Sie scheint nicht zu altern. Ihr Gewicht von 3,5 Kilogramm hält sie seit Langem. Das Fell ist immer noch samtig weich, schneeweiß und von einigen karamellbraunen Streifen durchzogen. Ihre Augen strahlen magnetisch blau. Mit Sternsaphiren verglich Karl Lagerfeld die Katzenaugen, während der Schwanz des Tiers den Federn einer Boa gleiche.
Am Montag jährt sich der Todestag des deutschen und zugleich so Pariserischen Modedesigners zum fünften Mal. Seine Hauskatze Choupette erfreut sich derweil weiterhin guter Gesundheit – das lässt sich anhand ihrer Konten in den sozialen Netzwerken nachvollziehen. Dort posiert sie regelmäßig für Fotos, je nach Anlass oder auch einfach so: Mal sitzt sie neben einem vergoldeten Katzenkopf, mal vor einem Weihnachtsbaum mit Geschenken.
Ein Foto vom Silvesterabend zeigt sie in den Armen von Françoise Caçote, der ehemaligen Mitarbeiterin und Vertrauten Lagerfelds, die sich seit seinem Tod um das Tier kümmert, was sie teils auch schon zuvor getan hatte. So war sie es schon gewöhnt, Choupette Geschichten vorzulesen und genau zu notieren, wann sie ihre Toilette machte.
Um sicher zu gehen, dass es der Katze auch nach seinem Ableben an nichts fehlen würde und da es in Frankreich verboten ist, Geld an ein Tier zu vererben, bedachte der Modezar Caçote laut französischen Medienberichten mit 1,5 Millionen Euro. Sie ist es auch, die regelmäßig Informationen über Choupette in den sozialen Netzwerken teilt. Auf Instagram folgen der Katze 263.000 Menschen.

Geboren im Sommer 2011 unter dem Namen Guimauve du Blues Daphnée, gehörte das Tier zunächst dem mit Lagerfeld befreundeten Mannequin und Sänger Baptiste Giacobini. Eigentlich sollte es nur während dessen zweiwöchiger Abwesenheit bei dem Designer unterkommen und von seiner Haushälterin versorgt werden. Doch Choupette – das französische Kosewort für Tiere oder auch kleine Mädchen bedeutet „die Süße“ – blieb.
Ihre mediale Karriere begann, als der Modejournalist Stephen Gan im Januar 2012 ein Foto von ihr in Lagerfelds Wohnung veröffentlichte. Bald zierte sie die Titelseiten großer Magazine wie „Harper‘s Bazaar“ und „Vogue“ in den Armen von Supermodels wie Linda Evangelista und Gisele Bündchen, veröffentlichte ein digitales Tagebuch, einen Ratgeber und erhielt Post von Brigitte Bardot. Die frühere Schauspielerin und passionierte Tierschützerin bat sie, „in das Ohr von Papa Karl zu schnurren, dass alle ihre kleinen Brüder aus Pelz verzweifeln“, wenn er deren Fell für seine Mode verwende. Doch der Appell blieb ungehört.

Lagerfeld, der langjährige Kreativdirektor von Chanel, der keine Kinder hatte, sagte einmal, er sei verliebt in das Tier. Und so wie Lagerfeld aus sich selbst eine Marke mit klar definiertem Look – dunkle Sonnenbrille, weißer Stehkragen und Handschuhe – machte, so schuf er auch mit Choupette eine Ikone. „Bald ist sie bekannter als ich“, kokettierte er in einer Fernsehsendung. Darin verriet er auch, dass er der Katze ein iPad geschenkt habe.
Indem er ein Tier mit dem größten Luxus verwöhnte, es in Edelrestaurants ausführte, in seiner Limousine oder im Privatjet mitnahm, unterstrich er seine eigene Exzentrik. Und bewies einmal mehr seinen guten Geschäftssinn, als er Choupette eigene Kollektionen widmete, Taschen und Accessoires in Form von Katzenköpfen oder mit Schnurrbart schuf.
Durch ihre eigenen Werbeeinnahmen sei sie „ein reiches Mädchen“, sagte Lagerfeld einmal. Das französische Wirtschaftsmagazin „La Tribune“ schätzte diese im Jahr 2014 auf mehr drei Millionen Euro. So posierte die Katze für Anzeigen des Autohauses Opel oder der japanischen Kosmetik-Marke Shu Uemura. Nervosität ließ sie bei ihren Auftritten nie durchscheinen. Sie trat so nonchalant und lässig auf wie ein Profi-Model.