Wer erbt in einer klassischen Familie, wenn einer der beiden Elternteile stirbt?
Liegt kein Testament vor, tritt die gesetzliche Erbfolge in Kraft. Der überlebende Ehegatte erbt im Güterstand der Zugewinngemeinschaft die Hälfte der Erbschaft. Die andere Hälfte wird zu gleichen Teilen auf die Kinder aufgeteilt.
Wer erbt bei kinderlosen Paaren?
In diesem Fall kommen die so genannten Erben zweiter Ordnung zum Zug. In diese Gruppe gehören die Eltern des Erblassers sowie deren Abkömmlinge, also die Geschwister des Erblassers, seine Neffen und Nichten. An erster Stelle stehen die Eltern des Verstorbenen: Beide haben jeweils das Anrecht auf die Hälfte des Erbes. Geschwister rücken nach, wenn ein Elternteil schon tot ist. Können auch sie das Erbe nicht antreten, sind die Neffen und Nichten an der Reihe.
Können auch Adoptivkinder erben?
Ja, wenn ein Ehepaar ein minderjähriges Kind annimmt, dann erlangt dieses Kind die gleiche rechtliche Stellung wie ein leibliches Kind. Stiefkinder dagegen haben kein gesetzliches Erbrecht.
Was muss man bei Patchwork-Familien beachten?
Bringt in einer Patchwork-Familie einer der Partner leibliche Kinder mit in die Ehe, werden diese zu Stiefkindern. Im Erbfall bekommen sie nichts von dem Erbe. Die leiblichen Kinder können demgegenüber den Pflichtteil des Nachlasses beanspruchen.
SÜDKURIER-Serie "Erben und Vererben": Wann ist ein Testament sinnvoll? Was ist ein Erbvertrag? Wie verhindert man Streit unter Hinterbliebenen? Hier finden Sie die Antworten auf einen Blick.
Was besagt die gesetzliche Erbfolge bei Paaren ohne Trauschein?
Ohne Trauschein zusammenleben, ist in Deutschland heutzutage völlig normal. Doch das Erbgesetz ist so weit noch nicht. Nach dem Tod eines Partners gibt es ohne Testament kein Erbe. Nicht einmal Anspruch auf ein Erinnerungsstück haben die Partner. Im schlimmsten Fall muss der Überlebende eines Paares ohne Trauschein innerhalb von 30 Tagen aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen, wenn sie dem Erblasser gehört hat. Deshalb sollten Paare ohne Trauschein unbedingt ein Testament machen.
Was passiert bei geschiedenen Paaren?
Geschiedene Ehepartner können einander nicht beerben. Das gilt auch dann, wenn die Scheidung noch gar nicht ausgesprochen, der Erblasser aber schon den Scheidungsantrag gestellt oder dem Scheidungsantrag des Partners zugestimmt hatte.
Was verbirgt sich hinter dem so genannten Berliner Testament?
Beim Berliner Testament erbt der länger lebende Ehegatte zunächst alles. Erst nach dessen Tod erben die Kinder. Der Lebensstandard des Ehegatten ist damit gesichert. Sofern sich beide Ehegatten einig sind, dass ihr Testament keinen Bestand mehr haben soll, können sie dieses einfach vernichten und ein neues Testament errichten.
Ist man verpflichtet, ein Erbe anzunehmen?
Nein, niemand kann gezwungen werden, eine ihm angetragene Erbschaft anzunehmen. Jeder Erbe hat die Möglichkeit, eine Erbschaft auszuschlagen. Von diesem Ausschlagungsrecht wird der Erbe in aller Regel dann Gebrauch machen, wenn der Erblasser mehr Schulden als positives Vermögen hinterlassen hat.
Was passiert, wenn jemand gar keine Verwandschaft mehr hat?
Wenn zur Zeit des Erbfalles überhaupt keine Verwandten mehr leben, wird der Staat gesetzlicher Erbe.
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