Herr Staiger, es ist fast einen Monat her, dass der Schwarzwälder Schiedsrichterobmann Tobias Doering zurückgetreten ist und Sie kommissarisch übernommen haben. Wie waren Ihre ersten Wochen im Amt?
Sie fühlen sich für den Start recht gut an. Wir konnten die Geschäfte mit dem vorhandenen Team, das noch aufgestockt wurde, unproblematisch weiterführen und es läuft bisher so, wie wir uns das vorstellen: geräusch- und reibungslos.
Sie waren zuvor Stellvertreter von Tobias Doering. Was hat sich für Sie geändert?
Die ganzen E-Mails, die ich bisher gelesen habe, schreibe ich jetzt selbst. (lacht) Es ist sehr viel Kommunikation per E-Mail und per Telefon in der täglichen Arbeit. Sei es mit Schiedsrichtern, mit Ausschussmitgliedern, mit dem Bezirksausschuss, also mit Guido Seelig, oder auch mit dem Verbandsausschuss. Das klappt aber ganz gut und lässt sich auch gut mit dem normalen Beruf verbinden.
Was macht ein Schiedsrichterobmann eigentlich?
Kurz könnte ich sagen: Er schaut, dass der Laden läuft. (lacht) Da gehört viel dazu. Zum einen sind wir für den Spielbetrieb verantwortlich. Das bedeutet, dass meine Einteiler die Spiele besetzt bekommen. Ich bin andererseits auch Repräsentant der Schiedsrichter und höre mir deren Sorgen an. Auch Vereine kommen auf mich zu und ich bin Ansprechpartner, wenn es um Spielabbrüche geht oder um längere Freistellungen, wenn sich Schiedsrichter beispielsweise verletzen. Man kann es mit dem Job eines Geschäftsführers vergleichen.
Wie viele Stunden wenden Sie dafür auf?
Das ist schwer zu sagen. Ich würde aber sagen, dass es im Schnitt ein bis zwei Stunden am Tag sind.
Wie haben Sie von Doerings Rücktritt erfahren?
Er hatte schon ein paar Wochen vorher angedeutet, dass er im Sommer sein Amt niederlegen will. Als dann klar war, dass ich das Amt übernehmen werde und dass wir das hinbekommen, ging es relativ zügig. Ich musste das auch erst mit meiner Familie besprechen. Dann kam sein Wunsch, doch schon früher aufzuhören. Wir hatten aber drei bis vier Wochen Vorlauf.
Welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?
Als Obmann ist es denke ich wichtig, dass man das Große und Ganze nicht aus den Augen verliert. Wir sprechen meistens über unsere Leistungsträger, die oft in der Zeitung stehen, die in der Oberliga oder Landesliga unterwegs sind. Diejenigen an der Basis, die Kreisliga B und Jugendspiele pfeifen, sind die, die den ganzen Apparat am Laufen halten. Sie pfeifen die Spiele, bei denen die Leute sind, ihr Bierchen trinken und ihre Wurst essen. Und hier das Mittelmaß zu finden, die jungen Talente zu fördern und die anderen nicht zu vergessen, ist mir wichtig.
Wie gehen Sie das Problem bei der Suche nach Schiedsrichter-Nachwuchs an?
Das Thema Nachwuchs ist schwierig und wird schwierig bleiben. Wir hatten in den vergangenen beiden Jahren zwei ordentliche Jahrgänge. Das sind Zahlen, die wir benötigen, weil wir jedes Jahr auch viele verlieren. Wir sind in den vergangenen Jahren gut gefahren, indem wir viel Eigenwerbung auf Social Media gemacht haben, bei der wir auch versuchen, die Vereine mitzunehmen. Unser Beisitzer für die Öffentlichkeitsarbeit, Jonas Günther, macht da einen brutal guten Job. Trotzdem bleibt es anspruchsvoll, weil der Schiedsrichterjob sehr anspruchsvoll ist.
Werden Sie sich im kommenden Jahr zur Wahl stellen?
Nach den ersten Wochen kann ich mir das durchaus vorstellen. Im Ausschuss und bei mir zu Hause haben wir aber offen so kommuniziert, dass wir es als eine Art Probezeit sehen. Wenn es weiter so läuft, wie wir uns das vorstellen, auch privat, dann werde ich mich zur Wahl zu stellen, ja.