Das Wichtigste, was sich Menschen gegenseitig schenken können, ist Aufmerksamkeit. Um dieses rare Gut wetteifert die gesamte Freizeit- und Unterhaltungsindustrie. Kaum ein Bereich ist dabei so umkämpft wie das Fernsehen. Die Streaming-Plattformen haben diese Konkurrenzsituation noch verschärft. Laut Media Innovation Report 2019 ist jedoch knapp die Hälfte der Befragten nicht bereit, mehr als fünf Euro für einen Streaming-Dienst auszugeben. 36 Prozent würden immerhin bis zu 15 Euro investieren; für diese Summe kann man allerdings allenfalls zwei Angebote abonnieren.
Vorreiter Netflix
Bislang war Netflix die unumstrittene Nummer eins in diesem Segment. Das einst als DVD-Versand gegründete Unternehmen hat 2007 mit seinem Streaming-Dienst eine neue Vermarktungsform etabliert: Ähnlich wie beim Konzept des Pay-TV entrichten Menschen eine bestimmte monatliche Summe, um Abonnent eines Angebots von Filmen und Serien zu werden; nur eben übers Internet. In Deutschland ist Netflix 2014 gestartet, die Zahl der Kunden dürfte bei sechs Millionen liegen. Weltweit hat der Konzern gut 150 Millionen Abonnenten, der Jahresumsatz beträgt rund 10 Milliarden Dollar.
Prime holt auf
Derzeit profitiert das Unternehmen noch von dem Vorteil, das erste seiner Art gewesen zu sein, aber Amazon Prime Video hat seit dem Start im Jahr 2014 kräftig aufgeholt. Bislang teilen die zwei US-Konzerne den Weltmarkt mehr oder weniger unter sich auf; die weiteren Mitbewerber dürften kaum eine entsprechende Größenordnung erreichen.
Damit ist nun Schluss: Disney will in den nächsten fünf Jahren weltweit mindestens 60 Millionen, im besten Fall 90 Millionen Kunden für seine Plattform Disney+ gewinnen. Der größte Unterhaltungskonzern der Welt bringt die erfolgreichsten Marken überhaupt mit.
Ein Überblick über die Angebote.
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Netflix
Angebot: Rund 1000 Serien, rund 3000 Filme, darunter auch Eigenproduktionen wie die Mafia-Saga „The Irishman“ von Martin Scorsese.

„House Of Cards“: Die satirische Politserie „House Of Cards“ (2013-2018) mit Kevin Spacey ist bereits ein moderner Klassiker und war lange Zeit ein Synonym für die Qualität von Streaming-Serien.
„Orange Is The New Black“: Ein weiterer Dauerbrenner ist die Serie über Frauen im Knast (2013-2019).

„Dark“: (2017/19): faszinierende Mysteryserie. Gehört zu den besten deutschen Produktionen.
„DogsOf Berlin“ (2018): etwas überfrachtete, aber sehenswerte Gangster-Saga.
Budget für Eigenproduktionen: 8 Mrd. Dollar
Kosten: Die Preisspanne reicht von 7,99 Euro (Basistarif) bis zu 15,99 Euro pro Monat. Für diesen Preis darf ein Kunde den Dienst auf bis zu vier Endgeräten gleichzeitig nutzen.
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Amazon Prime
Angebot: Rund 600 Serien, rund 3400 Filme.
„The Man In The High Castle“: (2015-2019), Science-Fiction-Serie über eine alternative Welt, in der Deutschland und Japan den Zweiten Weltkrieg gewonnen und die USA besetzt haben.

„The Marvelous Mrs. Maisel„: (seit 2017), Serie über eine jüdische Hausfrau, die in den 50ern unverhofft zum Comedy-Star wird.
„Hunters“: Serie mit Al Pacino als Anführer einer bunt gemischten Truppe im New York der 1970er-Jahre, die verhindern will, dass ehemals hochrangige Nazi-Beamte in den USA ein Viertes Reich gründen. Sehr empfehlenswert!

„You Are Wanted“ (2017/19): Thrillerserie mit Matthias Schweighöfer (Bild) als Hotelmanager, der nach einer Manipulation seiner digitalen Identität als Terrorist gilt.
„Beat“ (2018): Die hochkarätig besetzte Serie mit Jannis Niewöhner als Berliner Nachtclubgröße ist ein Rausch aus Techno, Drogen, Sex und Tod.
Budget für Eigenproduktionen: 4 Mrd. Dollar
Kosten: 69 Euro pro Jahr; Prime-Mitglieder zahlen bei Amazon keine Versandgebühren.
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Disney+
Angebot: 7500 Serienfolgen und 600 Filme. Darunter alle Disney-Klassiker, Animationsfilme von Pixar, die „Star-Wars“-Filme.
„Findet Nemo“: Ein Familienklassiker aus den Pixar-Studios. Weiteres aus dem Angebot: zum Beispiel die Superhelden aus dem Hause Marvel (Spider-Man, Avengers, Iron-Man).
National Geographic-Dokumentationen: Die Natur-Dokus von NG
sind weltberühmt und haben bei Naturfreunden Referenzcharakter.
„Star Wars – The Mandalorian“: Das neueste Weltraum-Abenteuer als Space-Western-Serie von Jon Favreau

„The Falcon And The Winter Soldier“: Ebenfalls sehenswert: die
Marvel-Serie unter anderem mit Daniel Brühl. Voraussichtlich ab August zu sehen.
Budget für Eigenproduktionen: 1 Mrd. Dollar (geschätzt)
Kosten: 6,99 Euro pro Monat; Jahresgebühr: 69,99 Euro.
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Apple+
Angebot: In Deutschland im November 2019 gestartet. Das Angebot ist daher noch äußerst überschaubar, soll aber kontinuierlich ausgebaut werden.
„The Morning Show“: Comedy-Serie mit Jennifer Aniston und Reese Witherspoon als Nachrichtenmoderatorinnen; etwas enttäuschende Satire aufs Frühstücksfernsehen.

„Dickinson“: Dramedy über die US-amerikanische Dichterin Emily Dickinson (1830-1886).
„See – Reich der Blinden“: Science-Fiction-Serie mit Jason Momoa („Aquaman“): Ein Virus rafft die Weltbevölkerung dahin, die wenigen Überlebenden sind blind. Die mit 15 Mio. Euro pro Folge derzeit teuerste Serie beeindruckt durch ihre Schauwerte.

„For All Mankind“: In der interessanten hypothetischen Historie dieser Serie sind nicht die Amerikaner, sondern die Sowjets auf dem Mond gelandet. Für die Nasa ist das ein Ansporn, ihre Bemühungen um die Eroberung des Weltraums in den 1970er-Jahren noch zu intensivieren.
Budget für Eigenproduktionen: 2 Mrd. Dollar
Kosten: 4,99 Euro pro Monat. Für Käufer eines Apple-Produkts ist das erste Jahr gratis.