Ausgerechnet die Franzosen setzen jetzt Maßstäbe in Sachen Nichtraucherschutz. Vom 1. Juli greift dort ein Rauchverbot an Stränden, Parks und Gärten, in der Umgebung von Schulen und Bushaltestellen. Also praktisch überall. Nur auf Außenterrassen von Restaurants und Cafés darf noch gequalmt werden.
Dabei habe ich doch wegen des französischen Lebensgefühls einst angefangen mit dem Laster. „Liberté toujours“, immer Freiheit, der Werbeslogan der Gauloises-Zigaretten, zog mich magisch an. Dazu lümmelten auf den Plakaten schöne Menschen lässig auf Motorrollern. So wollte man doch sein als Jugendliche, oder zumindest mal hinten draufsitzen.
Die Lehrer schauten streng
Als ich mit dem Rauchen anfing, war die Zigarette noch ein Ausweis von Coolness, von Rebellion. Wer auf dem Schulhof in der Raucherecke stand, wusste, dass er am richtigen Platz war. Die Lehrer schauten streng aufs ungehörige Treiben – das kam einem doch gerade recht.
Inzwischen ist alles anders. Heute muss man mitleidige Blicke befürchten, wenn man sich zu den anderen gefallenen Gestalten in gelb umrandete Raucher-Exile auf dem Bahnhof stellt. Immerhin: Es ist noch keine Glaswand drumherum, aber das könnte noch kommen.
Man möchte ja nicht stören
Schlimmer noch: Die zunehmende soziale Stigmatisierung beginnt an der empfindlichen Raucherseele zu nagen. Man möchte ja kein Störfaktor sein, kein Quell des Ärgers und der Belästigung. Rauchen im Biergarten? Könnte die Tischnachbarn stören. Rauchen vor dem Restaurant? Prompt erntet man missbilligende Blicke von eintretenden Gästen, die sich den Appetit zu Recht nicht durch Rauchschwaden verderben lassen wollen. Rauchen auf dem eigenen Balkon? Dann kriegen die Nachbarn den Qualm ab.
Genau das übrigens könnte in Frankreich verstärkt der Fall sein: Wenn der öffentliche Raum zur Tabuzone wird, sind Raucher fast schon gezwungen, sich nach Hause zu verziehen und die Nachbarschaft zu ärgern. Bliebe noch aufhören oder, die mildere Variante: vapen. Niedlicher Erdbeer-Duft kann niemanden stören. Außer mich.
Ein bisschen Toleranz, bitte
Das größte Problem an den Raucherschutzmaßnahmen ist ja: Man kann sie verstehen! Kinder sollen das ungesunde Verhalten nicht vorgelebt bekommen. Erwachsene sollten neben Autoabgasen nicht auch noch Benzol, Blausäure und Formaldehyd einatmen müssen.
Ein wenig mehr Toleranz fordert die Raucherin allerdings in einem Punkt: Das gesundheitliche Risiko sollte zumindest, was mich angeht, meine Privatsache sein. Also keine mitleidigen Blicke, bitte. Nur ordentliches Beschweren.