- Ich fahre doch viel im Gelände. Viele SUV-Käufer – vor allem Männer – betrachten sich als Naturburschen, die jeden zweiten Tag einen Baum fällen und diesen dann aus dem Wald ziehen. Oder sie schleppen Pferdeanhänger sowie Wohnwagen durch die Gegend. Oder sie erlegen Wild und packen es in die eingebaute Fleischwanne im geräumigen Hinterteil ihres Großautos. Das ist meist Illusion mit einer Prise Angeberei. Die meisten SUV sind inzwischen nicht mehr geeignet fürs Gelände. Ihre feine Ausstattung wäre abseits der Straße bald ruiniert. Und Alu-Felgen oder Chromleisten benötigt man weder für Wald noch für die Fahrt zum Fischweiher, sie wären viel zu schade.
- Ich benötige etwas Solides. Ja, der Sicherheitsaspekt. Im Klartext geht das so: Wer das größere Auto hat, der überlebt. Und wer eines hat, das größer, höher und schwerer ist, überlebt doppelt. So etwa lautet die Sicherheitsphilosophie beim SUV-Kauf. Wer also in einen zwei Tonnen schweren Koloss investiert, kauft eine Lebensversicherung auf Rädern. Doch kann das nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Dieses Panzer-Argument sagt mehr über das verkorkste Menschenbild aus als über Sicherheit. Die Straße ist demnach eine erweiterte Kampfzone, in der das stärkste Fahrzeug siegt. Geht‘s denn noch?
- Mein Kreuz schmerzt. Diese Ausrede ist die beste aller fünf Ausreden. Hier liegen buchstäblich die Nerven blank, eine medizinische Notlage quält. Tatsache ist: In einen SUV steigt man bequemer ein als in einen tiefer gelegten Zweisitzer. Doch gibt es auch andere Fahrzeuge mit hoher Sitzkante außer dem SUV. Um orthopädisch korrekt zu fahren, muss man nicht zwei Tonnen garniertes Blech in die Garage stellen.
- Ich brauche eben viel Platz. Ja, Raum ist genug in den Geländewagen, die keine sind. Im Kern handelt es sich um kleine rollende Wohnzimmer, in denen man den Hut aufbehalten kann. Aber Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt einen vollbesetzten SUV gesehen? Es ist doch so, dass in den meisten dieser hochbockigen Geräte Menschen im Singular sitzen. Oder in der Kombination von Mutter und Kleinkind, flankiert von einem ängstlichen Haustier. Die meisten der edlen Plätze bleiben leer. Das Platzargument ist ganz weit hergeholt.
- Mein SUV ist schön. Zugegeben, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Jeder hat seinen eigenen Stil, und man soll diese klotzigen Fahrzeuge mit den großen Rädern mögen dürfen. Aber schön? Der SUV ist nicht aerodynamisch. Er ist nicht elegant wie die Limousinen der 80er Jahre, die in einem Schwung gezeichnet und geformt waren. Seine hohen Hauben lassen eher an landwirtschaftliche Fahrzeuge denken. Als Ganzes vermittelt der SUV eine Pseudo-Ländlichkeit. Darin fahren häufig Menschen, die mit Natur nicht so viel am Hut haben. Voll klimatisiert und erhaben rollen sie durch die Landschaft, deren Lärm sorgfältig ausgeblendet wird. Der SUV ist schließlich perfekt gedämmt, damit nur kein Summen und Grunzen ins Wageninnere dringt.
Was heißt SUV?
SUV kommt aus dem US-Automobilbau und steht für Sport Utility Vehicle – also ein „sportliches Nutzfahrzeug“. Vorbild waren Geländewagen (Jeeps) mit großer Bodenfreiheit. Doch sind viele SUV heute nicht fürs Gelände zu empfehlen, denn einige Modelle haben keinen Allradantrieb mehr. Für den Kauf dieses Autotyps spricht das Raumangebot sowie die Sitzposition hoch über dem Verkehrsgeschehen. In der Klimadebatte schneiden SUV schlecht ab: Sie gehören zu den Autos, die mit enormem Aufwand hergestellt werden. Ihre Produktion ist mit hohem CO2-Ausstoß verbunden. Deshalb werden sie immer wieder als Dinosaurier der Mobilität bezeichnet. (uli)