Stefanie Eller

Staudämme gehören zu den bedeutendsten Bauwerken der Menschheitsgeschichte. Sie sichern die Wasserversorgung, schützen vor Überschwemmungen und ermöglichen die Bewässerung trockener Regionen. Manche von ihnen werden dabei besonders groß gebaut und überragen alle anderen ihrer Art.

Dabei ist ihr Prinzip alles andere als neu: Schon vor Tausenden Jahren errichteten Menschen Dämme, um Wasser zu kontrollieren und für sich zu nutzen. Einige dieser Bauwerke existieren bis heute, andere sind nur noch in Überresten erhalten. Das sind die ältesten Staudämme der Welt.

Das ist der älteste noch bestehende Staudamm der Welt

Schon vor fast 2000 Jahren errichteten die Römer einen Staudamm, der bis heute funktioniert. Denn der Proserpina-Damm nahe Mérida in Spanien gilt laut Guinness World Records als das älteste noch betriebene Bauwerk seiner Art weltweit. Laut UNESCO entstand er vermutlich zwischen 100 und 110 nach Christus, also zur Zeit von Kaiser Trajan.

Der Damm versorgte damals die römische Kolonie Emerita Augusta über ein zehn Kilometer langes Aquädukt mit Wasser. Er ist 427 Meter lang, 21,6 Meter hoch und am oberen Ende etwa 2,3 Meter breit. Der Proserpina-Damm besteht aus einem Erdwall mit Ziegelverkleidung. 1991 wurde er umfassend saniert und ist bis heute in Betrieb.

Weitere Staudämme, die zu den ältesten noch bestehenden gehören:

Der Proserpina-Damm ist kein Einzelfall. Denn auch an anderen Orten wurden schon früh Staudämme errichtet, die die Jahrhunderte überstanden haben und bis heute erhalten sind. Dazu zählen unter anderem:

  • Der Homs-See-Damm

Der Homs-See-Damm ist ein rund sechs Meter hoher Erdschüttdamm aus Felsmaterial, der den Orontes-Fluss in Syrien aufstaut. In manchen Quellen wird der alte Damm sogar als der älteste noch bestehende Staudamm der Welt bezeichnet. So datiert zum Beispiel Britannica seinen Bau auf etwa 1300 vor Christus.

Andere jedoch gehen von einem deutlich späteren Ursprung aus. Eine Veröffentlichung der International Commission on Irrigation and Drainage beschreibt den auch als Qattinah-Damm bekannten Bau so als ein römisches Projekt aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus, errichtet unter Kaiser Diokletian.

Egal welche Version nun am Ende wirklich zutreffen sollte, fest steht: Der Homs-See-Damm zählt in jedem Fall zu den ältesten noch erhaltenen Staudämmen der Welt.

  • Der Cornalvo-Damm

Nur wenige Jahrzehnte nach dem Proserpina-Damm entstand ein weiteres antikes Bauwerk in Spanien, das bis heute erhalten ist. Der Cornalvo-Damm liegt etwa 13 Kilometer nordöstlich von Mérida und wurde laut Angaben der UNESCO vermutlich in der Regierungszeit von Kaiser Hadrian gebaut, also um das Jahr 120 bis 130 nach Christus. Trotz seines langen Bestehens ist auch dieser Damm bis heute im Einsatz.

  • Der Kallanai-Damm

Der Kallanai-Damm liegt im Süden Indiens am Fluss Kaveri im Bundesstaat Tamil Nadu und ist der älteste Damm des Landes. Er wurde im zweiten Jahrhundert nach Christus unter König Karikalan von der Chola-Dynastie errichtet. Das Bauwerk ist 329 Meter lang, 20 Meter breit und 5,4 Meter hoch und besteht aus unbearbeiteten Steinen, die ganz ohne Zement verbaut wurden.

Der Damm wurde ursprünglich errichtet, um das Wasser des Kaveri-Flusses über Kanäle in das fruchtbare Thanjavur-Delta zu leiten. Und bis heute erfüllt er auch noch diesen Zweck: Laut Angaben der International Commission on Irrigation and Drainage werden mittlerweile rund 534.500 Hektar über das System bewässert.

Die ältesten Staudämme der Geschichte

Nicht alle historischen Staudämme haben die Jahrhunderte unbeschadet überstanden. Von manchen sind nur noch Überreste erhalten, wie von diesen beiden, die zu den ältesten historischen Staudämmen gehören:

  • Der älteste Staudamm überhaupt

Im heutigen Jordanien liegen die Reste des vermutlich ältesten Staudamms der Menschheitsgeschichte. Errichtet wurde der Jawa-Damm nämlich im vierten Jahrtausend vor Christus in der Schwarzen Wüste, nahe dem Ort Jawa. Laut Angaben von Britannica bestand das Bauwerk aus einer Kombination aus Erde und Mauerwerk. Es sollte das Wasser eines kleinen Fließgewässers zurückhalten, um die Felder flussabwärts besser bewässern zu können.

  • Die älteste bekannte Großtalsperre der Welt

Südlich von Kairo, in der Nähe der Stadt Helwan, befinden sich die Überreste eines besonders alten und großen Staudamms. Denn der Sadd al-Kafara, was so viel bedeutet wie „Damm der Heiden“, wurde laut Angaben des Hydria Virtual Museums etwa zwischen 2700 und 2600 vor Christus gebaut.

Er entstand im Garawi-Tal und war rund 14 Meter hoch sowie 113 Meter lang. Gedacht war er vor allem als Schutz vor Überschwemmungen, aber auch zur Wasserversorgung von Arbeitern in nahegelegenen Steinbrüchen. Noch vor seiner Fertigstellung wurde der Damm jedoch durch eine Flut zerstört.

Übrigens: Mehr über Rekorde erfahren Sie in unseren Artikeln zu den ältesten Museen der Welt, dem größten Schlachtschiff aller Zeiten und den kleinsten Säugetieren der Welt.