Frau Harbeck, die Bild-Zeitung beschreibt die Erkenntnisse der Heidelberger Krebsforscher zu Bluttests auf Brustkrebs als „Weltsensation“. Ist diese Einordnung gerechtfertigt?

Das kann man noch nicht sagen. Es fehlt derzeit noch eine wissenschaftliche Publikation der Forscher zu den neusten Erkenntnissen. Und auch der Kongress, auf dem sie ihre Ergebnisse vorgestellt haben, ist nicht der, auf dem man normalerweise große Durchbrüche verkündet.

Wieso nicht?

Es ist ein lokaler Kongress in Deutschland. Eigentlich diskutiert man große Fortschritte auf internationalen Tagungen. Und das erst nachdem man zuvor eine wissenschaftliche Arbeit darüber veröffentlicht hat, damit man eine Diskussionsgrundlage hat.

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Also ein ungewöhnliches Vorgehen Ihrer Heidelberger Kollegen?

Ja, sehr ungewöhnlich. Und ich warne davor, deswegen jetzt allzu große Hoffnungen zu entwickeln. Die Erkenntnisse müssen erst sehr gründlich geprüft und bestätigt werden, bevor eine medizinische Anwendung in Frage kommt. Ein schlechtes oder unausgereiftes Diagnoseverfahren kann Patienten genauso schaden wie ein schlechtes Medikament.

Die Mammographie wird also weiter der Standard in der Diagnose bleiben?

Ja, zumindest heute und auch noch morgen. Aber: Den Bluttests auf Krebs gehört die Zukunft. Dazu wird viel geforscht. Wir in München versuchen etwa, mit Lasertechnik das Blut auf Hinweise auf Tumorerkrankungen zu untersuchen, bei den Heidelbergern geht es eher um die Bestandteile des Blutes. Aber wir dürfen nicht zu früh überhöhte Erwartungen wecken.

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Wo sind Bluttests auf Krebs denn als erstes in der Anwendung denkbar?

Bisher gibt es so etwas im klinischen Alltag noch gar nicht. Und ich sehe sie derzeit auch nicht als Ersatz anderer Diagnoseverfahren, sondern eher als Ergänzung. So könnten etwa Bluttests dafür sorgen, dass Frauen zumindest seltener zur Mammographie müssen. Oder nach einer abgeschlossenen Therapie als Kontrollinstrument dienen, ob der Krebs wieder zurückkommt.