Stefanie Eller

Tiere stellen viele Rekorde auf, manche sind besonders groß, andere besonders schwer und wieder andere können besonders hoch springen. Doch es gibt auch Arten, die kaum jemand kennt. Nicht, weil sie unscheinbar wären, sondern weil es nur noch sehr wenige von ihnen gibt und man sie fast nie zu Gesicht bekommt. Und vielleicht sind die seltensten Tiere der Welt deswegen auch noch gar nicht entdeckt? Die Arten in diesem Artikel gehören jedenfalls zu den seltensten, über die bisher überhaupt etwas bekannt ist.

Nur noch zwei ihrer Art: Die seltene Jangtse-Riesenweichschildkröte

Die Jangtse-Riesenweichschildkröte gehört zu den größten Süßwasserschildkröten der Welt. Sie lebt in tiefen Gewässern Chinas und Vietnams, bleibt meist untergetaucht und zeigt sich nur selten an der Oberfläche. In beiden Ländern hat sie auch kulturelle Bedeutung: In China gilt sie als Symbol für Langlebigkeit, in Vietnam ist sie Teil einer alten Sage. Laut dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei wurde seit Jahrzehnten keine erfolgreiche Fortpflanzung mehr beobachtet.

Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Jangtse-Riesenweichschildkröte: Denn nach Angaben der New York Post sind heute nur noch zwei bekannte Exemplare am Leben, beide männlich. Eines befindet sich im Suzhou Zoo in China, das andere im Xuân-Khanh-See in Vietnam. Das letzte dokumentierte Weibchen wurde 2023 tot aufgefunden.

Der Vaquita: Eine der seltensten Tierarten der Meere

Im nördlichen Golf von Kalifornien lebt eine Tierart, die selbst Forschern kaum begegnet: der Vaquita. Denn der kleine Schweinswal gilt laut Whale and Dolphin Conservation (WDC) als einer der seltensten Meeressäuger der Welt. Nur noch etwa zehn Tiere existieren, ihr Bestand ist massiv durch illegale Fischernetze bedroht. In diesen verfangen sich Vaquitas regelmäßig, was sie das Leben kostet.

Der Vaquita ist kompakt gebaut, grau gefärbt und durch dunkle Flecken rund um Augen und Maul leicht zu erkennen. Mit maximal 1,5 Metern Länge zählt er zu den kleinsten Vertretern der Schweinswale.

Das Saola gehört zu den seltensten Tierarten der Welt

Erst 1992 wurde das Saola entdeckt, ein seltenes Wildtier mit langen Hörnern. Es gehört zur Familie der Bovidae, genau wie Rinder, Büffel und Antilopen. Das scheue Säugetier lebt ausschließlich in den dicht bewaldeten Bergregionen an der Grenze zwischen Laos und Vietnam. Laut Angaben der Saola Working Group könnten nur noch wenige Dutzend Exemplare existieren.

Mit seinem kräftigen Körper, der markanten Gesichtszeichnung und der isolierten Lebensweise bleibt das Saola weitgehend ein Rätsel. Denn in freier Wildbahn konnte es bisher noch nie von Wissenschaftlern direkt beobachtet werden.

Der Waldrapp: Eines der seltensten Tierarten der Welt ist in Süddeutschland zuhause

Eines der seltensten Tiere der Welt hat in Süddeutschland wieder Fuß gefasst: der Waldrapp. Dieser auffällige Zugvogel mit kahlem Kopf, rotem Schnabel und glänzend schwarzem Gefieder galt in Deutschland lange Zeit als ausgestorben. Erst durch gezielte Wiederansiedlungsprojekte wie dem LIFE-Projekt konnte sich eine kleine Population wieder etablieren. Laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) lebten Anfang 2022 knapp 200 Tiere in Auswilderungskolonien im Alpenraum. Besonders einzigartig dabei ist, dass den handaufgezogenen Jungvögeln der Weg in ihr Winterquartier mithilfe von Ultraleichtflugzeugen gezeigt wird.

Trotz aller Fortschritte bleibt die Zukunft des Waldrapps unsicher. Wie die Seite des LIFE-Projekts berichtet, reicht die aktuelle Bestandsgröße noch nicht aus, um das langfristige Überleben der Art zu sichern. Ziel ist es deshalb, bis 2028 eine stabile Population mit mehr als 360 Tieren zwischen den Alpen und der Toskana aufzubauen.

