Liebe Leserinnen und Leser. Der folgende Artikel wurde das erste Mal am 9. April 2025 veröffentlicht, als noch unklar war, ob die geplanten US-Strafzölle auf Elektronikprodukte wie Smartphones und Computer tatsächlich umgesetzt werden. Inzwischen hat die US-Regierung unter Präsident Trump eine Ausnahmeregelung erlassen: Produkte wie iPhones, MacBooks, Computerchips und Maschinen zur Chipproduktion sind laut tagesschau.de von den Zollerhöhungen ausgenommen – auch wenn sie aus China stammen. Der ursprünglich befürchtete Preisschub ist damit vorerst vom Tisch. Allerdings gilt die Ausnahme laut US-Medien nur zeitlich begrenzt und könnte künftig wieder aufgehoben werden. Lesen Sie nun im Folgenden unseren Artikel in seiner Ursprungsfassung:
3500 Dollar für ein iPhone? Was zunächst wie ein übertriebenes Schreckensszenario klingt, könnte bald zur bitteren Realität werden – zumindest, wenn sich die aktuelle Zollpolitik der USA durchsetzt. Denn unter US-Präsident Donald Trump wurden neue Importzölle gegen China angekündigt, die besonders einen Tech-Riesen hart treffen: Apple.
Schon heute greifen iPhone-Nutzer tief in die Tasche. Für das neue iPhone 16 verlangt Apple je nach Speicherkapazität zwischen 850 und 1230 Euro. Und auch wenn das iPhone laut chip.de preislich längst nicht mehr an der absoluten Spitze steht – in dieser Liga mischen inzwischen auch Huawei oder Asus mit – bleibt es ein teures Premiumprodukt. Doch genau dieser Preis könnte sich bald vervielfachen, wie Analysten warnen.
Trump-Zölle könnten iPhone-Preis verdreifachen
Seit der Einführung der Zollmaßnahmen unter US-Präsident Donald Trump steht der globale Handel unter Strom – und ganz vorne mit dabei: Apple. Rund 90 Prozent aller iPhones werden in China gefertigt. Doch genau dieses Land wurde mit einem Importzoll von inzwischen 54 Prozent belegt. Das könnte nicht nur für Apple teuer werden, sondern auch für Konsumenten.
Denn Trumps Ziel ist klar: Amerikanische Unternehmen sollen ihre Produktion zurück in die USA holen. Mit den massiven Zöllen will die Regierung den Anreiz dafür schaffen, die Fertigung aus Asien nach Nordamerika zu verlagern – notfalls mit Druck. Apple steht dabei exemplarisch für diese Strategie. Ausnahmen wie in der ersten Amtszeit wurden bislang nicht gewährt.
Dan Ives, Tech-Analyst bei Wedbush Securities, rechnet in einem Interview mit CNN daher mit drastischen Konsequenzen: Würde Apple gezwungen sein, die iPhones in den USA zu produzieren, könnten Preise von bis zu 3500 Dollar pro Gerät fällig werden. Der Grund: Die hochkomplexe Lieferkette – von Halbleitern über Displays bis zur Endmontage – ist in Asien über Jahrzehnte gewachsen und lässt sich nicht ohne massive Kosten replizieren. „Sie bauen das in den USA mit einer Produktionsstätte in West Virginia und New Jersey auf. Dann werden die iPhones in Zukunft 3500 Dollar kosten“, ist sich der Experte sicher.
Doch auch wenn Apple nicht in die US-Produktion wechselt, ist ein massiver Preisanstieg nicht auszuschließen. Denn die neuen Zölle auf chinesische Produkte könnten laut Reuters dazu führen, dass Apple den Preis seiner iPhones kurzfristig um 30 bis 43 Prozent anheben muss – allein um die gestiegenen Importkosten auszugleichen.
Beispielrechnung gefällig? Das iPhone 16 Pro Max kostet in den USA aktuell rund 1599 Dollar. Mit einem 43-Prozent-Aufschlag käme man auf rund 2300 Dollar – für ein einzelnes Smartphone. Und damit ist es nicht getan: Auch Indien (26 Prozent), Vietnam (46 Prozent) und andere Länder, in die Apple Teile der Produktion verlagert hat, wurden von Trump mit Strafzöllen belegt. Das bedeutet: Die erhoffte Entlastung durch Diversifizierung der Lieferketten bleibt zunächst aus.
