Nach einer Entscheidung einer bundesweiten Schiedsstelle für Beleghebammen an Kliniken Anfang April sind viele der Beleghebammen in Sorge. Der Grund: Durch ein neues Vergütungssystem könnten die Beleghebammen ab November finanziell schlechter gestellt sein und laut dem Hebammenverband Baden-Württemberg bis zu 40 Prozent weniger verdienen.

Auch Konstanzer Beleghebammen kämpfen seit der Entscheidung mit Existenzängsten. Helena Schneider und Naomi Börsig arbeiten in Konstanz als Beleghebammen, seit das Konstanzer Klinikum im April 2023 auf das Modell umgestellt hat, sind von den Änderungen direkt betroffen. Sie und der Hebammenverband Baden-Württemberg fürchten, dass es wieder zu temporären Kreißsaal-Schließungen kommen könnte. 

Helena Schneider (links) und Naomi Börsig sind Beleghebammen am Klinikum Konstanz.
Helena Schneider (links) und Naomi Börsig sind Beleghebammen am Klinikum Konstanz. | Bild: Marina Schölzel

Jetzt hat sich auch die Leitung des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz, Bernd Sieber (Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds), Thomas Beringer (Kaufmännischer Direktor Klinikum Konstanz) und Andreas Zorr (Chefarzt der Frauenklinik am Klinikum Konstanz) in einer gemeinsamen Stellungnahme geäußert.

Bernd Sieber, GLKN-Geschäftsführer in Konstanz
Bernd Sieber, GLKN-Geschäftsführer in Konstanz | Bild: Alexander Stertzik

„Praktische Umsetzung im Klinikalltag höchst fraglich“

Die enge Zusammenarbeit zwischen Kliniken und freiberuflichen Hebammen habe sich bewährt, heißt es da, das Ergebnis der Schiedsstelle betrachte man mit großer Sorge. Die Umsetzung des neuen Vergütungssystem sei im Klinikalltag höchst fraglich. Notfälle, parallele Verläufe oder unerwartete Entwicklungen gehören zum Alltag, das Modell der Beleghebammen habe sich bewährt.

Thomas Beringer, Kaufmännischer Direktor am Klinikum Konstanz
Thomas Beringer, Kaufmännischer Direktor am Klinikum Konstanz | Bild: Steinert, Kerstin

Weiter heißt es, dass man nachvollziehen könne, dass die neuen Regelungen die Beleghebammen verunsichern. Finanzielle Auswirkungen könne man aber noch nicht abschließend bewerten.

Sollte sich bestätigen, dass das Modell nicht mehr wirtschaftlich tragfähig ist, wäre die Geburtshilfe in Konstanz massiv gefährdet, mit drastischen Konsequenzen für den Landkreis. Die Auswirkungen von mangelnden Kapazitäten habe man bereits bei den zeitweiligen Kreißsaal-Schließungen 2022 gesehen. Nun brauche es politische Lösungen.