Nach dem Amoklauf an einer Schule in Graz gedenkt Österreich heute der Opfer mit einer Trauerminute. Um 10.00 Uhr sollen die Menschen landesweit kurz innehalten.
Nach der Tat steht auch die Suche nach dem Motiv des 21-jährigen Österreichers im Fokus. Der Mann hatte am Dienstag an seiner ehemaligen Schule in Graz mit zwei Schusswaffen zehn Menschen getötet und danach Suizid begangen hatte. Offen ist auch die genaue Identität der Opfer.
Die Polizei hat bisher nur sieben weibliche und drei männliche Opfer bestätigt. Unter ihnen soll auch ein Lehrer sein.
Ein Abschiedsbrief des 21-Jährigen geht nach Darstellung der Polizei nicht auf etwaige Gründe für seinen Amoklauf ein. Allerdings gewinnt auch in den Augen von Experten die These, dass jahrelanges Mobbing zu Rachegelüsten geführt hat, an Plausibilität.
Hunderte Menschen bei Trauergottesdienst
Grundsätzlich sei an Schulen zu beobachten, dass eine steigende Zahl an jungen Menschen sich nicht mehr ausreichend wahrgenommen fühle, was zu latenter oder offener Gewalt führen könne, sagt der Leiter des Schulärztlichen Dienstes der Steiermark, Josef Zollneritsch.
Die Trauer im Land und in Graz, der mit 300 000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Österreichs, ist groß. Am Abend kamen Hunderte Menschen zu einem Trauergottesdienst in die Stadt, im Zentrum bildeten zahlreiche Kerzen in Erinnerung an die Toten ein Lichtermeer.
Die österreichische Bundesregierung unter Kanzler Christian Stocker (ÖVP) hatte eine dreitägige Staatstrauer, beschlossen – die Trauerminute ist Teil davon.
Viele Veranstaltungen abgesagt
Zahlreiche politische und gesellschaftliche Veranstaltungen wurden mit Blick auf das dramatische Geschehen abgesagt oder verschoben. Dazu zählt ein Bundesparteitag der rechten FPÖ sowie ein Landesparteitag der ÖVP.
Unter dem Eindruck des Geschehens, das Kanzler Stocker als „nationale Tragödie“ beschrieb, riefen praktisch alle Parteien zu gesellschaftlicher Solidarität auf. Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb auf X: „Heute und in den schweren Tagen, die kommen, wird unser Land zeigen, dass in diesem Miteinander unsere Stärke liegt.“
Debatte über Waffengesetze ist zu erwarten
Dennoch bahnt sich eine Diskussion über die Waffengesetze in Österreich an, die längst nicht so scharf sind wie in Deutschland. Bestimmte Gewehre kann praktisch jeder 18-Jährige kaufen. Für eine Faustfeuerwaffe, wie sie der Amokschütze einsetzte, ist eine Waffenbesitzkarte nötig. Die wurde dem jungen Mann nach einem psychologischen Test auch ausgestellt.
Deshalb stellen sich umso mehr Fragen, ob die Hürden für den Erwerb, den Besitz oder das Führen von Waffen hoch genug sind. Auch eine Diskussion um die generelle Gewährleistung der Sicherheit an Schulen ist zu erwarten. (dpa)