Dieser Sommer ist kein normaler in Südafrika, spätestens seit hier vor vier Wochen die neue Omikron-Variante aufgespürt und das Land unter internationale Quarantäne gestellt wurde. Auch ich wurde vor ein paar Tagen unerwartet von Omikron erwischt – dem Virus, das hier für inzwischen quasi alle neuen Corona-Fälle verantwortlich ist.

Gegenwärtig stehe ich kurz vor dem Ende meiner zehntägigen Quarantäne in Kapstadt, in deren Verlauf ich durchweg nur milde Erkältungssyndrome hatte: ein leichter Husten (fast ein Räuspern), belegte Stimmbänder, etwas Halskratzen. Das war‘s.

Nicht mehr als eine Mini-Erkältung

Zum Test bin auch nur deshalb gegangen, weil um mich herum plötzlich so viele Freunde und Bekannte positiv getestet wurden. Unter normalen Umständen hätte ich das Ganze als eine Mini-Erkältung abgetan und nichts unternommen.

Was sicherlich ein Grund dafür ist, warum sich Omikron so rasend schnell und mit bislang beispiellosem Tempo nicht nur in Südafrika, sondern weltweit verbreitet. Und nach dem, was ich hier erlebe, durch nichts zu stoppen sein wird, auch nicht durch den deutschen Einreise-Stopp.

Menschen, die eine Corona-Impfung erhalten haben, warten in Orange Farm auf die Bearbeitung ihres Impfausweises. Südafrika hat seine ...
Menschen, die eine Corona-Impfung erhalten haben, warten in Orange Farm auf die Bearbeitung ihres Impfausweises. Südafrika hat seine Impfkampagne nach der Entdeckung der Omikron-Variante des Coronavirus beschleunigt. | Bild: Jerome Delay/AP/dpa

Ich weiß übrigens nicht, wo mich Omikron als eher Vorsichtiger infiziert hat. Ich bin doppelt geimpft (die zweite Impfung bekam ich vor fünf Monaten) – wobei wir ja inzwischen wissen, dass die Impfung schon nach einem halben Jahr quasi keinerlei Schutz mehr gegen Omikron bietet. In Bus und Laden trage ich immer brav Maske und verhalte mich auch sonst stets selbstverantwortlich.

Und ja, ich weiß um den Zeitabstand zwischen Ansteckung und Hospitalisierung. Aber immerhin sind seit dem Ausbruch von Omikron im Großraum Johannesburg/Pretoria nun schon mehr als vier Wochen vergangen – die einen gewissen Optimismus rechtfertigen … Und ja, ich weiß, dass Südafrika wegen der hohen „Durchseuchung“ in seiner dritten (Delta)-Welle ein Sonderfall sein könnte.

Südafrika ist jung, aber krank

Und dass seine Bevölkerung mit 26 Jahren jünger als das rapide alternde Deutschland ist (45 Jahre). Andererseits ist meine Wahlheimat am Kap zwar jung, aber auch ziemlich krank: Südafrika zählt Millionen von Aids- und Tuberkulose-Kranken – alles Menschen mit schwer kompromittiertem Immunsystem.

Ich weiß, dass vieles noch unklar ist – und das bei einer Omikron-Megawelle, wie sie nach Meinung der meisten Experten nach Deutschland kommen wird. Aber ein Blick auf die jüngsten Zahlen in Südafrika (wo es solche Zahlen in aufgeschlüsselter Form gibt, weil man hier besser digitalisiert ist) sagt mir auch, dass vieles eben doch auf einen milderen Verlauf als bei allen vorherigen Varianten hindeutet. Zumal das Gleiche von führenden Ärzten, Krankenhausbetreibern und Krankenversicherern beobachtet wird.

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Einer davon, Discovery Health, hat gerade erst penibel Daten über die Impfungen und Covid-Tests seiner Mitglieder gesammelt – immerhin 78.000 Covid-19-Testergebnisse für Omikron-Infektionen vom 15. November bis 7. Dezember 2021. In der Studie geht es vor allem um die Zunahme an Impfdurchbrüchen.

Viel wichtiger jedoch: Die Daten zeigen, dass sich die Betroffenen hier viel schneller als zuvor von dem Virus erholen – für gewöhnlich in nur drei bis vier Tagen. Südafrika erwägt daher, wie bereits Großbritannien, eine Halbierung der Quarantäne auf nur noch fünf Tage. Überlegungen für neue Restriktionen oder gar Lockdowns gibt es bisher keine.

Wolfgang Drechsler (58) stammt aus Göttingen und lebt seit mehr als 30 Jahren als Korrespondent in Südafrika. Er schreibt unter anderem für den SÜDKURIER.