1. Billiges Fleisch gleich billige Arbeitskräfte

Die massenhaften Corona-Erkrankungen in Fleischbetrieben haben ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen geworfen: Geringe Löhne, ausufernde Arbeitszeiten, mangelhafte Unterbringung und Unternehmen, die sich dafür kaum zuständig fühlen, sind doch die Arbeiter bei Subunternehmen beschäftigt.

Auch wenn die großen Fleischverarbeiter wie Tönnies zum Zahlen deutscher Mindestlöhne verpflichtet haben, wenden viele Subunternehmer laut Deutschem Gewerkschaftsbund Tricks an, um den Lohn zu drücken: So werden zum Beispiel weniger Stunden ausbezahlt als gearbeitet wurden. Der Betriebsrat kann nicht eingreifen, denn er ist ja für Werkvertragsbeschäftigte nicht zuständig.

60 Kilo Fleisch verzehrt der Deutsche im Schnitt pro Jahr. Bild: dpa
60 Kilo Fleisch verzehrt der Deutsche im Schnitt pro Jahr. Bild: dpa | Bild: Daniel Maurer

2. Bei den Bauern bleibt zu wenig hängen

Wenn ein Kilo Hackfleisch im Supermarkt für 1,99 Euro zu haben ist, verdient wohl keiner mehr daran. Ansonsten landet jedenfalls wenig bei den Bauern. Das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft (KTBL) stellt Jahr für Jahr die Produktionskosten den Erzeugerpreisen gegenüber und kommt teils zu erstaunlichen Ergebnissen: Beim Masthuhn, zum Beispiel, wendeten Bauern zwischen 2016-18 im Schnitt 89 Cent pro Kilo Lebendgewicht auf. Der Erzeugerpreis lag laut Marktinfo Eier & Geflügel (MEG) bei 84 bis 86 Cent pro Kilo und somit unter den Produktionskosten.

3. Von artgerechter Haltung kann nicht die Rede sein

Kükenschreddern, Kastenstand, Tiertransporte quer durch Europa – Beispiele dafür, was schief läuft in Viehhaltung und Fleischproduktion, gibt es mehr als genug. Artgerechte Haltung, größere Ställe, weniger Antibiotikaeinsatz – all das kostet Geld, das viele Bauern nicht haben.

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4. Zu viel Fleisch ist ungesund

60 Kilogramm Fleisch verzehren die Deutschen laut dem Bundesmarktverband für Vieh und Fleisch im Schnitt pro Kopf und Jahr. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nur halb so viel. Als Teil einer vollwertigen Ernährung könne eine kleine Menge Fleisch die Versorgung mit lebenswichtigen Nährstoffen – Vitamine, Mineralien und Proteine – erleichtern. Dafür reiche aber eine wöchentliche Menge an Fleisch und Wurst von 300 bis 600 Gramm für Erwachsene aus, so die DGE. Mehrere Studien legen zumindest nahe, dass ein höheres Risiko für Darmkrebs besteht, wenn viel rotes Fleisch und Wurst gegessen wird. Zudem kann das Salz, das in Würsten enthalten ist, den Blutdruck erhöhen.

5. Fleisch ist Luxus

Als Argument für Billigfleisch wird gerne angeführt, dass Fleischkonsum weiterhin für alle finanzierbar bleiben müsse. Es stimmt natürlich: Ein Schnitzel ist kein Ferrari. Die Frage ist allerdings, ob es jeden Tag Schnitzel sein muss. Ernährungstechnisch notwendig ist das jedenfalls nicht. Wenn Tiere also vor allem für unseren Genuss sterben, kann man schon von Luxus sprechen – und der darf auch etwas kosten.