Vor einigen Jahren besuchte Königin Elizabeth II. das nordirische Belfast und auch den Set, an dem „Game of Thrones“ gedreht wurde. Die Serienstars versuchten, die Queen dazu zu bewegen, sich auf den berühmten Eisernen Thron zu setzen. Leider, die Monarchin lehnte ab, und das nicht nur, weil es ihr angeblich als Königin des Vereinigten Königreichs nicht erlaubt sei, sich auf einem fremden Thron niederzulassen, sondern vor allem aus Respekt davor, was der Thron symbolisiere.

Was ging wohl der 94-jährigen Queen durch den Kopf, als sie am vergangenen Wochenende das Foto mit einer zum royalen Gruß ansetzenden Ghislaine Maxwell auf ihrem eigenen Thron im Buckingham-Palast in der Zeitung sehen musste? Ausgerechnet jene engste Vertraute des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein, die gerade in den USA verhaftet wurde, feixte an der Seite von US-Schauspieler Kevin Spacey auf dem pompösen Stuhl der Queen. In Großbritannien sorgte das Bild für Empörung und Wut angesichts der Respektlosigkeit vonseiten Andrews und seiner Bekannten gegenüber Ihrer Majestät.
Noch kein Wort von Prinz Andrew
Der Skandal färbt längst auf die Royals ab, was allein am Lieblingssohn der Königin liegt: Prinz Andrew. Er war es, der ein enges Verhältnis zu Maxwell pflegte und sie 2002 auf dem Thron seiner Mutter posieren ließ. Aber hatte er auch etwas mit dem Kindersex-Ring seines Freundes Epstein und dessen mutmaßlicher Komplizin zu tun? Das dementiert der Prinz. Auf der Insel grübeln die Royalisten nun darüber nach, wie der zweitälteste Sohn der Königin weiter vorgehen will. Soll er öffentlich seine langjährige Freundin Maxwell verurteilen? Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft der 58-Jährigen vor, Epstein bei dessen systematischem Missbrauch von minderjährigen Mädchen unterstützt und manchmal sogar mitgemacht zu haben.
Sie habe sich mit den Mädchen angefreundet, deren Vertrauen gewonnen und sie dann dem Milliardär, der sich im August 2019 im Gefängnis das Leben nahm, zugeführt, heißt es in der Klageschrift. Bislang weigert sich der Herzog von York, Maxwells Verhaftung zu kommentieren. Dies sei kein guter Zeitpunkt, sich Feinde zu machen, hört man von Palastkennern. Gleichwohl will der Prinz Schaden von der Monarchie abwenden und vor allem seine eigene Reputation retten – oder zumindest das, was davon übrig geblieben ist, nachdem er seit Monaten wegen seiner Verstrickungen in den Missbrauchsskandal im Fokus steht und selbst von einer Frau beschuldigt wird, sie als 17-Jährige zum Sex gezwungen zu haben.
BBC-Interview als Befreiungsschlag ging gründlich schief
Wollte Andrew im letzten Jahr mit einem BBC-Interview den Befreiungsschlag schaffen, endete der Auftritt vor der prunkvollen Kulisse des Buckingham-Palasts in einem PR-Desaster. Seitdem ist der Prinz abgetaucht, musste zudem seine Repräsentantenrolle für das Königshaus ab- und damit auch alle Privilegien aufgeben. Die Frage ist, ob der 60-Jährige nun mit dem FBI sprechen wird. Die Behörden wollen den Royal zu seiner Beziehung zu Maxwell befragen. Bislang aber zeigte sich der Herzog von York wenig kooperativ.

Schon Anfang des Jahres sickerte durch, dass das FBI die Anwälte von Andrew kontaktiert, aber keine Antwort erhalten hatte. Mit der Verhaftung von Maxwell ändert sich jedoch die Lage. Wird die in Frankreich geborene und nahe Oxford aufgewachsene Tochter eines britischen Medienmoguls auspacken, um zu versuchen, ihre eigene Haut zu retten? Und wie gefährlich könnten ihre Aussagen dem Prinzen werden?
Das Ende eines High-Society-Lebens
Die bestens vernetzte Maxwell hatte Epstein und Prinz Andrew miteinander bekannt gemacht. Mit dem Investmentbanker führte sie einige Zeit eine Liebesbeziehung, später bezeichnete Epstein sie als seine „beste Freundin“. Am 14. Juli soll die Britin per Videolink zur Anhörung in einem New Yorker Gericht zugeschaltet werden. „Für ein Partygirl, für das es keine Partys mehr zu besuchen gab“, wie der „Guardian“ schrieb, bedeutet die Verhaftung das brutale Ende eines High-Society-Lebens, das sich über Jahrzehnte und über Kontinente hinweg gezogen hat. Anfang Juli wurde sie in einem laut Polizei „wunderschönen Anwesen“ im US-Bundesstaat New Hampshire festgenommen. Das Haus mit seinen vier Schlafzimmern und vier Badezimmern hatte sie mittels einer Tarnfirma gekauft. Dieses Leben dürfte für sie für immer vorbei sein. Bei einer Verurteilung drohen ihr bis zu 35 Jahre Gefängnis.