Juniorenfußball: – „Berlin, Berlin – wir fahren nach Berlin“, schallte es vor gut einem Monat durch das legendäre Parkstadion in Gelsenkirchen. Nach einer herausragenden Leistung und mit einem 3:1-Erfolg beim Nachwuchs des FC Schalke 04 hatte sich die U19 des SC Freiburg gerade die Teilnahme am DFB-Pokalfinale in Berlin gesichert. Mittendrin in der tanzenden Meute: Noah Wagner, das Ausnahmetalent aus Tiengen.
Wagner, der am Sonntag, 5. Mai, seinen 19. Geburtstag feiert, tritt dabei in die Fußstapfen von anderen bekannten Fußballern aus der Region Hochrhein. So gewannen 2011 Stürmer Sandro Knab, der heute beim SV 08 Laufenburg spielt, und Torwart Dominik Bergdorf aus Lauchringen im Sommer 2011 den DFB-Pokal unter Trainer Christian Streich. Zum siebten Mal seit 2006 steht der SC Freiburg am Freitag, 24. Mai, im DFB-Pokalfinale – und immer verließen die Kicker aus dem Breisgau die Bundeshauptstadt als Sieger.

Der Slogan von „Berlin“ ist mittlerweile geografisch nicht mehr ganz korrekt. Seit 2022 spielen die A-Junioren ihren Sieger im benachbarten Brandenburg aus, nämlich im Karl-Liebknecht-Stadion der Landeshauptstadt Potsdam. Hier beginnt um 18 Uhr das Finale zwischen dem SC Freiburg und Bundesliga-Spitzenreiter TSG Hoffenheim. Also am Vorabend des Endspiels der Männer im Olympiastadion.
Siegerehrung im Berliner Olympiastadion
Dass Noah Wagner, wie bereits im Halbfinale gegen den FC Schalke 04, eine tragende Rolle spielen wird, ist nahezu sicher. „Natürlich wollen wir das Finale gewinnen“, macht Wagner eine Kampfansage nach Hoffenheim und blickt auf den besonderen Ort der Siegerehrung: „Die Siegerehrung ist dann noch vor dem DFB-Pokalfinale der Männer – Bayer Leverkusen trifft auf den 1. FC Kaiserslautern – im Olympiastadion.“
DFB-Pokal der A-Junioren
Noah Wagner spielt mittlerweile schon seit sieben Jahren in der Freiburger Fußballschule, die europaweit für ihre ausgezeichnete Nachwuchsarbeit bekannt ist. Lange pendelte er von Tiengen zum Training in Freiburg. Erst mit dem Übergang in die U16 zog er dann ins Fußballinternat. „Es war wesentlich entspannter. Ich habe mich von Beginn an pudelwohl gefühlt“, blickt Wagner auf seine Anfänge im Nachwuchsleistungszentrum zurück.
Gute Zeit beim FC Tiengen 08
Vor dem Sprung nach Freiburg spielte Noah Wagner mit vielen seiner Freunde beim FC Tiengen 08. Sein Vater Dieter Wagner trainierte ihn damals. „Das war auch eine gute und erfolgreiche Zeit“, erinnert er sich zurück. Als Zwölfjähriger kam dann der Wechsel zum Bundesligisten. Fußballerisch klappte es für Noah Wagner in Freiburg sofort. Er war in allen seinen Mannschaften stets Stammspieler und oft der Kapitän seiner Mannschaft.

Luca Marino, einer seiner Teamkollegen, begleitete ihn 2017 nach Freiburg. Sie spielen bis heute in einer Mannschaft und sind gute Freunde geblieben. Im Internat war Marino lange Zeit Noahs Zimmernachbar. Im Halbfinale liefen die beiden Kumpels gemeinsam im Mittelfeld des Sportclubs auf.
Debüt für die Nationalmannschaft
Doch nicht nur im Club lief es prima. 2022 wurde Noah Wagner erstmals für den Kader der U17-Nationalmannschaft nominiert. Sein Debüt hatte er gegen die Türkei – und es hätte besser nicht laufen können. Nach drei Minuten brachte Wagner die DFB-Elf in Führung und leitete so den 2:1-Sieg ein. „Das war einer der besten Momente, seit ich Fußball spiele“, schwärmt Wagner heute noch.

In der türkischen Elf standen damals Arda Güler (heute bei Real Madrid) oder Kenan Yildiz (heute Juventus Turin) auf dem Feld. Spieler, die mittlerweile längst festen Größen der türkischen A-Nationalmannschaft geworden sind. Kenan Yildiz machte sogar mit einem Tor gegen Deutschland auf sich aufmerksam.
Profidebüt schon mit 17 Jahren
Ein weiterer besonderer Moment, war für Noah Wagner das Debüt bei den Profis in der 3. Liga. Im ersten Saisonspiel der Freiburger U23-Elf wurde er noch als 17-Jähriger in der Partie gegen den FC Erzgebirge Aue eingewechselt. Somit zählt er zu den jüngsten Spieler der Drittliga-Geschichte. Selbst Wunderkind Jamal Musiala vom FC Bayern war bei seinem Profidebüt 18 Tage älter als Wagner.

Kurze Zeit später nahm ihn Trainer Christian Streich sogar mit zu einem Testspiel der Bundesliga-Profis: „Es war mir eine Ehre vor seinem Rücktritt einmal unter ihm spielen zu dürfen“, freut sich Noah Wagner.
Mit der U19 auf Meisterkurs
Seit dieser Saison trainiert der 18-Jährige unter Trainer Thomas Stamm und dem gebürtigen Todtnauer Uwe Staib, der seit 2009 als Co-Trainer der SC-Zweiten arbeitet, bei der Drittliga-Mannschaft. Spieleinsätze hat Wagner allerdings eher bei der U19 in der Oberliga. Das Team von Trainer Bernhard Weis, zu dessen Kader auch der aus Jestetten stammende Torwart Pascal Bleise zählt, steht nach dem unglücklichen Abstieg 2023 aus der Bundesliga als souveräner Spitzenreiter mit 61 von 63 möglichen Punkten vor dem Meistertitel.

Das Ziel von Noah Wagner, Meister mit der U19 zu werden, ist greifbar, denn Verfolger SSV Ulm hat acht Punkte Rückstand. Im DFB-Pokalfinale sind die Freiburger trotz der sechs Pokalsiege in den letzten zwei Jahrzehnten eher Außenseiter gegen den Bundesliga-Primus aus dem Kraichgau. Trotzdem träumt Wagner seinen Traum, seinem letzten Jahr im Freiburger Nachwuchsfußball – danach wird er fester Bestandteil des U23-Kaders in der Regionalliga – mit dem Pokalsieg die Krone aufsetzen zu können.