Die Diagnose ist akut: „Beim Sisslerfeld sind wir nicht parat mit dem Verkehr.“ So Mitte-Großrat Alfons P. Kaufmann im September 2024. An dieser Ausgangslage hat sich nichts geändert. Angesichts bis zu 10.000 neuer Arbeitsplätze, die bis 2040 auf dem Industrieareal im mittleren Fricktal unweit des Rheins entstehen könnten, braucht es Lösungen, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern.

Diverse Konzepte und Maßnahmen in den Schubladen

Um den Mehrverkehr dereinst zu stemmen, liegen diverse Konzepte und Maßnahmen in den Schubladen der Behörden. Eine größere ist etwa eine neue Rheinquerung bei Sisseln. Der Regierungsrat hat 500.000 Franken für eine vertiefte Überprüfung des neuen Übergangs bewilligt. Diese Überprüfung ist gestartet und soll bis 2029 abgeschlossen sein.

Denkbar: Ein Parkhaus zwischen Murg und Bad Säckingen

Doch es gibt auch Vorschläge, die außergewöhnlicher anmuten als eine Brücke. Etwa eine Hochseilbahn. Über eine solche sinnierte bereits der ehemalige Gemeindeammann von Stein und langjährige Fricktal-Regio- Präsident Hansueli Bühler vor rund drei Jahren. Zwischen Bad Säckingen (D) und Murg (D) sei ein Parkhaus zu erstellen und von dort sollen die Arbeitsplätze im Sisslerfeld mit einer Seilbahn über den Rhein erreicht werden, so die Idee.

Die Seilbahn würde die Pendlerströme rund ums Sisslerfeld und bei den Grenzübergängen in Laufenburg und Stein reduzieren. Sie könnte zudem zur Attraktion der Region werden. Das für die Ansiedlung neuer Unternehmen vorgesehene Gebiet soll gemäß den Leitlinien über eine hohe Aufenthaltsqualität verfügen und als Naherholungsraum für die Bevölkerung zugänglich sein, sinnierte Bühler.

Mehrheit der Großräte fordert Prüfung

Die Reaktionen auf die Hochseilbahn reichten von innovativ bis zur Verschmähung als Utopie. Die Fricktaler Großräte und -rätinnen sind von solch einer Verschmähung weit entfernt. Denn nun fordern elf von 17 den Regierungsrat in einem Vorstoß auf, eine Hochseilbahn über den Rhein im Raum zwischen Bad Säckingen und Laufenburg im Rahmen der Erschließung des Sisslerfelds zu prüfen.

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Zwei große Terminals beidseits des Rheins wären zu planen

„Somit stellt sich die Frage, ob die geplante Brücke über den Rhein ohne Anschluss an die deutsche Autobahn und ohne Auf- und Abfahrt in Eiken ein effektives Mittel zur Bewältigung der zu erwartenden Pendlerströme darstellt“, so Kaufmann. Deswegen sei bei der Gesamtverkehrsplanung zwingend auch eine mögliche Lösung mit einer Hochseilbahn über den Rhein zu prüfen. „Dabei sind zwei große Terminals beidseits des Rheins zu planen“, fordert er.

Gemäß Kaufmann könne mit einer Hochseilbahn der Straßenverkehr entlastet werden, ohne dass Straßenraum respektive zusätzliches Land für Schiene oder Bus bereitzustellen sei. „Überdies ist eine Hochseilbahn ökologisch sinnvoll und visionär“, ist er überzeugt.

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Das Bau-Departement erlaubt sich noch keine Beurteilung

Zur Idee einer Hochseilbahn für das Sisslerfeld heißt es vonseiten des Departements für Bau, Verkehr und Umwelt (BVU): „Ob eine bestimmte Maßnahme weiterverfolgt wird, hängt vom Beitrag der Maßnahme zur Zielerreichung ab, von möglichen negativen Auswirkungen der Maßnahmen und von der Wirkung alternativer Maßnahmen.“ Folglich könne aktuell noch keine Beurteilung für eine Hochseilbahn vorgenommen werden, so BVU-Sprecher Giovanni Leardini.

Der Autor ist Redakteur der „Aargauer Zeitung“. Dort ist dieser Beitrag auch zuerst erschienen.