Die Fans von Gaby Köster, 55, werden der Verfilmung ihrer Schlaganfallbiografie „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ womöglich mit einer Mischung aus Vorfreude und Skepsis entgegensehen: Gerade der Sprachduktus der Kölner Komikerin ist unverkennbar; es ist schon oft genug schiefgegangen, wenn sich Schauspieler an einem fremden Dialekt versucht haben. Verkörpert wird die rheinische Frohnatur von der Badenerin Anna Schudt, und die hatte mit Köster bislang allenfalls die Tatsache gemein, dass sie als gebürtige Konstanzerin quasi ebenfalls am Rhein aufgewachsen ist. Umso größer, gesteht die 43-jährige Schauspielerin, die immerhin seit einiger Zeit im Rheinland lebt, sei ihr Respekt vor der Rolle gewesen. Sie habe sich von Anfang an vorgenommen, Gaby Köster nicht zu kopieren, sondern „eine Figur zu kreieren, die ihr nahe kommt und trotzdem im fiktiven Bereich bleibt.“
Umso größer ist der Überraschungseffekt: Schudt hat sich die Rolle wie eine zweite Natur angeeignet. Das betrifft gar nicht mal so sehr die äußerliche Ähnlichkeit, auch wenn sie vor jedem Drehtag mehrere Stunden in der Maske zubringen musste. Viel verblüffender sind der Tonfall und die typische Sprachfärbung. Sie trifft Kösters unverwechselbare Sprechweise derart gut, dass man sich spätestens beim eingesprochenen Kommentar fragt, ob hier nicht doch das Original am Werk war. Zur Vorbereitung auf die Rolle hat sich Schudt „drei Monate in Kölsch, Gaby Köster-Material, Schlaganfallstudien und Gespräche mit Gaby versenkt.“
Der Film hält sich zumindest bei der biografischen Ebene eng an das Buch und beginnt wie ein klassisches Dokudrama mit Ausschnitten, die phänomenale Fernsehkarriere der Komödiantin beleuchten. Das Leben auf der Überholspur endet jäh, als sie einen Schlaganfall erleidet. Natürlich macht sich das Drama den Kontrast zunutze: erst die TV-Auftritte und die Triumphe bei diversen Preisverleihungen, dann der Schock. Im Krankenhaus kann von Frohnatur keine Rede mehr sein. Nun zeigt sich auch, warum für diese Rolle keine ausgewiesene Komödiantin nötig war: Die Patientin ist unleidlich, herrisch und voller Selbstmitleid. Als sie schließlich auch noch ihre hingebungsvoll bemühte Physiotherapeutin Jacky (Jasmin Schwiers) zutiefst kränkt, würden Sympathie- und Empathiewerte normalerweise den Nullpunkt erreichen, wäre da nicht hinter all der Verbitterung irgendwo die liebenswerte Gaby Köster. Zwischendurch kommt es zwar zu gelegentlichen witzigen Momenten, aber ansonsten gibt es nicht viel zu lachen, weil der Film die Krankengeschichte dokumentiert.
Gerade in diesen Szenen erreicht „Ein Schnupfen hätte auch gereicht“ eine weitere Qualitätsstufe: Nun ist überhaupt nicht mehr wichtig, dass Anna Schudt eine der berühmtesten deutschen Komikerinnen spielt; es geht nur noch um eine Frau, die sich nach einem Schicksschlag ins Leben zurückkämpft. Dazu passt auch das Ende: Erst schließt sich der Kreis zum Anfang, als es wieder eine Reihe von Aufnahmen mit der echten Gaby Köster gibt. Anschließend informieren eingeblendete Sätze darüber, wie viele Menschen in Deutschland einen Schlaganfall erleiden.
Die Macher möchten den Film als Dank an all jene verstanden wissen, die den Betroffenen beistehen. Das erklärt auch, warum die zweite Erzählebene mit der Physiotherapeutin so viel Platz bekommt. Gerade Jackys Eheprobleme führen gelegentlich recht weit von der eigentlichen Geschichte weg. Mit Oliver Wnuk als nichtsnutziger Ehemann konnte auf diese Weise immerhin noch ein zweiter Konstanzer mitwirken.
Auch Köster, findet diese Nebenebene „interessant und sehenswert“, zumal Schwiers in der RTL-Serie „Ritas Welt“ einst Kösters Tochter gespielt hat. Regelrecht begeistert ist sie hingegen von Anna Schudt: „Weil sie sooo unglaublich ist. Sie hat sich in die Rolle so sehr reingearbeitet, dass ich hinterher völlig verwirrt war; und meine Familie auch.“ Zum Schluss hat die Frohnatur noch eine Botschaft an die Zuschauer: „Lasst es Krachen, solange es noch geht!“
Zur Person
Die Komikerin Gaby Köster, geboren 1961 in Köln-Nippes, erlitt 2008 einen schweren Schlaganfall, dessen Folge sie heute noch körperlich beeinträchtigt. Erstmals trat sie 2011 wieder öffentlich auf. Über ihren Schlaganfall schrieb sie ein Buch, dass jetzt auch verfilmt wurde. Ein Schnupfen hätte auch gereicht. Der Film kommt am Karfreitag auf RTL um 20.15 Uhr. (sk)