Diese Ruhe! Nur Vogelzwitschern ist zu hören, als Britta Frischmuth, 39, Platzleiterin des Campingplatzes Klausenhorn, ihren Besuch durch den Campingplatz führt. In den Bäumen leichtes Blätterrauschen, die Sonne blinzelt durch die noch grünen Blätter. Den Bodensee hört man noch nicht.

Erst als wir näher kommen, schlagen kleine Wellen leise ans Ufer. Der Blick ist wunderschön. Am Klausenhorn selbst das kleine Inselchen mit Baum drauf, das oft und gern fotografiert wird. Hundert Meter weiter draußen schiebt sich ein Kursschiff durchs blaue Wasser, noch weiter draußen zwei Segelboote.
Näher an der Natur sein
„Der Hauptgrund, warum Menschen campen, ist die Nähe zur Natur“, erklärt Britta Frischmuth. „Man wacht morgens vom Vogelgezwitscher auf. Man frühstückt, wann man will, trinkt Kaffee in der Morgensonne und kann abends die Sonne untergehen sehen.“
Das alles keinesfalls ohne Komfort. Wer keinen eigenen Camper hat, leiht sich einen oder mietet ein Schlaffass mit kommoder breiter Matratze. Die Auswahl am Klausenhorn reicht von Wohn- und Bauwagen bis zu Schlaffässern und einer Hütte. Auf vielen Campingplätzen gibt es Brötchen- und Kuchenservice, Einkaufsmöglichkeiten und ein nahes Restaurant. So auch am Klausenhorn. Sogar Pizza backen kann man hier, zweimal die Woche. Qualitativ hochwertige Wurst und Fleisch vom Metzger Hierling aus Dettingen gibt es im Kühl-Automaten. Verhungern muss hier also keiner.
Kaufen oder leihen, alles geht
Camping ist angesagt. 2018 gab es über 50 Millionen Übernachtungen auf deutschen Campingplätzen. Die Zahlen steigen seit Jahren, ebenso bei den Caravan- und Reisemobil-Käufen. In den ersten sieben Monaten dieses Jahres stiegen die Verkaufszahlen um 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum und damit auf einen neuen Rekordwert.
Und wer geht zum Campen? Britta Frischmuth weiß es: Die Gäste reichen vom jungen Paar mit Kind über Cliquen von Jugendlichen bis zu Familien und Rentnern. Während es Campingplätze gibt, die keine Jugendlichen aufnehmen – Stichwort Krach – handhabt Britta Frischmuth das nicht so: „Das sind unsere Gäste von morgen.“ Die dürfe man nicht vergraulen.
Camping-Knigge: Immer grüßen
Auch Erwachsene würden mal etwas lauter, wenn eine große Runde am Tisch sitze und sie abends die Zeit vergäßen. Dann gehe sie eben hin und bitte freundlich um Ruhe. Das klappe dann auch, bei ganz Jungen ebenso wie bei den Erwachsenen.

Überhaupt gibt es einen Camping-Knigge, und an den sollte man sich halten. „Man grüßt sich“, sagt die Platzleiterin. „Es ist überhaupt nicht anonym und man unterhält sich schnell mit dem Nachbarn.“ Die Hilfsbereitschaft sei groß. Wenn etwa einer sichtlich mit dem Aufbau seines Vorzelts kämpfe, dauere es keine fünf Minuten und es stünden drei Leute da, die tatkräftig anpackten.
Nicht über den Nachbarplatz abkürzen
Freilich gibt es auch Dinge, die man als Camper nicht macht. „Wenn Sie sich, um den Weg zum Waschhaus abzukürzen, hinten über den Platz Ihres Nachbarn schleichen, kommt das nicht gut an“, erklärt Britta Frischmuth und grinst ein wenig.
In der Hochsaison sind schon einmal 800 Gäste auf dem Platz, „das ist dann wie ein kleines Dorf“, erzählt sie. Doch jetzt in der Nachsaison ist die Stimmmung locker, der Platz ruhig. Am Klausenhorn bleiben die Autos draußen auf dem großen Parkplatz, was es für alle entspannter macht – und für die Kinder schöner und sicherer zum Spielen.
Im Winter müssen alle Wohnwagen weg
Ohnehin müssen hier alle Wohnwagen zum Saisonende im Spätherbst abgeholt werden, damit sich die Natur wieder erholen kann; das ist eine Sonderregelung für den Bodensee.
Vor einem Wohnwagen sitzen gerade Rose und Helmut Scheck aus Tübingen. Sie spielen Dreieck-Domino mit ihrem Bekannten Walter Mungenast und sehen so entspannt aus, wie man es nur sein kann. Sie kommen schon seit Jahrzehnten und schätzen die angenehme Gemeinschaft: „Man hilft sich gegenseitig“, sagen sie. Auch Herbert und Hannelore Kassel kommen seit Jahrzehnten. Sie sitzen fröhlich im Liegestuhl vor ihrem Wohnwagen. „Man hat hier einfach mehr Freiheiten“, findet sie.
„Das Einfache, das gefällt mir“
Das allererste Mal am Klausenhorn ist eine Gruppe von sechs jungen Frauen aus Heidelberg. Sie studieren Sonderpädagogik und machen sich vor Semesterbeginn noch mal ein paar schöne Tage. Sie mögen die Ruhe: „Das Einfache, das gefällt mir“, sagt Lea Ham, 21. „Ich finde es cool, draußen zu sein.“
Die anderen jungen Frauen nicken. Es sei unkompliziert und entspannt. Baden waren sie auch schon. „Recht frisch“, meint eine, die das Wasser schon getestet hat. Dann lachen sie alle, in ihren modernen schicken Campingstühlen mit Flaschenhaltern. Man könnte grad Lust kriegen.