Es ist bereits die zweite Konstanzer Fasnacht, der Corona einen Strich durch die Rechnung macht. Doch nicht nur die Konstanzer können die Narretei nicht wie gewohnt feiern, auch auf Schweizer Seite, beispielsweise in Kreuzlingen, finden dieses Jahr kaum Veranstaltungen statt.

Im Bezirk Kreuzlingen liegt die Inzidenz bei über 3000 (Stand: 21. Januar); dort wird die Inzidenz mit der Anzahl der neuen Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 14 Tage angegeben. In Deutschland bezieht sich die Inzidenz auf die vergangene Woche. Unter den Schweizer Fasnachtsgesellschaften scheint weitgehender Konsens, dass Saalanlässe, Fasnachtsanlässe in Restaurants und Kneipen und Umzüge dieses Jahr nicht möglich sind.

Nur ein wenig Groppenfasnacht dieses Jahr

Deshalb kamen auch die meisten grenznahen Narren zu dem Schluss, dass unter diesen Voraussetzungen keine normale Fasnacht möglich ist. „Alle Saalanlässe, der ursprünglich geplante große Umzug und die Aktivitäten der Jugendfasnacht fallen aus“, sagt der Präsident des Groppenkomitees, Obergropp Rico Thurnheer. Die Groppenfasnacht, die jeweils am Lätare-Sonntag, drei Wochen vor Ostern, im Thurgauer Dorf Ermatingen gefeiert wird, gilt auch als „letzte Fasnacht der Welt“. Die Groppenfasnacht findet damit bereits zum dritten Mal nicht statt.

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Doch auf alles wollen die Ermatinger Narren nicht verzichten. „Stattfinden wird Planungsstand heute eine zweitägige Open-Air-Veranstaltung unter 3G-Bedinungen unter dem Namen ‚Gropp‘n‘Walk‘“, so Thurnheer gegenüber dem SÜDKURIER am 20. Januar. „Die Besucher werden während zwei Tagen die Möglichkeit haben, humoristische Sujets zu Themen aus unserem Dorf zu besichtigen. Es geht dabei darum, die Groppenfasnacht nicht ganz in Vergessenheit geraten zu lassen.“

Grenznahe Guggenmusiken müssen Regeln beider Länder beachten

Bei der Guggenmusik Löli-Tuuter Bottighofen sieht das Vorgehen ähnlich aus. „Da sind zwei Faktoren: Erstens die ‚Eigendynamik‘, welche die immer kurzfristiger verfügten Maßnahmen seitens der Regierungen annimmt, wird zusehends turbulenter und zweitens ist das hohe Infektionsgeschehen momentan ein sehr herausfordernder Gamechanger“, gibt Christoph Fontanive, Medienverantwortlicher der Guggenmusik Löli-Tuuter, an. „Da wir während der Vor- und Hauptfasnachtszeit fast gleichermaßen häufig in Deutschland wie in der Schweiz unterwegs sind, müssen wir uns an die Vorgaben beider Länder halten, was wir selbstverständlich auch tun.“

Die Schweizer Regierung handle dabei laut Fontanive während der Corona-Krise insgesamt deutlich weniger restriktiv als in Deutschland. Dies sei nicht wertend gemeint, allerdings falle dies in der Grenzregion umso mehr auf. Die gesamten Umstände würden für die Guggenmusik eine Planung unmöglich machen, weshalb man sich dazu entschieden habe, sämtliche Fasnachtsaktivitäten seitens der Löli-Tuuter in diesem Jahr komplett abzusagen. „Trotz aller Wehmut – die Gesundheit der Menschen steht an oberster Stelle“, so der Narr.

Omikron-Welle macht Schwierigkeiten

Die Narrengesellschaft Emmishofen hat sich ebenfalls entschieden. So falle die Fasnacht, die mit der Premiere am 18. Februar begonnen hätte, voll in die Corona-Omikron-Welle und bewege alle Menschen, auch die Fasnachter, ganz unterschiedlich. „So mussten wir nach engagierter Diskussion und harter Abstimmung dann teils schweren Herzens stoppen“, sagt der Präsident der Narrengesellschaft Emmishofen, Markus Baiker, im Hinblick auf die Fasnachtsplanungen.

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So habe die Narrengesellschaft Emmishofen nach kontrovers geführter Diskussion mit knapper Mehrheit entschieden, die gesamte Vorbereitung einzustellen und die Fasnachtsaktivitäten und die Narren-Night-Show, die große Saalfasnacht, komplett abzusagen.

Fasnachts-Tourismus in die Schweiz?

Einiges findet in der Schweiz also trotz Corona statt, andere Veranstaltungen sind zumindest noch nicht abgesagt. Könnte es dadurch zu einem Fasnachts-Tourismus aus Deutschland kommen? Ja, ist sich Christoph Fontanive von den Löli-Tuutern sicher. „In meinen 27 Jahren Guggenerfahrung bei den Löli-Tuutern in Bottighofen habe ich natürlich sehr viele Kontakte auch nach Süddeutschland“, sagt er. „Und ich weiß von einigen, die wie auf Nadeln sitzen, endlich einmal wieder eine Fasnachtsveranstaltung zu besuchen.“

Jetzt, wo die Mehrzahl in Deutschland geimpft und viele auch geboostert seien, würden vermutlich die Bedenken wegen einer Infektion sinken. Außerdem sei möglicherweise das, was im eigenen Land verboten und im Nachbarland erlaubt ist, noch reizvoller. Ein Besuch in der Schweiz sei seiner Meinung nach deshalb „nachvollziehbar und unter Einhaltung aller Reise- und Coronaregeln beider Länder ja auch absolut legitim“.