Seit 2008 steigt der Umsatz von Fleischersatzprodukten nach einer Studie des Umweltbundesamtes jährlich um 30 Prozent. Manche Verbraucher verzichten als Vegetarier komplett auf Fleisch, andere gehen als Veganer einen Schritt weiter und verzichten komplett auf tierische Produkte.

Doch es gibt auch immer mehr sogenannte Flexitarier, die zwar nicht ganz auf Fleisch verzichten wollen, aber auch mal zum Sojawürstchen greifen. Für viele von ihnen ist der Grund für den Fleischverzicht: Das Klima. Deshalb sind wir der Frage nachgegangen, ob Sojaschnitzel und Co. wirklich besser für die Umwelt sind als das T-Bone-Steak oder das Wiener Schnitzel und wie viel Regenwald eigentlich in deutschen Soja-Produkten steckt.

Sind sojabasierte Fleischersatzprodukte besser fürs Klima als Fleisch?

Viele Studien haben sich in den vergangenen Jahren mit der Klimabilanz von Lebensmitteln auseinandergesetzt. Dabei wird deutlich: Generell hat Soja eine bessere Klimabilanz als Fleisch. Besonders im Vergleich zu Rindfleisch schneiden Sojaprodukte deutlich besser ab.

Guido Reinhardt hat mit Sven Gärtner und Tobias Wagner für das Institut für Energie und Umweltforschung in Heidelberg den ökologischen Fußabdruck von Lebensmitteln aus Deutschland errechnet. Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte. Laut ihrer Studie verbraucht Rindfleisch im Schnitt 13,6 Kilogramm CO2-Äquivalente (zusammenfassend für klimaschädliche Gase, im Folgenden vereinfacht CO2 genannt). Bei einem Patty aus Soja sind es gerade einmal 1,1 Kilogramm. Schweinefleisch verbraucht im Schnitt 4,6 Kilogramm Co2.

Sojabohnen werden inzwischen verstärkt auch in Deutschland angebaut.
Sojabohnen werden inzwischen verstärkt auch in Deutschland angebaut. | Bild: Andreas Arnold

Bei Hühnerfleisch sieht die Bilanz ähnlich aus. In einer vom Bundesgesundheitsamt herausgegebenen Studie heißt es: Während bei der Produktion von einem Kilogramm Hühnerfleisch 3,8 bis 4,3 Kilogramm CO2 entstehen, werden bei der Produktion von einem Kilogramm sojabasiertem Fleischersatzprodukt nur 1,11 bis 1,17 Kilogramm CO2 freigesetzt.

Laut einer Studie von Raychel E. Santo und anderen Wissenschaftlern schneiden in der Klimabilanz nur Insekten und wilder Tunfisch besser ab als pflanzenbasierte Alternativen. Gleichzeitig aber gilt: Je mehr das Ersatzprodukt bearbeitet wird, desto schlechter wird seine Klimabilanz.

Warum ist die Klimabilanz von Fleisch so schlecht?

Laut Umweltbundesamt ist die schlechte Klimabilanz von Fleisch viele Gründe. Zum einen spielt die Tierhaltung eine Rolle. Genauso wie der hohe Flächenverbrauch für die Futtermittel und Weideland und die damit verbundene Rodung von Waldflächen. Auch der Einsatz von Düngemitteln spielt dabei eine Rolle. Zum anderen spielt auch der ineffiziente Einsatz von Wasser mit hinein.

Gibt es Umstände, unter denen ein Steak besser fürs Klima sein kann als ein Sojaschnitzel?

Nein, davon ist Guido Reinhardt überzeugt. Unter normalen Umständen sei die Klimabilanz des Sojas immer besser als die des Steaks. Selbst dann, wenn die Kuh auf der Weide stand und nur wenige Kilometer zum Metzger gefahren werden musste und das Soja im Schnitzel aus den USA stammt.

