Herr Oberreuter, wie groß schätzen Sie die Chancen ein, dass Annegret Kramp-Karrenbauer Kanzlerkandidatin wird?
Die Chancen schwinden. Schuld trägt auch Merkel, weil sie den Stuhl nicht geräumt und AKK damit in eine schwierige Lage gebracht hat. In der jetzigen Konstellation liefe es auf Laschet (Anm. d. Red. Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen) hinaus. Da er aber keine überzeugende Führungsfigur ist, kommt wohl auch Söder ins Spiel.
Söder betont immer wieder, er stehe als Kanzlerkandidat nicht zur Verfügung. Wie ernst ist das zu nehmen?
Wenn er gerufen wird und von historischer Verantwortung die Rede sein kann, wird er folgen.
Läuft die Kanzlerkandidatur auf Söder zu, oder sind die Spekulationen nur politisches Entertainment?
Die Dinge können sich angesichts der Not der CDU und der C-Parteien gemeinsam derart dynamisieren, dass von Entertainment keine Rede mehr sein kann.
Würden Sie ihm dazu raten?
Schwierig. Die Frage ist, ob er sich im Ernstfall der Verantwortung entziehen kann.
Hätte Söder wirklich Chancen?
Die Chancen steigen mit der Größe der Not. Wie es am Wählermarkt und im Prozess einer Koalitionsfindung aussieht, ist schwer kalkulierbar. Einfach ist anders.
Fragen: Ralf Müller, München