Das Java-Nashorn ist eines der seltensten Tiere weltweit

Kaum eine andere heute lebende Säugetierart hat so wenige Individuen wie das Java-Nashorn. Laut Angaben des World Wildlife Fund (WWF) existieren nur noch rund 76 Tiere, die ausschließlich im Ujung-Kulon-Nationalpark auf der indonesischen Insel Java vorkommen. Früher war die Art in weiten Teilen Südostasiens verbreitet, doch Wilderei, Krankheiten und der Verlust ihres Lebensraums haben den Bestand massiv reduziert.

Die faltige, graugrüne Haut des Java-Nashorns legt sich in dicken Schichten um seinen Körper und erinnert an eine Rüstung. Im Vergleich zu anderen Nashornarten wirkt es jedoch deutlich schlanker, sein einzelnes Horn ist kürzer und der Kopf schmaler geformt.

Der Amur-Leopard: Eines der seltensten Tiere der Welt

Der Amur-Leopard ist eine der am stärksten bedrohten Großkatzen der Erde. Laut Angaben des WWF existieren weltweit nur noch mehr als 84 Tiere dieser Art. Sie leben zurückgezogen in den Laub- und Mischwäldern im Grenzgebiet zwischen Russland und China. Dort haben sich die Tiere an das kühles Klima und die bergigen Landschaften angepasst. Sie sind meist allein unterwegs und können große Distanzen überwinden.

Bedroht ist der Amur-Leopard vor allem durch Wilderei und den Rückgang seiner Beutetiere. Besonders sein geflecktes Fell macht ihn zur Zielscheibe illegaler Jagd. Um die Art zu schützen, wurde 2012 in Russland ein Schutzgebiet gegründet, das große Teile ihres verbliebenen Lebensraums umfasst.

Die seltensten Tiere der Welt: Der Sumatra Tiger

Der Sumatra-Tiger ist die letzte noch lebende Form des sogenannten Sunda-Tigers, der einst auch auf den Inseln Java und Bali vorkam. Heute leben weniger als 400 Tiere in freier Wildbahn, manche Schätzungen gehen von nur 250 aus. Der Bestand beschränkt sich auf dichte Regenwälder der indonesischen Insel Sumatra. Laut DiscoveryUK befindet sich die größte bekannte Population im Kerinci-Seblat-Nationalpark im Westen der Insel. Wilderei, Lebensraumverlust und schwindende genetische Vielfalt setzen der Art stark zu.

Im Vergleich mit anderen Tigern ist der Sumatra-Tiger kleiner und kompakter. Sein dunkles Fell ist mit dichten, kräftigen Streifen gezeichnet, das Gesicht von auffälligen Backenhaaren umrahmt. Die scheuen Tiere leben meist zurückgezogen im Wald und jagen vor allem Wildschweine, Hirsche und andere mittelgroße Beutetiere.

Der Tapanuli-Orang-Utan ist eines der seltensten Tiere der Welt

Kaum entdeckt und schon gefährdet: Der Tapanuli-Orang-Utan wurde erst 2017 als eigenständige Art beschrieben und gilt seither als die seltenste Menschenaffenart der Welt. Nur etwa 767 Tiere leben heute noch im Norden Sumatras, verteilt auf zwei voneinander getrennte Gruppen. Ihr Lebensraum, das Batang-Toru-Ökosystem südlich des Tobasees, schrumpft zunehmend durch Straßenbau, Bergbau und großflächige Rodung, wie der WWF berichtet.

Äußerlich unterscheidet sich der Tapanuli-Orang-Utan durch einen kleineren Schädel, eng stehende Augen und krauses Fell von seinen Verwandten. Männliche Tiere entwickeln mit zunehmendem Alter markante Wangenwülste und einen Kehlsack, mit dem sie weit hörbare Rufe ausstoßen. Wie alle Orang-Utans bewegen sie sich fast ausschließlich in den Baumwipfeln, wo sie schlafen, fressen und sich fortbewegen.

Übrigens: Mehr über Rekorde erfahren Sie in unseren Artikeln zu den stärksten Winden, die jemals gemessen wurden, den größten Städten Deutschlands und den teuersten Restaurants der Welt.