Es ist natürlich eine ganz und gar schreckliche Vorstellung: Es ist Silvester 2034/35, zur Feier darf ich noch mit meinen Verbrenner hinfahren. Doch um Mitternacht ist Schluss, das urdeutsche Erbe von Benz, Daimler, Otto, Diesel wertlos geworden, Verbrenner müssen stehen bleiben.
Nur: Das diskutiert ja gar niemand. Verbrenner wird es auch nach 2034 noch geben, nur keine neu zugelassenen mehr. Emotional ist das eine ungeheuer schwierige Vorstellung. Freude, Freiheit, ja Liebe – die ganze Gefühlspalette hängt am Auto und meist eben am Verbrenner. Sie ist allerdings auch mit einem E-Auto denkbar – aber nicht in einer von der Klimaerwärmung verödeten Welt.
Deutschlands Wohlstand hängt an der Autoindustrie, aber noch viel mehr hängt er an einer halbwegs intakten Umwelt. Das wissen längst auch die Hersteller und bereiten sich auf ein Verbrenner-Aus vor, fordern es teilweise sogar selbst.
Für sie kann das Verbot eine regelrechte Erlösung sein: Das produktionstechnisch anspruchsvolle Fahren auf beiden Schienen, Verbrenner wie E-Antrieb, um ja auch alle Kunden zu befriedigen, ist ab 2035 Geschichte. Stattdessen können sie sich ganz damit beschäftigen, die Defizite des Elektroautos auszumerzen.
Die Politik wiederum muss mit dem Verbot gleichzeitig auch ein Versprechen leisten: Bis 2035 eine Ladeinfrastruktur, vor allem aber ein entsprechendes Stromangebot zu schaffen, um die E-Autos zu versorgen. Genau hier könnte das Verbot an sich selbst scheitern.

Bei der Wahl des richtigen Antriebs spricht alles für den Elektromotor. Seine Effizienz ist im Vergleich zum Verbrenner enorm, sein Bauprinzip ist einfach, weswegen er sich auch zu geringeren Kosten herstellen lässt und seltener gewartet werden muss als Diesel oder Benziner. Außerdem rußt er nicht und macht keinen Krach. Kurz: Als Gattung ist er dem Verbrenner haushoch überlegen.
Genau das ist aber auch der Grund, wieso ein Verbrenner-Verbot absurd ist. Immerhin wurde das Pferd ja auch nicht verboten, als sich vor mehr als 100 Jahren der Benziner durchzusetzen begann. Die Kutsche und der Gaul verschwanden einfach im Lauf der Zeit aus dem Alltag.
Alles auf die Elektro-Karte zu setzen, wie es jetzt geschehen soll, ist dagegen fahrlässig. Es gefährdet nicht nur deutsche Arbeitsplätze, vor allem bei den vielen kleinen Automobilzulieferern, die nicht wie die Autobauer zügig auf E-Antriebe umstellen können. Es hilft auch der Klimawende nicht weiter.
Deutschland wird die massiv steigende Nachfrage nach Ökostrom nicht decken können, wenn ab kommendem Jahrzehnt alle Sektoren voll auf Elektro umschalten. Es wird Alternativen wie klimaneutrale Kraftstoffe geben müssen, die per Schiff aus den heutigen Erdölstaaten nach Europa kommen.
Wobei der Streit um den richtigen Antrieb am Ende sowieso überbewertet ist. Um im Verkehrssektor nachhaltig zu werden, braucht es vor allem eines:
weniger Mobilität, egal mit welchem Antrieb.