg der absolute Magnet für die Kinder“, lacht Kassierer Jan Weber: „Und wenn die Jüngsten bei ihren Turnieren aufs Feld laufen, haben sie den Hutti als Maskottchen immer mit dabei – alle lieben Hutti.“