Wenn Heiner Ettwein über sein Vorhaben, sich eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) anzuschaffen, spricht, mischt sich schnell Frust in seine Stimme. Gegen Ende des vergangenen Jahres entschied sich der Bräunlinger dafür, mittels Solarzellen auf seinem Dach elektrische Energie zu erzeugen. Ihm gehe es dabei vor allem um den Klimaschutz, erklärt Ettwein. Auch hegt er schon seit längerer Zeit den Traum von einem E-Auto, das dann mit Solarstrom geladen werden soll.

Vergleichsportale statt Rundum-Paket

Bevor es die Anlage aber auf sein Dach schaffen sollte, musste sich Ettwein auf eine lange Suche nach Handwerkern begeben, die sich um Montage und Anschluss kümmern. Denn er entschied sich gegen ein Rundum-Paket, bei dem die Anlage und die Anbringung vom gleichen Unternehmen organisiert werden.

Heiner Ettwein wünscht sich, dass die Handwerker von ihrer Haltung abrücken, nur eigene Anlagen zu verbauen – denn das schrecke ...
Heiner Ettwein wünscht sich, dass die Handwerker von ihrer Haltung abrücken, nur eigene Anlagen zu verbauen – denn das schrecke potenzielle Kunden ab. | Bild: Marvin Nagel

Dabei war genau das eigentlich sein Plan. Deswegen ließ er sich von einem Bonndorfer Elektriker ein Angebot unterbreiten, das die Anlage, das Speichersystem und den Anschluss an das Hausnetz beinhaltete. 20.885,62 Euro hätte das Paket gekostet. „Da wären aber noch Kosten für das Gerüst am Haus hinzugekommen. Außerdem wäre der Speicher mit rund 5 Kilowattstunden (kWh) relativ klein gewesen für eine Anlage mit einer Leistung von 14,85 Kilowatt Peak (kWp)“, erklärt Ettwein seine Absage an das Angebot.

„Ich bin Rentner und habe Zeit, dementsprechend hatte ich kein Problem damit, Vergleichsportale zu durchforsten und mir mein eigenes Angebot zusammenzustellen“, sagt Ettwein.

Fündig wurde er bei unterschiedlichen Firmen. Den Wechselrichter, das Solarspeicherset und das Halterungsset für die Module gab es für 8292,40 Euro bei einer Karlsruher Firma, die Solarpaneele selbst kamen für 3849,28 Euro von einem Elektriker aus Bayern. Zwischensumme 12141,68 Euro – nur die Montage und der Anschluss fehlten noch.

Nur Teile aus dem eigenen Betrieb werden montiert

Dass das der schwierigste Teil seines Projekts ist, erfährt Ettwein schnell: „Schon beim ersten Elektriker, den ich angerufen habe, bekam ich direkt eine Absage.“ Diese sei aber nicht etwa wegen der hohen Auslastung des Betriebs gekommen – sondern weil der Elektriker keine Anlagen montiert und anschließt, die nicht auch bei ihm gekauft wurden.

Matthias Bauer, Abteilungsleiter Energie der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, kann diese Absage nachvollziehen: „Viele Handwerker haben ihre Geräte und Wechselrichter, mit denen sie es gewohnt sind zu arbeiten. Niemand möchte sich der Gefahr aussetzen, eine PV-Anlage falsch anzuschließen – denn dann steht man auch vor der Haftungsfrage. Vor allem, wenn es nicht die Geräte aus dem eigenen Betrieb sind.“

Matthias Bauer ist Abteilungsleiter Bauen, Wohnen, Energie der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.
Matthias Bauer ist Abteilungsleiter Bauen, Wohnen, Energie der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. | Bild: Wolfram Scheible

Für Heiner Ettwein war es die Erste in einer Reihe von Absagen. Wenn er überhaupt eine Antwort auf seine Anfrage bekam, war der Tenor immer der gleiche: PV-Anlagen werden nur angeschlossen, wenn sie auch im jeweiligen Betrieb gekauft wurden.

Nur ein Ein-Mann-Betrieb aus Freiburg habe sich bereit erklärt zum Anschluss, berichtet Ettwein – allerdings gegen eine Anzahlung. Diese habe Ettwein leisten sollen, bevor der Elektriker überhaupt das Haus in Betracht genommen hätte. Ettwein war das zu unsicher, die Suche ging weiter.

Größerer Speicher – aber mehr Zeitaufwand

Fündig wurde Ettwein schließlich nur wenige Straßen von seinem Zuhause entfernt. Ein Zimmermann aus Bräunlingen erklärte sich bereit, ihm die Anlage auf das Dach zu montieren. Insgesamt 5758 Euro zahlte Ettwein dafür. Immerhin für den darauffolgenden Anschluss ans Stromnetz findet er schnell einen Elektroinstallateur. Wobei er anmerkt: „Da hat es sicherlich geholfen, dass der Installateur den Zimmermann kennt und wusste, dass er gute Arbeit liefert.“ Rund 1500 Euro wurden dafür fällig.

Insgesamt 42 Solarmodule sind auf Heiner Ettweins Dach verbaut.
Insgesamt 42 Solarmodule sind auf Heiner Ettweins Dach verbaut. | Bild: Marvin Nagel

Weit über ein halbes Jahr hat der Prozess der Beschaffung einer PV-Anlage für Heiner Ettwein gedauert. Was würde er mit dem Wissen von heute anders machen? „Vor der Bestellung der Einzelteile abklären, wer diese dann anbringt – das hätte mir viel Zeit erspart.“

Dazu rät auch Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale: „Ich plädiere dafür, alles aus einer Hand machen zu lassen, das bieten viele Solarteure an. Jeden Schritt über einen anderen Betrieb zu gehen, das ist eigentlich nicht der übliche Weg.“ Eine Einschränkung liefert Bauer aber: „Es kann im Einzelfall günstiger sein, Einzelteile, Montage und Anschluss bei verschiedenen Handwerkern zu bestellen.“

Auf Ettwein trifft das zu. 17.901,18 Euro hat er gezahlt. „Dazu kommen noch kleinere Rechnungen für Kabel und Einzelteile – trotzdem bin ich am Ende deutlich unter dem Angebot von über 20.000 Euro für das Komplettpaket“, erklärt er.

Dazu komme, dass das Angebot nur eine Anlage mit 14,85 kWp und einen Speicher von 5,12 kWh beinhaltete. Dank seiner Eigenrecherche besitzt er nun eine größere PV-Anlage mit 15 kWp und einem Speicher von 15 kWh. Er wünscht sich, dass die Anschaffung einer PV-Anlage auf eigene Faust in Zukunft noch leichter wird – denn: „Nicht jeder ist Rentner und hat so viel Zeit“, sagt Ettwein und lacht.