Guido Reinhardt vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg
Guido Reinhardt vom Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg | Bild: IFEU

Einer ähnlichen Auffassung ist Florian Antony vom Öko-Institut in Freiburg. Er sagt: „Grundsätzlich ist das Ergebnis beim Vergleich der klimarelevanten Emissionen „Sojaschnitzel vs. Rinderfleisch“ schon sehr eindeutig beziehungsweise der Vorteil der pflanzlichen Alternative ist sehr deutlich.“

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Dennoch gebe es Gegebenheiten, unter denen sich der Klima-Fußabdruck drehen könnte. Beispielsweise sei das der Fall, wenn ein Sojaschnitzel über lange Monate im Kühlfach gelagert und erst dann angebraten würde, das Steak aber frisch sei.

Florian Antony
Florian Antony | Bild: Öko-Institut e.V,

Woher kommt eigentlich das Soja, das in deutschen Produkten steckt?

Übergreifende Analysen zur Herkunft des von deutschen Herstellern verwendeten Sojas gibt es laut Umweltbundesamt nicht. Allerdings geben einige der deutschen Hersteller auf ihren Internetseiten an, woher ihr Soja stammt.

So bezieht Rügenwalder Mühle, einer der größten deutschen Hersteller von Fleischersatzprodukten, sein Soja nach eigenen Angaben jeweils zur Hälfte aus Nordamerika (USA und Kanada) und zur anderen Hälfte aus Europa. Der Konzern gibt außerdem an, künftig bis zu 10 Prozent des verwendeten Sojas aus Deutschland beziehen zu wollen. Ähnlich sieht das nach eigenen Angaben beim Hersteller Garden Gourmet, eine Marke von Nestlé, aus.

Das Soja des Herstellers Veganz kommt aus der osteuropäischen Donauregion, genauer aus Serbien und der Slowakei. Dazu eine Sprecherin: „Bei unseren Produkten lassen wir die Ökobilanz vom Schweizer Institut Eaternity berechnen. Dies hat gezeigt, dass der größte CO2-Ausstoß beim Anbau des Sojas entsteht. Die Transportwege tragen nicht maßgeblich zum CO2-Ausstoß bei.“

Tofu und Sojabohnen
Tofu und Sojabohnen | Bild: Karl Holzhauser

Als einziger der Angefragten bezieht der Produzent Like Meat aus Düsseldorf sein Soja aus China. Dazu heißt es von Achim Knoche, verantwortlich für Verbesserung und Qualität: „Wir wissen, dass China stets kritisch diskutiert wird, aber wir bei Like Meat wollen gerade nicht pauschalisieren und sagen, alles aus China ist kritisch oder gar von minderer Qualität. Wir sind offen und handeln verantwortlich und haben hier einen Zulieferer gefunden, mit dem wir heute eine sehr gute langjährige Lieferbeziehung pflegen.“

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Taifun Tofu ist einer der deutschen Vorreiter im Sojamarkt. Die Firma aus Freiburg bezieht ihr Soja derzeit ausschließlich aus Europa. Genauer: Aus Frankreich, Deutschland und Österreich, wobei bei ihnen das meiste Soja bereits aus Deutschland stammt, so Unternehmenssprecherin Lina Cuypers.

Was passiert mit dem Soja aus Regenwaldgebieten?

Immer wieder wird Soja mit der Rodung von Regenwaldgebieten in Verbindung gebracht. Vor allem in Brasilien nimmt der Sojaanbau laut WWF bedrohliche Ausmaße an. In den letzten 40 Jahren sei etwa die Hälfte des dortigen Waldgebietes in Soja- und Ackerflächen umgewandelt worden. Allerdings werden laut WWF rund 80 Prozent des weltweiten Sojas nicht zu Schnitzel, Würstchen oder Burgerpatty, sondern zu Futtermittel verarbeitet und sei ein Problem des wachsenden Fleischkonsums.

Wie kann ich sicher sein, dass kein Soja aus Regenwaldgebieten in deutschen Sojaprodukten steckt?

Obwohl die meisten Hersteller von Fleischersatz transparent mit den Herkunftsorten ihres Sojas umgehen, gibt es keine Sicherheit darüber, ob nicht doch Soja aus Brasilien in einem Produkt steckt. Ein Siegel, das dazu Sicherheit gibt, gibt es nicht. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit könne man sich derzeit nur auf die Angaben der Hersteller verlassen. Verpflichtet darüber Angaben zu machen, sei in Deutschland allerdings kein Hersteller. Auch Kontrollen gebe es in der Hinsicht nicht.