Eine der schönsten Hallen in der Schweiz. Mit diesem Motto wirbt die Tennis- und Eventhalle in Unterwasser, einem kleinen Städtchen im Kreis Toggenburg. Nun wurde sie zur Bühne eines der größten Konzerte der Neonazi-Szene der vergangenen Jahre mit über 5000 mehrheitlich deutschen Besuchern. Beat Frischknecht, Vermieter der Halle, sagt: "Wir haben das an jemanden vermietet, der ein Nachwuchskonzert für Schweizer Bands veranstalten wollte."

Dieser jemand, den er nicht nennt, ist nach Informationen des SÜDKURIER der Thüringer Matthias M., der Kontakte zur rechtsextremen Szene pflegt. Nach Unterwasser kamen schließlich keine Schweizer Talente sondern Größen der Rechtsrock-Szene wie Stahlgewitter oder Frontalkraft. Sie bescherten dem Veranstalter einen Umsatz von mindestens 150.000 Euro. Warum hat die anwesende Kantonspolizei die Veranstaltung nicht aufgelöst?

Rolf Züllig ist Gemeindepräsident von Unterwasser und entspricht damit einem Bürgermeister. Er war vor Ort. "Gemeinsam mit höchstens zwölf Polizisten", wie er sagt. Dass er überhaupt auf das Konzert aufmerksam wurde, lag an einem besorgten Anruf eines Anwohners, der sich laut Züllig "wegen lauter Glatzen im Ort sorgte".

Die Veranstaltung wurde im Verborgenen geplant. Anhänger der Szene wurden an diesem Tag nach Ulm gelotst, von wo aus es weiter in die Schweiz ging. Die "Brigade Werratal-Rennsteig" kündigte auf Facebook an, die "wilde Fahrt gegen 8 oder 9 Uhr" starten zu wollen.

Züllig erinnert sich, "grölende, schwitzende, offensichtlich rechtsradikale Menschen" gesehen zu haben, als er die Halle betrat. Was die Polizei gemacht habe? Beobachtet und gehofft, dass sich der Spuk auflöst. "Wir haben uns allesamt machtlos gefühlt, was hätten wir denn mit zwöf Polizisten gegen Tausende Neonazis unternehmen sollen?", fragt Züllig. Gian Andrea Rezzoli, Sprecher der Kantonspolizei, erklärt: "Um dieses Konzert zu verhindern oder abzubrechen, wären Hunderte von Einsatzkräften erforderlich gewesen."

Ein Freund von M. aus einem Tätowierstudio in Rapperswil, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hält diesen für einen "lieben Menschen". Er fragt sich, was die Aufregung soll. "Wir haben wichtigere Probleme. Flüchtlinge zum Beispiel, die Frauen vergewaltigen." Er sei zwar nicht selbst in Unterwasser gewesen, aber die Texte der Bands finde er "interessant und gut". Er höre das auch. Am Samstag ist das nächste Rechts-Konzert in der Schweiz geplant. Ein Ort steht noch nicht fest, aber Beobachter rechnen mit der Gegend um Rapperswil. Ein Zufall?