Fußball, Verbandsliga: Die Lage in der Verbandsliga ist für den FC Singen 04 nahezu aussichtslos. Mit lediglich einem Sieg und nur neun Punkten in den bisherigen 18 Saisonspielen stehen die Hegauer abgeschlagen am Tabellenende. Mit elf erzielten Toren stellt der Traditionsclub die schwächste Offensive, mit 42 Gegentoren die mit Abstand löchrigste Hintermannschaft der höchsten südbadischen Spielklasse. Das Szenario, dass die Blau-Gelb-Blauen in der kommenden Runde nur noch die dritte Kraft im Singener Fußball hinter dem Türk. SV und dem ESV Südstern sein werden, ist greifbar, ein Abrutschen in die Landesliga, während die lokale Konkurrenz in die Verbandsliga aufsteigt, nicht unwahrscheinlich.
„Mission Impossible“ heißt es daher für den neuen Trainer Daniel Wieser, der selbst erkennt: „Eine Mammutaufgabe!“ Doch Wieser, der den FC Singen 04 bereits in der Saison 2012/13 in Abstiegsgefahr in der Oberliga übernahm, stellt sich der Aufgabe. „Auch damals, in der Oberliga, war es brutal, als ich gekommen bin. Doch es ist etwas Beachtliches daraus entstanden. Auch wenn es am Ende knapp nicht gereicht hat, haben wir tollen Fußball gespielt!“ Zwar stiegen die Singener damals als Schlusslicht am Ende der Runde ab, doch lag das damals nicht an der Bilanz unter Trainer Wieser. In der Hinrunde gab es damals nur sechs Punkte, in der Rückrunde unter Wieser immerhin 19.
Rechnerisch noch möglich
Doch der 42-jährige Wirtschaftsingenieur mit Uefa-A-Lizenz kalkuliert: „Eigentlich ist die Aufgabe unlösbar, rein rechnerisch aber noch möglich. Wir müssen also noch etwa 70 Prozent der restlichen Spiele gewinnen.“ Heißt also, den bisherigen Punkteschnitt von lediglich 0,5 Punkten pro Spiel auf fast zwei hochschrauben oder neun der 14 ausstehenden Spiele gewinnen. Dann käme man immerhin auf 36 Punkte, was im Vorjahr dem SV Bühlertal zum Klassenerhalt reichte – allerdings nur wegen des Torverhältnisses, denn der FC Waldkirch stieg mit 36 Punkten ab. Und ein Jahr zuvor reichten dem FC 03 Radolfzell selbst 40 Punkte nicht zum Klassenerhalt.
Viele Abgänge verkraftet
Eine Ursache für die Lage ist sicherlich die personelle Situation. Mit dem Abgang von Benjamin Winterhalder sowie den Top-Torschützen der Vorsaison Sven Körner, Antonio Ruberto, Sebastian Stark und Omar Bun Ceesay, die im Vorjahr 34 der 60 Singener Tore erzielten, brach nahezu die komplette Mittelachse weg. Nun steht auch noch Christian Jeske, zuletzt im Mittelfeld und in der Abwehr im Einsatz, nicht mehr zur Verfügung. Abwehrspieler Yahya Zidan sowie der hochveranlagte, aber oft verletzte Atakan Koyuncuoglu wechselten zu Lokalrivalen.
Mit Albin Ahmeti (ESV Südstern Singen), Samuel Peter, Brian Ernst (beide 1. FC Rielasingen-Arlen) und dem ehemaligen kroatischen Junioren-Nationalspieler Hajrudin Camdzic (Croatia Singen) konnten die Singener vier Neuzugänge begrüßen. Doch ob damit ausreichend Spielstärke im Kader steckt, muss sich noch zeigen. Der Trainingsbesuch war zum Start in die Vorbereitung gut. Auch der lange verletzte Torhüter René Bissinger könnte wieder ins Tor zurückkehren. Und die Stimmung im Team scheint trotz der Lage gut.
„Keiner gibt mehr einen Pfifferling auf uns. Aber auf der anderen Seite können wir in dieser Situation nur gewinnen.“Daniel Wieser, Trainer des FC Singen 04
Doch trotz, vielleicht auch gerade wegen der Änderungen im Kader unterstreicht Wieser: „Das ist eine Aufgabe, die sich wohl nicht jeder zutraut, denn keiner gibt mehr einen Pfifferling auf uns. Aber auf der anderen Seite können wir in dieser Situation nur gewinnen.“ Daher schiebt er auch nach: „Wenn es nicht reichen sollte, dann sollten wir zumindest erfolgreicher sein als in der Hinrunde, sodass die Jungs wieder an Selbstvertrauen gewinnen.“