Nicht nur die Fichte ist im Südwesten bedroht, sondern auch eine andere Baumart, die wegen ihres elastischen und langlebigen Holzes bei Industrie und Handwerk sehr beliebt ist: die Esche. Sie wird in Wald und Feld bald so gut wie ausgestorben sein. Ursache: Der Befall durch das Falsche weiße Stängelbecherchen. Der Name dieses aus Asien nach Mitteleuropa eingeschleppten Pilzes klingt harmlos, die Wirkung ist es nicht.
Sporen kommen durch die Luft
Die klebrigen Sporen des Pilzes, der sich infolge steigender Temperaturen auch in Mitteleuropa wohlfühlt, verbreiten sich durch die Luft und befallen zunächst die Blätter und Triebe der Esche. Daher sprechen die Fachleute vom Eschentriebsterben oder von Eschenwelke. Blätter und Zweige des Baums vertrocknen – ähnlich wie beim Borkenkäferbefall – weil schließlich die Leitungsbahnen im Stammholz angegriffen werden.

Auch das städtische Forstamt in Villingen-Schwenningen ist mit dem Eschensterben im letzten Stadium konfrontiert und muss nun handeln: "Wir werden demnächst mit einem Vollernter eine Fläche von zehn Hektar abholzen", sagt Amtsleiter Tobias Kühn. "Da ist nichts mehr zu machen", sagt er zum radikalen Zerstörungswerk von "Chalara fraxinea", wie der lateinische Name des Pilzes lautet. An die Stelle der Esche würden Bergahorn und Rot-Erle treten. Auch in Konstanz mussten befallene Eschen dran glauben und fielen der Motorsäge zum Opfer.

Bei der dritten Bundeswaldinventur 2012 lag der Anteil der Esche noch bei knapp fünf Prozent. Seit dem geht es bergab. "Gegen den Pilz kann man nichts machen", sagt Jürgen Wippel, Sprecher des Agrarministerium in Stuttgart, auf Anfrage. "Mittlerweile sind 95 Prozent der Eschenbestände im Land befallen", so seine Bilanz. Da durch die sogenannte Stammfußnekrose (Befall über der Wurzel) erkrankte Exemplare "schlagartig" umfallen könnten, würden Eschen vor allem an Straßen, bebauten Grundstücken oder Spielplätzen aus Sicherheitsgründen gefällt.
Nur eine schwache Hoffnung
Allerdings gibt es eine schwache Hoffnung für die Esche. Denn etwa zwei Prozent der Bäume sind gegen Chalara fraxinea resistent. Woran das liegt, ist nicht bekannt und wird gerade erforscht, auch von der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt in Freiburg (FVA). Große Hoffnung kann diese den Besitzern von Eschenbeständen aber nicht machen. Es sei davon auszugehen, so die FVA, dass ein Drittel des jetzigen Eschenbestandes binnen weniger Jahre genutzt werden muss, da er sonst absterben wird. Das werde die Forstbetriebe vor große Herausforderungen stellen.
Alte Exemplare bleiben vorerst
Das Forstamt Villingen-Schwenningen wird einige gesunde alte Eschen von der Säge verschonen. "Die lassen wir stehen und hoffen, dass sie es gegen den Pilz packen", sagt Forstamtsleiter Tobias Kühn.