Was ein iPhone 16 bald kosten könnte – Rechenbeispiel
Noch drastischere Zahlen nennt das US-Techportal CNET. Dort geht man – basierend auf den jüngsten Regierungsverlautbarungen – davon aus, dass chinesische Produkte schlussendlich mit bis zu 104 Prozent Zoll belegt werden. Sollte Apple diesen Aufschlag vollständig an Kunden weitergeben, könnten sich die Preise der iPhones de facto verdoppeln. Ein günstiges iPhone 16e für aktuell 599 Dollar würde dann über 1200 Dollar kosten. Das neue MacBook Air? Statt 1199 Dollar würde es mit rund 2446 Dollar zu Buche schlagen. Eine Preisentwicklung, die nicht nur Apple-Fans die Tränen in die Augen treiben dürfte.
Apple-CEO Tim Cook versucht derweil zu beschwichtigen. Bereits im Februar kündigte das Unternehmen an, in den kommenden vier Jahren 500 Milliarden Dollar in US-Standorte zu investieren. Parallel werden mehr Geräte in Indien produziert, wo die Zollrate aktuell mit 26 Prozent vergleichsweise niedrig liegt. Doch das reicht nicht. Laut heise.de rechnet Apple in diesem Jahr mit etwa 25 Millionen iPhones aus Indien – benötigt werden aber rund 50 Millionen allein für den US-Markt. Zudem sei unklar, ob die indischen Produktionsstandorte komplexe Modelle wie das iPhone Pro Max überhaupt in ausreichender Qualität liefern können.
Der Druck ist hoch – und Apple wird wohl verschiedene Wege gehen, um ihn abzufedern. Bloomberg zufolge prüft das Unternehmen derzeit mehrere Optionen:
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Lieferantenpreise drücken: Apple wird versuchen, bei Zulieferern bessere Konditionen auszuhandeln.
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Kosten teilweise selbst tragen: Ein Teil der Zollkosten könnte Apple auf eigene Marge nehmen.
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Stärkere Fokussierung auf Indien: Geräte aus dem dortigen Werk könnten bevorzugt in die USA geliefert werden.
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Preise anpassen – aber gestaffelt: Möglich ist, dass Apple die Preise nicht sofort massiv erhöht, sondern mit Staffelungen arbeitet.
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Trade-in und Abo-Modelle stärken: Wer ein altes iPhone eintauscht oder ein Gerät im Ratenmodell kauft, könnte günstiger davonkommen.
Klar ist: Die Ära der „unter 1000-Euro-iPhones“ könnte bald Geschichte sein. Schon jetzt mehren sich Berichte, dass Käufer in den USA aus Angst vor Preissprüngen ältere Modelle „panikkaufen“, wie CNET schreibt. Wer keinen Wert auf einen USB-C-Anschluss legt, dürfte in diesem Zusammenhang allerdings gut mit den iPhone 14-Modellen fahren, denn diese sind wegen einer EU-Norm günstiger zu haben.
Auch Europa droht ein iPhone-Preisanstieg
Doch was bedeutet das für Verbraucher in Europa? Auch wenn die EU selbst derzeit keine neuen Zölle erhebt, könnten die Auswirkungen spürbar sein. Zwar erhebt die EU selbst aktuell keine zusätzlichen Zölle auf Apple-Produkte, aber auch Geräte, die aus Asien nach Europa verschifft werden, sind von denselben Produktionsproblemen betroffen: höhere Herstellungskosten, begrenzte Kapazitäten, teurere Komponenten. Das hat Auswirkungen, denn Apple hat schon in der Vergangenheit bei globalen Kostensteigerungen die Preise in Europa mit angepasst:
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2022 wurden iPhones in Deutschland, Frankreich und Großbritannien spürbar teurer – nicht wegen Zöllen, sondern wegen Wechselkursschwankungen und Inflation.
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Auch nach dem Brexit verteuerten sich MacBooks und andere Geräte in Großbritannien drastisch.
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In Japan hob Apple 2022 die Preise wegen Yen-Verlusten um bis zu 25 Prozent an.
Es ist anzunehmen, dass, sollte Apple wegen der neuen Zölle weltweit höhere Produktionskosten haben, auch die europäischen Kunden zur Kasse gebeten werden. Selbst wenn derzeit keine direkten Zölle im Gespräch sind. Konkrete Prognosen zu Euro-Preisen gibt es bisher noch nicht. Aber orientiert man sich an den 43 Prozent Preisaufschlägen, die Analysten von Rosenblatt Securities für die USA berechnet haben, könnte ein iPhone 16 Pro Max, das in Deutschland in seiner günstigsten Variante derzeit 1449 Euro kostet, in einem Worst-Case-Szenario auf über 2000 Euro steigen.
Übrigens: Im Kontext der Diskussionen über zukünftige Preise für ein iPhone geistern auch erste Leaks zum iPhone 17 durchs Netz. Angeblich soll das Pro-Modell der Reihe ein massives Kamera-Upgrade erhalten. Zudem ist offenbar ein iPhone 17 Air im Gespräch.