Die Augen sämtlicher Fußball spielenden Frauen, Männer und Kinder in Südbaden richten sich dieser Tage auf den Kalender. In gut vier Wochen, am Samstag, 20. Juni, entscheiden die Delegierten der Vereine beim virtuellen außerordentlichen Verbandstag des Südbadischen Fußballverbands (SBFV) über die nähere Zukunft des Spielbetriebs. Wegen der weltweiten Corona-Pandemie war der Spielbetrieb nach dem 8. März eingestellt worden. Nun setzt der SV 08 Laufenburg, Tabellenzweiter der Landesliga, Staffel 2, alle Hebel in Bewegung, um beim Verbandstag den Vizemeistern aller Spielklassen – im Fall eines Saisonendes zum 30. Juni – ein Aufstiegsrecht zu verschaffen.
Für diesen Abbruch-Termin hatten in einer Video-Pressekonferenz vor zwei Wochen sowohl die SBFV-Spitze als auch die Präsidenten des württembergischen (WFV) und des badischen Fußballverbands (BFV) geworben. Der Vorschlag der drei Verbände, die am 20. Juni zeitgleich tagen, sieht keine Absteiger vor und den Aufstieg jener Mannschaft, die nach den bisher ausgetragenen Spielen die beste Quote aufweist. Einem alternativen Vorschlag, der die Fortsetzung der Spielrunde 2019/20 frühestens ab 1. September vorsieht, messen die Funktionäre nach Einholung eines Rechtsgutachtens weniger Chancen auf Durchführung zu.
Ganz so einfach dürfte sich die Abstimmung aus Sicht der Verbände aber nicht gestalten. Unter den Vereinen scheint der Abbruch weniger diskutabel, als der Modus, wie sich die Ligen in der irgendwann zu startende Saison 2020/21 zusammensetzen. Schließlich sieht die Verbands-Variante keine Aufstiegsmöglichkeit für Tabellenzweite vor.
Diese fehlende Aufstiegsmöglichkeit war Ansatz für den SV 08 Laufenburg, aktiv zu werden: „Wir lesen in der Spielordnung, dass eindeutig ein vierter Aufsteiger vorgesehen ist. Diesen Aufsteiger würden wir ebenfalls via Quote ermitteln“, so Vorsitzender Johann Scheible, der nach der Pressekonferenz aktiv wurde.

Obwohl der SBFV durch Pressesprecher Thorsten Kratzner gegenüber dem SÜDKURIER bekräftigt hatte, dass die vorgestellten Varianten nicht mehr geändert werden, fand Scheible mit seinen Gedanken beim Fußballverband durchaus Gehör: „Wir sind derzeit in sehr guten Gesprächen mit der Geschäftsstelle, um im Einvernehmen einen entsprechend korrekt formulierten Antrag auf die Tagesordnung zu bekommen.“ Dabei hält Scheible nach wie vor an der „Mindestforderung eines weiteren Aufsteigers“ fest. Alternativ sei es aber durchaus drin, dass seine Initiative in Absprache mit dem Verband darauf hinaus laufe, dass sämtliche Tabellenzweiten aufsteigen dürften.
Gleichzeitig machte sich Scheible auf die Suche nach gleichgesinnten Mitstreitern. Er stieß auf große Resonanz, sowohl im Bezirk Hochrhein als auch in den weiteren fünf SBFV-Bezirken sowie im Einzugsgebiet von BFV und WFV: „Es gibt überall Vereine, die wie wir ein Interesse an einem zusätzlichen Aufstieg haben.“
Am Verbandstag ist der Bezirk Hochrhein mit 27 Delegierten vertreten, die Scheible gern auf seiner Seite wissen würde. Entsprechend warb er für sein Anliegen bei einigen Vereinen. Da sich im Bezirk Hochrhein 46 Kandidaten fanden, die als Delegierte abstimmen wollen, unterbreitete Scheible mehreren ausgewählten Vereinen für die in der Nacht von Montag auf Dienstag abgeschlossene Delegierten-Wahl eine vorgefertigte Liste mit Kreuzen bei jenen 27 Kandidaten, die er auf seiner Seite zu wissen glaubt: „Wir schreiben niemandem vor, wie er abzustimmen hat, würden uns aber natürlich freuen, wenn in unserem Sinne gestimmt wird“, betont Scheible, dass es keinerlei „Fraktionszwang“ gebe.
Welchen Erfolg sein Aufruf hatte, weiß Johann Scheible allerdings noch nicht: „Ich muss mich überraschen lassen, wen die Vereine als Delegierte gewählt haben.“ Zuversichtlich ist der dennoch, denn bei seinen zahllosen Gesprächen in den vergangenen zwei Wochen gewann er durchaus den Eindruck, dass sich „viele Vereine ernsthafte Gedanken um das Thema“ gemacht haben: „Es war mir wichtig, ein positives Stimmungsbild zu bekommen. Sonst bringen die Bemühungen nichts. Wichtig ist, dass man bei so einer Sachlage handelt und nicht nur redet.“
Dass der SV 08 Laufenburg bei einer Quoten-Relegation der Nutznießer der drei Landesliga-Vizemeister wäre, ficht Scheible bei seiner Initiative nicht an, zumal sein Verein nicht der einzige Nutznießer wäre. Die von Thorsten Kratzner angezweifelte Vergleichbarkeit der Quoten der drei Staffeln sieht Scheible nicht als Gegenargument: „In den vergangenen zehn Jahren wäre der Quoten-Aufsteiger vier Mal aus der Staffel 2 und je drei Mal aus den Staffeln 1 und 3 gekommen.“